In seiner Freizeit bastelt Sascha Mattiza Boards mit Elektromotor und will so die Mobilität der Zukunft beeinflussen.

von Maria Heiskanen-Schüttler

Ein Erfinder sieht die Welt nicht nur in seinen Grenzen, sondern mit all seinen Möglichkeiten. Der Wolfsburger Sascha Mattiza ist so einer. In seiner kleinen Garage im Norden Wolfsburgs baut der leidenschaftliche Snowboarder Skateboards und Surfboards mit Elektromotor und will so die Hobbymöglichkeiten für alle Boarder erweitern und die Mobilität der Zukunft beeinflussen.

Ordnung im kreativen Chaos

Ich treffe ein in Mattizas Bastelgarage, in der vom Boden bis zum Dach ein kreatives Chaos von Materialien, Werkzeugen und technischen Teilen herrscht. Da stehen zwei Jugendliche, Mattizas Testfahrer Tim und Jason, und tüfteln intensiv an einem Skateboard rum. Die Hornetboards unterscheiden sich durch den Sound, denn die Motoren sind in den Felgen eingebaut. Zudem sind die Radnabenmotoren wartungsfrei und kaum zu sehen. Das Umschalten von ECO- auf PRO-Mode verdoppelt die Fahrfreude enorm. Die Jugendlichen hat Mattiza in dem Allerpark Skatepark getroffen und mit seinem Board begeistert. Nun kommen sie jeden Tag nach der Schule zur Garage, testen das Skateboard für den Tüfftler und helfen ihm auch bei technischen Arbeit.

Hornetboard Hyper mit 8.000 Watt

Sascha Matizza braucht Crowdfunding Unterstützung
Die E-Boards leuchten im Dunkeln.

Bald trifft auch Sascha Mattiza ein, direkt von der Arbeit, ein freundlicher 37-Jähriger mit einer angenehm ruhigen Art. Ruhig? Hätte man nicht vermuten können, denn sein „Hornetboard Hyper“ mit 8.000 Watt ist mit weitem Abstand das stärkste Serien-Elektroskateboard der Welt. Erfinder war er schon immer. Als er mit fünf Jahren alle seine Spielzeuge zerlegte, wussten seine Eltern, dass in dem Jungen etwas steckt. Die Unterstützung der Eltern und vor allem das Fachwissen und handwerkliche Arbeiten mit seinen Brüdern haben ihn schon früh zu eigenen Erfindungen gebracht. In den schulischen Physikunterricht kam er schon mit eigenen Prototypen an.

Teileproduktion per 3D-Drucker

Der Weltrekord für die schnellste Fahrt auf einem Elektroskateboard liegt zurzeit bei 95,83 Kilometern pro Stunde. Diese Geschwindigkeit will der Wolfsburger mit seinem Board vielleicht schon in den nächsten Wochen erreichen. Denn der Motor seines Skateboards ist eigentlich stark genug. Man braucht nur größere Räder, und die werden gerade ausgedruckt. Per 3D-Drucker versteht sich, denn die Einzelteile werden sich so deutlich schneller produzieren lassen als in der maschinellen Produktion. Ein halbes Rad zu drucken dauert zwei Tage. Danach kommen Jason und Tim wieder zum Einsatz und das Board wird getestet. Dann wird gegebenenfalls noch getüftelt, geschraubt, getestet.

Auf dem Weg zur Straßenverkehrszulassung

Sascha Matizza mit Maria Heiskanen
Sascha Matizza mit Maria Heiskanen. / Foto: Thomas Koschel

Doch nur die wenigsten wollen dieses Wahnsinnstempo fahren, schon 20 km/h auf einem Board sind extrem schnell. Mattiza selbst verzichtet auf die allerhöchsten Geschwindigkeiten. Für sein Hornetboard Hyper sieht er jedoch gute Möglichkeiten auch im Straßenverkehr. Mit seinem Board sei es ideal, in einer kleinen Stadt wie Wolfsburg, die Arbeitswege zurückzulegen. Die Ladezeit beträgt nur eine Stunde und mit ½ KW ist es deutlich umweltfreundlicher als ein Elektroauto. Viele denken, dass ein Elektroboard im Straßenverkehr nicht erlaubt wäre, aber eigentlich gibt es noch keine Regelung. Mattiza hat eine Petition beim Bundestag hierzu eingereicht, die an das zuständige Ministerium weitergeleitet worden ist. Für Segways gibt es schließlich schon ein Gesetz, dass das Befahren von Fußwegen und Radwegen explizit erlaubt.

YouTube Tutorials für E-Wakeboards

Bald will der Wolfsburger auch eine größere 3D-Druckmaschine aufbauen, um neue Träume zu verwirklichen. Etwas Probleme verursacht dabei, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Hauptberuflich arbeitet der Erfinder freiberuflich bei Volkswagen als Software-Entwickler. Eine Tätigkeit, die ihn erfüllt und sehr gut zu seiner Erfindernatur passt. Bei der Arbeit löst er Probleme im Software-Bereich, in der Freizeit hauptsächlich im Hardware-Bereich. Mehr Zeit für seine Erfindungen hätte er jedoch gerne. Denn nicht nur Straßen, auch Wasserwege will der Erfinder für seine Elektroboards erobern. Mattiza ist ein leidenschaftlicher Snowboarder, und konnte sein Hobby im Sommer nicht ausüben. Also hat er kurzerhand das E-Wakeboard erschaffen. Die Idee ist nicht neu, kostet allerdings ca. 15.000 €. Mattiza stellt daher nur einen Motor-Bauansatz her und gibt dazu in YouTube Tutorials die Informationen weiter, wie man daraus ein E-Wakeboard bastelt. Viele Surfer haben nämlich ältere Boards zu Hause rumstehen und mit seinem Bauansatz kann jedes Board zum E-Wakeboard umgewandelt werden.

Mit Fliesana die erste Idee zur Marktreife gebracht

Am Anfang steht eine Idee. Mattizas Ideen entstehen recht bodenständig, meistens aus Eigenbedarf. Die Idee zu seinem bisher erfolgreichsten Produkt, eine Klebefliese, hat der Tüftler in der Badewanne seiner Mietwohnung bekommen. Er schaute an die weißen, langweiligen Fliesen, und dachte, wie toll es wäre, wenn man die Fliesen einfach bekleben könnte. Daraus entstand Fliesana. Diese Klebefliesen oder -dielen können ganz einfach auf die bestehenden Fliesen oder Dielen geklebt werden und das ohne den Einsatz von lauten Maschinen, ohne Staub und vor allem ohne Bauschutt. Anders als bei Fliesenfarben oder Lacken sind die Fliesana-Klebedielen und Fliesen wieder rückstandsfrei rückbaubar. Mit Fliesana kann Mattiza schon etwas Geld einnehmen, aber längst nicht genug. Digitalisierung hat auch die Finanzierungswege der Erfinder geändert. Vorbei sind die Tage, als alles an einer Patentzusage hing. Natürlich könnte man dafür immer noch 3.500 € per Erfindung investieren, jedoch ist das alles sehr langsam und kompliziert und ein Patent garantiert auch keinen Erfolg. Stattdessen gibt es Open Sourcing, Werbepartnerschaften und Social Media, die zunehmend wichtiger werden. Seit Februar 2017 ist Mattiza auch auf der Crowdfunding-Plattform Patreon vertreten, um seinen Erfindergeist zu finanzieren.

Es ist 17:00 Uhr, die Arbeit kann beginnen

Erfinder können unsere Art zu leben, zu lernen und zu arbeiten, grundlegend wandeln. Sie können Wirtschaft und Gesellschaft tiefgreifend verändern. Davor stehen aber Tausende Stunden harte Arbeit. Nach dem Interview treffe ich wieder Tim und Jason bei der Garage in Lederanzug und mit Helm. Sie wollen einen Testlauf machen. Mattiza will noch das Board ansehen, bevor es losgehen kann. Es ist 17:00 Uhr und der zweite Arbeitstag des Erfinders hat gerade erst begonnen. MHS

Infobox

HORNETBOARD HYPER

  • 2 – 4 Motoren
  • 8 kW Leistung (übliche Leistung zwischen 0,5 und 8,0 kW)
  • 500 – 600 kW/h Lithium Akku mit Battery Management System
  • 5A Schnellladegerät
  • 54 km/h Höchstgeschwindigkeit
  • Rekuperation (Bremsenergierückgewinnung)
  • sehr kurze Abmessungen
  • 120 kg max. Fahrergewicht
  • Teammitglieder: Albert, Andy, Jason, Tim, Christian, Gina, Nadine

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www.startnext.de/hornetboardhyper

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  1. Thomas

    Crowdfunding Plattformen können für solche Projekte eine tolle Chance sein, die genutzt werden sollte, denn auch das Interesse der finanziellen Unterstützer wächst immer weiter an.

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