In unserem ersten Video der neuen Serie Die Praktikanten konnte unser Herausgeber Ingo Bartels mit Hendrik Vieth einen Wolfsburger Unternehmer gewinnen, an dem Praktikum teilzunehmen. Hintergrund des Videos ist, dass beide in die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (kurz IHK) Lüneburg-Wolfsburg gewählt worden sind und den Einzelhandel in Wolfsburg vertreten. Was lag da näher als im Traditionskaufhaus WKS reinzuschnuppern.
Unser Video zum Praktikum
Einblicke in die Abteilungen
Nach der freundlichen Begrüßung durch Geschäftsführer Matthias Lange ging es erstmal hinter die Kulissen, wo wir weitere Mitarbeiter kennenlernen durften und uns im Besprechungszimmer über die Entwicklung im WKS Kaufhaus unterhielten. Danach wurden wir aufgeteilt auf die Abteilungen „Heimtextilien“ und „Spielwaren“. Nach zwei Stunden wechselten wir die Abteilung. Da die Abteilung Heimtextilien (Bettwäsche, Bettware, Handtücher, Bademäntel, Taschentücher und Geschirrtücher) im Erdgeschoss ist, durften wir auch beim Wareneingang mithelfen.
Aufgaben Ingo
Beim Wareneingang ging es darum Pakete der Lieferanten anzunehmen, auszupacken und in die entsprechende Abteilung zu transportieren. Bei Warensendungen mit Badehandtüchern wurde auf der Verkaufsfläche die Ware mit dem Verkaufspreis etikettiert. Dabei kam ich auch mit Kunden direkt ins Gespräch, weil ich teils alleine auf der Fläche war. Die Fragen waren sehr einfach, sodass ich meist helfen konnte, dennoch hätte ich lieber hinter verschlossener Tür die Ware ausgepackt und etikettiert, da das WKS Kaufhaus für seine gute und kompetente Beratung bekannt ist. Allerdings ist das seitens WKS so gewünscht, damit die Mitarbeiter weiter auf der Fläche für ihre Kunden ansprechbar sind. Nach zwei Stunden Ware annehmen, auspacken, etikettieren und einsortieren ging es dann in die Spielwarenabteilung, wo ich mich anbot, die neu angelieferten Handtaschen zu etikettieren. Insgesamt waren noch zwei Verkäuferinnen auf der Fläche, die die Kunden beraten konnten. Obwohl ich während er Mittagspause in der Abteilung war, war der Kundenandrang gering, sodass ich keinen direkten Kundenkontakt hatte.
Aufgaben Hendrik
Hendrik startete in der Spielwarenabteilung und half mit, die Ware wieder richtig im Regal zu positionieren. Auch er kam in den direkten Kundenkontakt und half mit bei der Beratung zu Spielen für Kleinkinder. Neben einigen Hilfestellungen konnte er auch einer Kundin ein passendes Spielzeug verkaufen, weil er ihr eine gute Alternative anbieten konnte. Ansonsten war es auch für Hendrik auf der Fläche sehr ruhig. Nach seinem Wechsel in das Erdgeschoss erhielt er von Ingo eine Einführung in die Etikettierung und übernahm dessen Aufgaben. Zum Ende des Praktikums unterhielten sich beide mit der WKS-Mitarbeiterin Nicole über Nachlieferungen und Inventur, da Hendrik in seinem Betrieb Zaunbau Perfekt auch eine Inventur durchführen muss.
Branchenfremder Blick
Man spricht ja immer vom Blick über den Tellerrand. Hendrik und mir wurde ein sehr spannender Einblick in das Tagesgeschäft eines Kaufhauses gewährt. Durch Gespräche mit WKS-Geschäftsführer Matthias Lange, Mitarbeitern, Kunden und der Blick nach links und rechts, sind uns ein paar Verbesserungsvorschläge gekommen, die wir hier gerne aufführen möchten, um dem Praktikum auch einen Wert zu geben. Zumindest Hendrik hat mit seinem 15-Mann-Betrieb auch Erfahrung in Mitarbeiterführung und -bindung. Punkt 1 auf den wir eingehen werden. Um einen konstruktiven Austausch zu pflegen hat uns Matthias Lange auch seine Antworten zu den Verbesserungsvorschlägen geliefert. So erhältst du einen interessanten Einblick in unsere Ideen vs. Realisierbarkeit. Wir freuen uns auf deinen Kommentar zur ersten Folge der Serie.
Mitarbeiter
Hendrik und Ingo
Gerade in Zeiten von Internet muss es für das Unternehmen ein großes Anliegen sein, Wert auf gute, motivierte Mitarbeiter zu legen. Zum einen, weil sie natürlich schneller den Betrieb wechseln können durch die Internetrecherche und zum anderen, dass der Kunde auch einfach online seine Bestellung aufgibt, weil er sich im Geschäft nicht gut beraten fühlt. Und hier kommt die Stärke vom WKS zur Geltung. Die Beratung ist sehr intensiv und professionell. Viele Stammkunden kehren deshalb immer wieder in das Kaufhaus in der Porschestraße.
Die Mitarbeiterzahl im WKS beträgt 35 Festangestellte in Voll-, Teilzeit, Ausbildung und als geringfügig Beschäftigte. Auch wenn die Zahl sehr hoch ist, würde sich empfehlen, dass die Abteilungsleiter täglich mit der Geschäftsführung sprechen und es auch Gespräche mit den übrigen Angestellten gibt. Das dient zum einen dazu, die Mitarbeiter zu wertschätzen und zum anderen dazu, dass die Mitarbeiter untereinander besser verstehen, was in den anderen Abteilungen passiert. Im WKS gibt es aktuell keine Abteilungsleiter.
Matthias Lange
Matthias Lange erklärte uns, dass „die Mitarbeiterinnen bis zu einem gewissen Maße abteilungsverantwortlich und Fachverkäuferinnen mit speziellen Kenntnissen sind. Alle Mitarbeiterinnen haben einen Überblick über das Haussortiment, kennen aber nicht im Detail das Angebot der Abteilungen.“
Hendrik und Ingo
Beim Brainstorming kam uns zudem die Idee, dass die Mitarbeiterinnen auch mal die Abteilung wechseln könnten, so erfahren sie mehr über die Kundschaft in der anderen Abteilung und was dort genau passiert. Da hier die praktische Umsetzung schwierig ist, sollte der Wechsel kurz gehalten werden, z.B. zwei Stunden, und an Tagen bzw. zu Tageszeiten durchgeführt werden, wo es in der Regel ruhiger ist. Derzeit findet dieser Wechsel eher aus besetzungstechnischen Gründen statt.
Desweiteren fiel uns auf, dass eine Mitarbeiterin oftmals von den Kolleginnen gerufen wurde, um Fragen zu beantworten. Dadurch kam sie mit ihrer eigenen Arbeit kaum hinterher. Es würde sich anbieten, dass nach dem Prinzip „Train the trainer“, die Mitarbeiter untereinander geschult werden, um besser Kollegen aus anderen Abteilungen vertreten zu können bei Urlaub, Krankheit oder sonstiger Abwesenheit. Außerdem hilft es, dass jeder primär in seinem Aufgabengebiet bleibt, um z.B. Kunden zu beraten oder Ware zu sortieren.
Wareneingang
Hendrik und Ingo
Das WKS hat in den letzten Jahren in das Shoppingerlebnis investiert und die Räumlichkeiten modernisiert mit frischer Warenpräsentation und schönem Lichtkonzept. Das ist wichtig, da die hohe Qualität der Ware so besser präsentiert werden kann. Allerdings ist uns aufgefallen, dass für das Entpacken und Etikettieren der Ware die Verkaufsfläche genutzt wird und man so direkt vor dem Kunden diese Aufgabe übernimmt. Es wäre schöner, dass das hinter verschlossener Tür passiert, sodass der Kunde das nicht mitbekommt. Erst beim Einräumen betritt so der Mitarbeiter die Verkaufsfläche und kann dann auch anfallende Kundenfragen besser beantworten.
Matthias Lange
Auch hier zeigt sich, dass es in der Praxis nicht so einfach umsetzbar ist. WKS-Geschäftsführer Lange erklärt uns dazu, dass „bei größeren Wareneingängen die Mitarbeiter hinter verschlossener Tür auspacken. Im Weihnachtsgeschäft ist das allerdings widerum nicht möglich, da alle Verkäuferinnen auf der Fläche sein müssen.“
Onlinegeschäft
Hendrik und Ingo
Das WKS wurde 1954 als Wolfsburger Kaufhaus Schwerdtfeger gegründet und hat viel Tradition. Dennoch sind wir uns sicher, dass es mit den nachkommenden Generationen Z (ab 2000) und Y (1980 bis 1999) den Schritt in das Onlinegeschäft geben muss. Durch die Aufgabe der Spielwarenabteilung hätte man genügend Fläche für ein Lager und ein Fotostudio haben können, um die Ware zu fotografieren und online zu stellen. Verkaufte Ware hätte dort auch hinter verschlossenen Türen verstaut werden können, bis der Paketdienst die Ware abholt. Dabei sehen wir gar nicht, dass Sortiment auszuweiten, sondern das vorhandene Sortiment auch online zu präsentieren, um neue Zielgruppen zu erreichen oder einfach einem Stammkunden die bereits bekannte Ware per Post zu schicken, sodass er nicht extra in die Stadt fahren muss. Hendrik brachte zudem einen spannenden Aspekt auf: Der Kunde könnte sich online informieren, ob die Ware überhaupt vorrätig ist, bevor er/sie sich ins Auto setzt. Damit könnte man eine Enttäuschung des Kunden vermeiden.
Matthias Lange
Matthias Lange erklärt uns daraufhin, dass „ich noch keine Onlinelösung gefunden habe, die wirtschaftlich darstellbar ist.“ Bevor es eine schlechte Umsetzung gibt, lässt er lieber die Finger davon und konzentriert sich auf die persönliche Beratung. In den letzten Jahren wurde allerdings in Social Media investiert und die Facebook Präsenz nach und nach ausgebaut.
Über das WKS Kaufhaus
Das WKS Wolfsburg ist das älteste inhabergeführte Kaufhaus der Stadt. Vor 20 Jahren übernahmen Matthias Lange und seine Frau Barbara Kosela das 1954 eröffnete Kaufhaus. Den Schwerpunkt legt das Haus auf seine Wäscheabteilung mit hoher fachlicher Beratungskompetenz.
Das war die erste Folge von „Die Praktikanten“, wir hoffen dir hat es gefallen.