Es ist 14:00 Uhr und auf der Pressetribühne bauen Lars Vollmering aka Lenny Nero und Jan-Niklas Schildwächter ihre Radiostation auf. Um 15:15 Uhr gehen sie bei jedem Heimspiel auf Sendung und kommentieren das Spiel der Wölfe. Beim Bundesligaspiel gegen den Club vom 1. FC Nürnberg durfte ich den beiden über die Schulter schauen und erhielt so einen spannenden Einblick in die Arbeit der beiden Hobby-Kommentatoren.

Die Geburtsstunde in der Saison 2017/2018

Wölferadio Lars Vollmering, Jan-Niklas Schildwächter, VfL Medienchef Sven Froberg
Sven Froberg vom VfL Wolfsburg steht über den Kommentatorensitzen und blickt positiv auf das Wölferadio.

Zu Beginn von Wölferadio wurde das gesamte Equipment in einer Plastikkiste durch die Gegend getragen. Das ging Lenny Nero irgendwann auf die Nerven und er besorgte ein Rack – also ein kleines Köfferchen – wo das ganze Equipment reinpasst und als Trolley einfacher transportiert werden kann. „Da passt auch unsere schöne Wölferadio-Fahne rein, die wir auch mal benutzen, um unser Equipment abzudecken wenn es mal zu kalt ist“, sagt der Initiator des Wölferadios schmunzelnd. Das Equipment ist so zusammengestellt, dass sich die Aufbauzeit auf maximal zehn Minuten verkürzt hat, anstelle von einer halben Stunde, wie es zu Beginn war. Apropos Beginn: Zum Heimspiel gegen den FC Schalke 04 startete am 17. März 2018 das Projekt von Fans für Fans.  Durch ein Eigentor von Knoche (86. Minute) verlor der VfL unglücklich gegen die Knappen. „Dennoch hat das Projekt von Anfang an Spaß gemacht“, erzählt Lars Vollmering, der seit 1987 VfL-Fan ist. Man einigt sich mit dem VfL Wolfsburg, dass das Relegationsheimspiel auch kommentiert werden soll. Die Übertragung wird ein voller Erfolg, da nur Eurosport das Spiel live überträgt und knapp 3.000 VfL-Fans den Stream nutzen, um hautnah am Spielgeschehen dabei zu sein. Und dass, sagt der gebürtige Wolfsburger nicht ohne Stolz, „obwohl das Wölferadio noch gar nicht so bekannt gewesen ist.“

Die Expansion in der Saison 2018/2019

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Mittendrin beim Wölferadio. Ingo Bartels blickte hinter die Kulissen des Fanprojektes.

Im Sommer setzten sich dann Lars Vollmering und die VfL-Verantwortlichen zusammen und man einigte sich darauf, dass man in der neuen Saison alle 17 Heimspiele plus zwei Auswärtsspiele live übertragen würde. In der Hinrunde ging es somit auch auf Auswärtstour nach Düsseldorf und Hannover, um die Akzeptanz der Hörerschaft zu testen. Zur Winterpause einigte man sich mit dem VfL Wolfsburg, dass alle 17 Auswärtspartien übertragen werden sollten. Eine logische Konsequenz wie Lars Vollmerring findet, denn „die Zielgruppe sitzt bei den Heimspielen im Stadion und kann den Stream gar nicht verfolgen.“ Aber so einfach wie im Allerpark läuft es dann auswärts nicht. Das Team kennt die Wege nicht und in vielen Stadien ist die Ausstattung auch nicht so gut wie beim VfL, wo der Stream über ein Lan-Kabel läuft und für ein stabiles Streaming sorgt. Wer das Wölferadio einmal live mitverfolgen möchte, der kann auf die Website des VfL Wolfsburg gehen.

Höre in die beiden Torjubel der Kommentatoren rein:

Wer steckt hinter dem Wölferadio?

Wölferadio Team Lars Vollmering, Andre Voigt, Malte Truxius, Jan-Niklas Schildwächter
Das Wölferadio-Team wuchs von 2 auf 4 Kommentatoren an. / Foto: Wölferadio

Neben Lars Vollmering kommentieren noch Jan-Niklas Schildwächter, André Voigt und Malte Truxius die Spiele. Die vier Wolfsburger verkörpern das Fanradio authentisch, da sie alle seit vielen, vielen Jahren treue VfL-Fans sind und das auch bei ihrer Übertragung mit einer gewissen grün-weißen Brille rüberbringen. Andere Bundesligisten kaufen sich diese Leistung ein von einem Sponsoringpartner, meist ein lokaler Radiosender, der das dann übernimmt. Aber für Lars Vollmering wäre es nicht mehr dasselbe, denn ein Klubradio von Fans für Fans lebt von der Authentizität, Emotion und vom Mehrwert, den der Hörer bei den öffentlichen und privaten Sendern nicht bekommt. Dazu zählen auch Fanstimmen aus den verschiedenen Foren, wie z.B. dem Wolfs Blog, und Social Media Kanälen, die man in die Sendung einfließen lässt. Natürlich werden auch Statistiken aus der „grün-weißen Sicht“ interpretiert und das für das Spiel mit eingebracht. Das Kommentieren aus der Fansicht bringt das besondere Etwas in die Sendung. Aufgrund der vielen Spiele wuchs das Team auf nun vier Kommentatoren an, die sich die Spiele nach einem Dienstplan aufteilen. Bei der Aufteilung übernehmen Lars und André aufgrund ihrer Erfahrung den 1a- und Malte und Jan-Niklas den 1b-Part. Lars arbeitete über 20 Jahre bei RTL in Köln, ehe er im September 2018 bei fischerAppelt in Wolfsburg als Redaktionsleiter Head Editorial Automotive anfing. André ist sehr erfahren und derzeit als  Kommentator bei DAZN in München im Einsatz. Malte ist auch in den Medien zuhause und arbeitete lange für die Sportschau. Aber auch Jan-Niklas ist als Social Media Manager bei der Stadt Wolfsburg ein Kommentar mit medialer Kompetenz. Für ihn ist das eine sehr schöne Aufgabe, da Lars, Malte und André sehr viel Medienerfahrung mitbringen und er davon immens profitieren kann. Als die Markthalle letztes Jahr ihre Pop-up Phase hatte, da hatte der VfL Wolfsburg eine Facebook-Live-Sendung mit Public Viewing angestoßen. Man konnte vor Ort als Fan das Spiel gucken und es lief eine Art Fantalk, wie man es von Sport 1 und Sky kennt. Die Aufgaben im Social Media übernahm damals Jan-Niklas. So lernte er Lars Vollmering kennen. „Die haben damals noch einen vierten Kommentator gesucht“, sagt Jan-Niklas über seinen Weg zum Wölferadio

Wie läuft das Wölferadio ab?

Wölferadio Volkswagen Arena
Das Wölferadio sitzt auf der Pressetribühne und hat den perfekten Blick auf das Spielfeld.

Am Mittwoch vor dem Spiel erhalten die Kommentatoren die offiziellen Informationen zur anstehenden Bundesligapartie. Dazu kommen Informationen, die man über die Social Media Kanäle des VfL Wolfsburg und der Fanclubs erhält. „Die Vorbereitung ist sehr wichtig, aber vieles kannst du einfach nicht planen. Das ist als Schlagwort verknüpft im Kopf und fällt dir dann ein, wenn auf dem Platz was dazu passiert“, erklärt der Jüngste im Bunde Jan-Niklas Schildwächter. Die Kommentatoren arbeiten mit einem Kopfhörer und können sich gegenseitig hören und der Hörer kriegt die Stadtionatmosphäre mit. Ein wichtiger Aspekt, die Stimmung zu vermitteln. Vor dem Anpfiff geht der Stadionsprecher in die Kurve und gibt die Aufstellung durch. Danach singt Fabian Riaz die VfL-Hymne, ehe das Spiel angepfiffen wird. „Wir sind dann schon auf Sendung, halten aber die Klappe“, lacht Jan-Niklas, weil er weiß, dass es dabei keine Kommentare braucht.

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