Wenn wir Kultur erleben wollen, dann geschah das bisher im analogen Raum. Ein Besuch im (Kunst-)Museum oder in einer Galerie, um Kunstwerke oder Geschichte hautnah zu erleben. Ein Konzert, dass nur live das richtige Gefühl vermittelt. All das ist durch die Corona-Krise momentan unmöglich geworden. Doch die Wolfsburger Kulturszene lässt sich davon nicht unterkriegen und schafft uns als Publikum einen neuen – digitalen – Raum, in dem wir die (Wolfsburger) Kunst und Kultur weiterhin genießen können: Kultur digital erleben in Wolfsburg.
Online ins Museum
Wie wäre es also mit einer näheren Betrachtung einzelner Werke im Kunstmuseum Wolfsburg? Auf den Social-Media-Kanälen des Kunstmuseums werden Führungen durch die beiden neusten Ausstellungen „Works“ von Barbara Karsten und „Zwischenwelten“ von Ulrich Hensel gezeigt, außerdem werden regelmäßig Werke aus der Sammlung vorstellt. Daneben gibt es dank der Kunstvermittlung im Haus zusätzlichen kreativen Input, der vielleicht schon den einen oder anderen zuhause kreativ beschäftigen konnte. Katharina Derlin, Leiterin der Kommunikation im Kunstmuseum erzählt, was uns in der nächsten Zeit erwarten kann: „Wir planen den virtuellen Rundgang durch die Sammlungsausstellung aus dem vergangenen Jahr online zugänglich zu machen.“ Das Video dazu ist bereits in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Wolfsburg entstanden. Zusätzlich entsteht gerade ein neues Konzept für die Website.
Das M2K steht in Wolfsburg nicht nur für Museen, Kultur und Kreativwerkstätten, sondern auch für neue digitale Projekte. Durch die Schließung der städtischen Museen spielt sich das Geschehen nunmehr online, auf der Facebookseite, ab. Hier gibt es mit der „Stadtgeschichte vom Sofa“ jeden Tag neue Motive aus dem Wolfsburg der 1950er bis 1970er Jahre, wobei die Community durch ihre eigenen Erinnerungen zum digitalen Dialog beiträgt, und mit „Hoffmann schenkt Hoffnung“ Gedichte Hoffmanns. Beides sind spannende Formate, die zum virtuellen Ausflug in die Wolfsburger Vergangenheit einladen. Monika Kiekenap-Wilhelm, Leiterin des M2K, erzählt: „Wir freuen uns sehr über das positive Feedback unseres Publikums und bereiten gerade eine 360-Grad-Führung durch die Dauerausstellung des Hoffmann-Museums vor.“ So steht dem digitalen Sonntagsbesuch im Museum fast nichts mehr im Weg. Selbstverständlich wird sich auch hier mit der Zeit nach der Corona-Krise befasst, denn das nächste Event wird schon geplant: Ende September findet die phaenomenale als Festival für Digitales, Kunst und Kultur statt. Auch das Kunstprojekt der Kreativwerkstätten „Werk-Stadt-Schloss“, das sich mit Themen rund um Kunst und Digitalisierung beschäftigt, kann zwar zurzeit nicht stattfinden, jedoch werden der Workshop und die Ausstellung der Werke nachgeholt.
Kunst im digitalen Raum
Digital experimentieren? Das phaeno zeigt wie es geht. Auf der Website sowie den Social-Media-Kanälen gibt es spannende Experimente, Videos aus der Ausstellung oder lustige Versuche der Physikanten. Dank des 360-Grad-Rundganges kann selbst die größte phaeno-Sehnsucht gestillt werden. Doch trotz der verschiedenen digitalen Experimente, erklärt Sandra Bartels aus der phaeno-Kommunikation: „Das Erlebnis ‚Selbermachen‘ soll weiterhin im Vordergrund stehen.“ Deswegen gibt es auf der Website des Wolfsburger Mitmachmuseums einige Experimente, die sich auch zuhause ganz leicht nachmachen lassen. Auf den Social-Media-Kanälen finden sich bereits erste Hinweise auf das Sommerprogramm, das erarbeitet wird.
Preisverleihung des Kunstvereins findet online statt
Auch der Kunstverein Wolfsburg hat durch die Corona-Krise die Kunst in den digitalen Raum befördert. Während unterschiedliche Formate auf Social Media hochgeladen werden, wurde in den letzten Wochen am digitalen Rundgang durch die aktuelle Ausstellung gearbeitet. Auf Facebook und Instagram kann man die Ausstellung jetzt online besuchen. Hier werden zusätzlich einzelne Exponate vorgestellt. Passenderweise wurde erst Ende letzten Jahres die Website relauncht, wodurch die filmischen Möglichkeiten erweitern wurden. Justin Hoffmann, Leiter des Kunstvereins, erzählt von den Plänen in Bezug auf den Kunst-Wettbewerb arti: „Unsere Preisverleihung soll am 28.05.2020 stattfinden und wir denken darüber nach, die Veranstaltung erstmals als Hybridevent zu veranstalten. Mit einem Livestream können alle arti-Begeisterten dann dabei sein.“
Alternative zum persönlichen Besuch
Mit einem reduzierten, aber nicht weniger engagierten, Team ist die Städtische Galerie Wolfsburg im Schloss anzutreffen. Denn sie halten nicht nur die Infrastruktur am Laufen oder kümmern sich um Kunstwerke, sondern geben auf ihren Social-Media-Kanälen verschiedene Einblicke. Sei es ein virtueller Rundgang durch die Druckwerkstatt, ein digitales Kunstgespräch in der Mittagspause oder die Vorstellungen einzelner Werke im Schlossgarten. Unter dem #STGWatHome finden sich die bisherigen Aktionen auf der Facebookseite der Städtischen Galerie. Der stellvertretende Direktor Marcus Körber gibt einen Einblick in die Pläne für die kommende Zeit: „Ich würde in Zukunft gerne noch viel stärker im direkten Kontakt mit unseren Bürgern stehen, um an der Vorstellung und Vermittlung unserer Sammlung zu arbeiten.“ Dafür, erklärt er weiter, ist beispielsweise eine umfassende Digitalisierung der Kunstsammlung, unerlässlich. Gerade jetzt erfahren wir, durch die Corona-Krise, wie wichtig der Digitalisierungsprozess in der Kunst und Kultur ist.
Unsere Kulturszene hat sich jedenfalls ein breites Repertoire an unterschiedlichen Formaten und Unterhaltungsprogrammen überlegt, dass wir genießen können, bis einem persönlichen Besuch nichts mehr im Wege steht. Denn Kunst und Kultur sollte vor allem weiterhin inspirieren und für jeden erfahrbar sein – einfach mal ausprobieren und Kultur digital in Wolfsburg erleben.