Es gibt vieles, was uns Menschen antreibt. Jedoch am stärksten sind es die Visionen, nach denen wir streben, um ein erfülltes Leben zu führen. Reichen Visionen über den eigenen Tellerrand hinaus, dann gewinnen sie an gesellschaftlicher Bedeutung und können sogar eine globale Dimension annehmen. Das Wolfsburger Projekt FACE vertritt eine solche Vision und möchte durch die ganzheitliche Vermittlung von Bildung in Malawi und den Philippinen Entwicklungsarbeit leisten.

FACE – Initiative von Wolfsburger Studenten

„Bildung ist der Schlüssel für eine glückliche Welt” (Juri Reider, Logistik FACE e.V.)
„Bildung ist der Schlüssel für eine glückliche Welt” (Juri Reider, Logistik FACE e.V.)

Die Bildungsorganisation FACE, welche nachhaltige Entwicklung in Malawi und in den Philippinen betreibt, ist aus einer Vision entstanden. Damals saßen sieben Wolfsburger Studenten gemeinsam an einem Tisch. Einige davon, unter anderem der spätere Vereinsvorsitzende Edgar Frey, machten zuvor eine Motorradtour durch Malawi, wobei sie einen Blick in die Grundschulen des Landes warfen. Vor allem die Stadt Zalewa hatte sie beeindruckt. Dort unterrichtete ein Lehrer über 100 Schüler in Massenklassenräumen, deren Zustand jedoch so miserabel war, dass sich die Kinder auf dem Boden ansammeln mussten und dieser beinahe nicht mehr zu sehen war. In dieser Konstellation lernten die Kinder nur Singen und Nachsprechen, für andere Unterrichtsformen fehlten schlichtweg die Lehrkräfte und der Platz.

In Malawi sind zwar zahlreiche Hilfsorganisationen angesiedelt, das war den Studenten jedoch nicht genug. Von Anfang an war die Vision von FACE, jungen Menschen in Entwicklungsländern wieder Hoffnung zu geben. Durch Schulungen sowie durch finanzielle Hilfemaßnahmen sollen junge Menschen vor Ort unterstützt werden, ihre Ideen auszubauen und Perspektiven für ihre Zukunft zu entwickeln, um auf diese Weise ihr Land wirtschaftlich unabhängig aufzubauen. Aus dieser Vision wurde im Jahr 2010 der gemeinnützige Verein FACE e.V. (Finance Assistance Change Education) gegründet. Bereits in dem Jahr startete das Pilotprojekt „Velocab – Bikes for Malawi“: Sieben junge Menschen aus Malawi wurden durch Entrepreneurship-Schulungen dabei unterstützt, ein eigenes Fahrrad-Taxiunternehmen zu gründen; ein wahrer Erfolg, denn die Sieben führen das Unternehmen bis heute noch fort.

Enterpreneurship und Bildungslandschaft fördern

„In unserer Schule soll sich jeder – egal aus welcher Religionsgemeinschaft - Willkommen fühlen!” (Edgar Frey, Vereinsvorsitzender FACE e.V.)
„In unserer Schule soll sich jeder – egal aus welcher Religionsgemeinschaft – Willkommen fühlen!” (Edgar Frey, Vereinsvorsitzender FACE e.V.)

Die Entrepreneurship-Schulungen vor Ort können jedoch trotz ihrer innovativen Bedeutung nur einen kurzen Abschnitt im Vergleich zum gesamten schulischen Werdegang eines jungen Menschen abdecken. Um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen, wurde die schulische Bildung in einen ganzheitlichen Kontext gestellt. Mit Hilfe von Spendengeldern erwarb FACE im Jahr 2011 in Zalewa ein 12 Hektar großes Grundstück, auf welchem der Baustein für den Bildungscampus gelegt und die FACE Secondary School zwei Jahre später gegründet wurde. Auf diese Weise können Schülerinnen und Schüler aus Zalewa nach dem Ende der Primary School kostenlos weiterführende Bildung erfahren. Die Secondary School ist eine offene Schule, die bei der Aufnahme von Schülerinnen und Schülern keine Selektion durchführt. Damit das Projekt in Zalewa an Mehrwert gewinnt, sollen sich die Eltern und die Schüler selbst als Teil des Bildungscampus fühlen und beteiligen sich wie selbstverständlich an der Instandhaltung der Schule mit. FACE hat für die Schule zehn Lehrer aus Malawi angestellt, die sich mit der Vision der Bildungsorganisation identifizieren und sich regelmäßig mit dem Lehrerteam aus Deutschland absprechen.

Neben der Secondary School befindet sich auf dem Bildungscampus ein Fußballplatz, eine Bibliothek, Besucherappartments und eine Ausbildungshalle, in der Werkzeuge für den Bau des Campus gelagert sind und die später für die Ausbildung in Handwerksberufen weiterverwendet wird. Die Ausbildungshalle wurde in Kooperation mit dem Bundesministerium für Zusammenarbeit und Entwicklung errichtet. Parallel dazu macht sich FACE für seine Vision auch in der Wolfsburger Bildungslandschaft stark: Studierende der FH Ostfalia Wolfsburg erarbeiteten ein Konzept für die Solarpumpe, welche im Jahr 2013 auf dem Bildungscampus installiert wurde und Zalewa mit frischem Wasser versorgt. Außerdem engagierten sich Schülerinnen und Schüler der Neuen Schule Wolfsburg für FACE, indem sie den Erlös aus kreativen Spendenaktionen an die Bildungsorganisation spendeten.

Hilfe zur Selbsthilfe

„Neben der Bildung ist auch die Förderung vom kreativen Denken für ein erfolgreiches Leben von großer Bedeutung.” (Angelika Nehlich, Lehrerteam FACE e.V.)
„Neben der Bildung ist auch die Förderung vom kreativen Denken für ein erfolgreiches Leben von großer Bedeutung.” (Angelika Nehlich, Lehrerteam FACE e.V.)

Aber warum misst FACE der Bildung eine solch große Bedeutung für die Entwicklungsarbeit bei?
Unsere Welt ist geprägt von zahlreichen Entwicklungsländern, Malawi gehört zu den ärmsten überhaupt. Nicht nur, dass der Großteil der Bevölkerung ihre Grundbedürfnisse nicht stillen kann, auch Bildung gehört zu einem luxuriösen Privileg. Aber wie können diejenigen, die Bildung erfahren, diese auch für das Wohl ihres Landes nutzen?
Die Vision von FACE ist, den Menschen durch Schulungen und Kommunikation auf Augenhöhe die Möglichkeit zu geben, frei zu denken, ihr Potenzial auszuschöpfen und damit auch andere zu motivieren. Ein offener Blick soll geschärft, das innovative, kreative und problemlösende Denken, die Hilfe zur Selbsthilfe gestärkt werden. Durch das selbstbestimmte Denken, durch die Entwicklung eigener Konzepte und Ideen sollen junge Menschen dazu ermutigt werden, ihr Gesicht zu zeigen und selbst Teil der Lösung für ihr Land zu sein, anstatt eine fremde Lösung anzunehmen. Bildung ist somit der Schlüssel einer funktionierenden Gesellschaft sowie die Antwort auf viele Fragen. Aber für die Weiterentwicklung eines Landes kann dieser Faktor nur von Nutzen sein, wenn sie in der Gesellschaft richtig eingesetzt wird. Das ganzheitliche Bildungskonzept von FACE, dessen Vision sich auf die christlichen Werte der Nächstenliebe beruft, beinhaltet somit auch die Wertevermittlung für die charakterliche Stärke des Einzelnen.

Wo ein Gesicht ist, ist auch ein Herz

„Wir arbeiten viel mit Ehrenamtlichen – hier in Wolfsburg möchten wir die Kosten so gering wie möglich halten.” (Helmut Krein, Kommunikation FACE e.V.)
„Wir arbeiten viel mit Ehrenamtlichen – hier in Wolfsburg möchten wir die Kosten so gering wie möglich halten.” (Helmut Krein, Kommunikation FACE e.V.)

Seit 2015 engagiert sich FACE mit einem Pilotprojekt auch in den Philippinen. Dort möchte der Verein jungen Menschen durch Stipendien, Beratung und Weiterbildungen die Möglichkeit geben, ihr Umfeld durch innovativen ökologischen Anbau zu verbessern, um auf diese Weise Verantwortung für ihr Land zu übernehmen. Heute hat FACE ein großes Netzwerk an Ehrenamtlichen und Kooperationspartnern. Die Non-Profit-Organisation arbeitet zum Beispiel mit Architekten aus Berlin und Dolmetschern aus Kanada zusammen, die sich regelmäßig vor Ort in Malawi und den Philippinen treffen. Auch im Hinblick auf Sponsoren ist der Verein durch Spendengelder von unterschiedlichen mittelständischen Unternehmen und Privatpersonen breit aufgestellt. In Zalewa hat FACE mittlerweile ein Gesicht bekommen. Wenn sich das Team mal wieder dort aufhält, wird es überall herzlich empfangen. Denn da weiß man: Wo ein Gesicht ist, ist auch ein Herz.

Infobox
Website: www.face-projet.org
Facebook: https://de-de.facebook.com/we.project.future/
E-Mail: info@face-project.org

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