Nach zwölf Jahren Diktatur, Verfolgung und Unterdrückung sowie dem Verbot gewerkschaftlicher und oppositioneller Betätigung war es 1945 wieder möglich, gewerkschaftliche Organisationen zu gründen und betriebliche Interessenvertretungspolitik zu betreiben.

Die Geburtsstunde der IG Metall

IG Metall Wolfsburg
Betriebsversammlung vor großer Kulisse. / Foto: IG Metall Wolfsburg

Bereits im November 1945 wurde die erste Betriebsvertretung, eine Art Vorläufer des heutigen Betriebsrats, im VW-Werk gewählt. Die Möglichkeiten und Rechte der 12-köpfigen Interessenvertretung unter dem Vorsitzenden Willi Hilgers waren allerdings sehr eingeschränkt. Ihr stand satzungsmäßig lediglich zu, der Werksleitung Probleme und Schwierigkeiten von Werksangehörigen vorzutragen. Am 24. Juli 1946 fand in Wolfsburg eine erste Versammlung der Wirtschaftsgruppe Metall innerhalb der „Allgemeinen Gewerkschaften“ statt. Dies bezeichnen wir heute als die Geburtsstunde der IG Metall Wolfsburg. Gewerkschaftsvertreter waren zu dieser Zeit in der Belegschaft eher Außenseiter. Von einer Meinungsführerschaft konnte noch keine Rede sein. Mit dem Rückzug der Briten und der Übertragung der Verantwortung für das Werk auf deutsche Stellen entstand ein Machtvakuum, das Generaldirektor Heinrich Nordhoff für sich nutzte. Er betrachtete gewerkschaftliche Forderungen eher als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der „Betriebsfamilie Volkswagen“. Nordhoff versuchte sogar, der IG Metall das Rederecht auf der Betriebsversammlung am 15. Oktober 1948 zu untersagen.

Auf Seiten der Arbeitnehmer

IG Metall Wolfsburg
Damals wurden Käfer in Wolfsburg produziert. / Foto: IG Metall Wolfsburg

Es waren gewaltige Aufgaben, vor denen die Betriebsräte und Gewerkschafter in den Nachkriegsjahren standen – innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Betriebsräte und gewerkschaftliche Vertrauensleute haben diese Herausforderungen angenommen und mit Kreativität und Kompetenz Lösungen im Interesse der Beschäftigten gefunden. Für diese Lösungskompetenz stehen Namen wie Hugo Bork, Siegfried Ehlers, Walter Hiller, Klaus Volkert und auch Bernd Osterloh. Sie lotsten und lotsen ihre Belegschaften durch existenzielle Krisen und waren oft die Ideengeber für praktikable Antworten von betrieblichen Strukturproblemen. Die Arbeit von Betriebsräten und die daraus resultierenden Herausforderungen haben sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt. Nicht selten haben sie schwierige Hürden überwunden und ausgetretene Pfade verlassen. Aber bei all ihren Entscheidungen haben die Betriebsräte der IG Metall stets die Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen und der Region im Blick. Das gilt insbesondere für die Aufgaben, die in der Zukunft auf die Beschäftigten zukommen.

Neue, zukunftsgetriebene Themen

Produktion / Foto: IG Metall Wolfsburg
Die Produktion von einst benötige viele Arbeiter. / Foto: IG Metall Wolfsburg

Die Digitalisierung der Arbeit und der Prozesse im Unternehmen und die immer schneller fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft, sind neue und verantwortungsvolle Themengebiete für gewerkschaftliche Interessenvertretungen. Die IG Metall Wolfsburg steht heute vor den Betriebsratswahlen 2018. In über 50 Betrieben der Region Wolfsburg, Gifhorn, Wittingen und Helmstedt bereiten sich aktuell hunderte Kolleginnen und Kollegen auf eine Kandidatur als Betriebsrat der IG Metall vor. Keine leichte Aufgabe, aber eine die gemacht werden muss.

Hinterlassen Sie eine Antwort

14 − vierzehn =