Bastian Zimmermann ist Ratsherr, der die Musik schon mit 13 Jahren für sich entdeckte und aus seiner Kreativität einen Beruf machte. Wir trafen den Wolfsburger zum krassen Interview.

Seine Anfänge liegen in der Musik

Mit 13 Jahren lernt er seine Clique kennen, mit denen er Hip-Hop von Samy Deluxe und die Beginner hört. Er hört sich die Tapes an und taucht weiter in diese Welt ab, zu der auch Graffiti-Künstler gehören. Er fängt an seine eigenen Texte zu schreiben, so wie alle in seiner Clique. Mit 14 Jahren legt er Platten auf und entdeckt die B-Seite für sich. Das ist Seite mit der Instrumentalversion des Songs. Er fängt an Texte über das Instrumentale zu rappen und es gefällt ihm und seiner Clique aus Braunschweig, mit denen er sich regelmäßig trifft. Mit 16 organisieren sie eine Hip-Hop Jam. Bastian Zimmermann gestaltet, zusammen mit einem Freund, den Flyer. Er ist im Jugendverband „Die Falken“ tätig. Dort trifft er erstmals auf politische Themen, denn die Falken vertraten die sozialdemokratische Position. „Ich erinnere mich noch gut. Wir druckten auf einem RISO-Drucker und mussten jede Farbe einzeln drucken“, lacht Zimmermann rückblickend. Den Raum fanden sie im Jugendzentrum Drachenflug in Braunschweig. Dieser hatte Platz für 250 Leute. „Wir luden fünf Rapper ein, mieteten uns eine günstige Anlage und nahmen 50 Cent Eintritt.“ Anscheinend war das Netzwerk größer als die Teenies dachten, denn am Veranstaltungstag kamen 600 zahlende Gäste. Dieses Ereignis zieht ihn vollends in den Hip-Hop. Es erfüllte ihn musikalisch, aber auch künstlerisch. Er fängt an sich auszuprobieren und arbeitet an der Mitgliederzeitung von „Die Falken“ mit.

Sein politisches Interesse hat er von seiner Mutter Pia

Bastian Zimmermann Krass Kreativagentur
Bastian Zimmermann hat viele Gesichter: Rapper, Ratsherr und Agenturinhaber.

Sein politisches Interesse, von zu Hause aus gegeben durch seine Mutter Pia, die im Bundestag vertreten ist, manifestiert sich durch den Eintritt in die PDS, aus der 2007 Die Linke wurde. Er holt sein Fachabitur nach und macht eine Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation bei der Linke Bundestagsabgeordnete Dorothée Menzner in Wolfsburg und Berlin. Nach seiner Ausbildung bleibt er noch eine Weile für die Politikerin tätig. „Ich genoss die Freiheit meiner Tätigkeit und bekam Lust, mich kreativ zu verwirklichen. Allerdings hatte ich keine Ahnung wie,“ gesteht der 33-Jährige. Er leitet Workshops, um Jugendlichen beizubringen wie man Lieder textet und hört verstärkt Musik, wie man sie von Freundeskreis kennt. Die Texte sind oft politisch und er findet sich dort wieder. Er darf bei großen Protestveranstaltungen auftreten und singt vor 16.000 Zuschauern. Er wird als Musiker wahrgenommen, der mit seinen Texten politische Botschaften verpacken und rüberbringen kann. „Ich konnte das damals gar nicht schätzen, dass ich bundesweit eine Community hatte“, erinnert sich Zimmermann. Sein Drang kreativer zu werden verstärkt sich immer weiter bis er sich schließlich 2012 entscheidet mit 28 Jahren eine Umschulung zum Mediengestalter am Institut für berufliche Bildung in Hannover zu machen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre, davon muss er ein halbes Jahr ein Praktikum machen. Das absolviert er bei der PierraaGroup GmbH und DD KONZEPT. 2012 lernte er Sebastian Kern kennen, der ihn als Musiker für eine Hip-Hop Jam buchte. Danach folgten viele Treffen in der Freizeit, bei der sie sich immer häufiger fragen, wie krass es wäre, mit einer eigenen Agentur selbstständig zu sein. So entstand KRASS Design (heute: KRASS Kreativagentur).

Aus einer krassen Idee steht die Agentur

Bastian Zimmermann Ratsherr Wolfsburg
In Workshops bringt Bastian Zimmermann Schülern bei wie man eigene Texte schreibt. / Foto: Bastian Zimmermann

Sie erarbeiten sich einen Businessplan noch bevor Bastian Zimmermann 2014 die Umschulung zum Mediengestalter für Digital und Print erfolgreich abschließt. „Wir wollten uns von Anfang an, an Agenturen aus Hamburg oder Stuttgart orientieren und Designs machen, die ein bisschen drüber sind,“ erklärt der Geschäftsführer. Nachdem sich beide entschieden hatten in die Selbständigkeit zu gehen, kontaktierten sie Christian Cordes vom Co-Workingspace Schiller40, um starten zu können. Im Jahr drauf gründen beide die Rap-Formation BLINDTEXT, die im Jahr 2017 eine EP unter dem Titel „Blindtext – Schöne neue Welt.“ veröffentlicht. Beruflich gewinnen beide nach und nach kleinere Kunden für die sie Websites gestalten und Imagefilme drehen. Es folgen Aufträge von der Stadtwerke Wolfsburg, die sie im Agenturatlas entdeckt hatten. So durften sie den neuen Wolfsburger Nordkopf Tower (WNT) grafisch in Szene setzen. Auch durch die eigenen Kontakte zur IG Metall kommen Aufträge, wie die deutschlandweite Wahlkampagne der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV), rein. 2016 folgte der VfL Wolfsburg mit der Mitgestaltung des Fankataloges. Seit drei Jahren ist KRASS nun am Start und hat seinen Platz in der Schillerstr. 18 gefunden. Aber auch politisch hat sich Zimmermann etabliert. Er sitz gemeinsam mit Pia Evenburg im Wolfsburger Stadtrat und vertritt die Interessen der Fraktion Piraten / Die Linke. „Während der KiTa-Zeit meiner Tochter engagiere ich mich für die Stadt- & Elternvertretung und setze mich seitdem gegen den Erziehermangel in den Kitas ein,“ erzählt der Vater einer siebenjährigen Tochter. Während seiner Kinder- und Jugendarbeit bei den Falken kriegte er viel von der Kinderarmut mit. „Ich empfinde seitdem eine Ungerechtigkeit, weil du es direkt am Menschen siehst und nicht nur auf Papier.“

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