„Zimmerfrau? Häufig wird das mit einer Putzfrau verwechselt.“, klärt mich Samira Korth zu Beginn unseres Gesprächs auf. Die Bezeichnung „Zimmerin“ lässt weniger Interpretationsspielraum und ist der 21-jährigen somit lieber. 

Zimmerin aus Leidenschaft

Samira Korth hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. / Foto: FLOW WOLF
Samira Korth hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. / Foto: FLOW WOLF

„Holz ist ein wunderschöner Werkstoff.“, Samiras Augen strahlen, während sie von ihrem Beruf und gleichzeitig ihrer Leidenschaft spricht. Schon immer war sie handwerklich interessiert – gemeinsam mit ihrem Opa oder wenn es um Geschenke für Freunde ging. Auch in der Schule versuchte sie Probleme, wie kippelnde Tische, durch ihr Können zu lösen. Nach ihrem Abitur entschloss sich Samira daher, ein FSJ in einem Freibad zu absolvieren, wo sie durch mehrere kleine Bauprojekte die Faszination für den Werkstoff Holz entwickelte. Doch was sollte sie nun damit anfangen? Wie von all ihren Freunden würde man doch sicher auch von ihr erwarten, nach dem Abi zu studieren. Auf der Suche nach einem dualen Studienplatz, um Theorie und Praxis sinnvoll verbinden zu können, entschied sie sich letztendlich doch für eine Ausbildung zur Zimmerin im Holzrahmenbau. Zwei Jahre später hat sie diese nun erfolgreich beendet und ist Gesellin. Bereut hat sie es nie – im Gegenteil: Ihrer Meinung nach, macht es in ihrer und sicher auch in anderen Branchen durchaus Sinn, vor einem theoretischen, weiterführenden Studium eine Ausbildung zu machen. So manchem Planer fehle aus ihrer Sicht einfach die nötige Vorstellungskraft durch fehlende Praxiserfahrung.Eigentlich macht man nichts falsch. Mit der Lehrzeit bin ich definitiv keinen Schritt zurückgegangen.“, erklärt sie. So wie den Rest ihrer Familie bezeichnet sich auch Samira als Macherin. Ohne diese Arbeit minder bewerten zu wollen, würde sie beispielsweise im Büro keine Befriedigung finden. Sie möchte ihren Kindern später sagen können: „Guck mal, das habe ich gebaut.“

Ein vielfältiger Beruf

Die Arbeit der Zimmerer findet sich überall. / Foto: FLOW WOLF
Die Arbeit der Zimmerer findet sich überall. / Foto: FLOW WOLF

Laien, aber auch Samira selbst war anfangs gar nicht bewusst, wo man die Arbeit eines Zimmermanns überall wiederfindet. Nachdem die gebürtige Burgdorferin ihre Lehre im Bereich Holzrahmenbau abgeschlossen hat, wechselt sie nun für fünf Monate zu einem Projekt im Fachwerkbau. Danach möchte sie in einer Montagefirma weitere Erfahrungen in den unterschiedlichen Bereichen ihres Berufs sammeln. Auch wenn ihr das Handwerk sehr wichtig ist, denkt sie darüber nach, doch noch zu studieren – mit Blick auf die Zukunft, denn wie in vielen körperlich anstrengenden Berufen, muss man auch als Zimmerin einen Plan B für das Alter haben – sei es als Ingenieurin oder Meisterin. Auch wenn ihr Letzteres häufig geraten wird, hat sie Bedenken, als weibliche Jungmeisterin den nötigen Respekt zu bekommen. Schon in der Berufsschule war sie das einzige Mädchen in diesem Bereich und auch ihr Mitazubi war männlich. Doch das hat Samira nie gestört, denn sie ist der Meinung, dass man diese Arbeit „[…] als Frau genauso gut machen kann wie als Mann.Hilfsmittel wie Gabelstapler, Hebebühnen oder Kräne erleichtern dabei nicht nur den Männern die Arbeit. Für Samira zählt jedoch das Interesse und nicht das Geschlecht, denn auch sie hat Freundinnen, die „[…] in diesem Beruf nichts zu suchen hätten, weil es nicht passt. Aber ich habe auch Kumpels, die wären da ebenfalls nicht zu gebrauchen.“ Trotzdem weiß sie aus eigener Erfahrung, dass man besonders als Frau Biss beweisen muss, um in dieser Männerdomäne akzeptiert zu werden. Da gibt es auch keinen „Frauenbonus“ und das ist genau das, was Samira motiviert. Frauen bringen ihrer Meinung nach auch viele Eigenschaften mit, die sie Männern voraushaben – beispielsweise sind sie geduldiger und behalten eher einen kühlen Kopf. Im Gegensatz dazu schätzt sie aber auch die männlichen Eigenschaften: „Frauen reden teilweise monatelang nicht miteinander, wohingegen Männer sich fast die Köpfe einhauen und dann am nächsten Tag schon wieder ein Bier zusammen trinken.“

Ein weites Feld an Möglichkeiten

Samira ist eine Macherin. / Foto: FLOW WOLF
Samira ist eine Macherin. / Foto: FLOW WOLF

Allgemein beschreit sie den Bau als unfassbar sozial, was in dieser Branche auch enorm wichtig ist. Man muss sich vertrauen können, da man auch in immensen Höhe aufeinander angewiesen ist – was u.a. auch ein Grund dafür ist, dass Bauarbeiter nach getaner Arbeit gerne noch zusammensitzen. Auf der anderen Seite ist Samira dann auch froh, wenn sie mal wieder mit einer Freundin telefonieren kann. Auf ihrer To Do Liste für die Zukunft stehen auf jeden Fall noch einige Projekte wie der Blockhausbau, Kirchen-Restaurationen oder der Bau von Reetdächern. Eine weitere Möglichkeit für sie wäre es, traditionell auf Walz zu gehen. Bei der sogenannten „Tippelei“ geht der ausgelernte Zimmerer für mindestens 3 Jahre und einen Tag auf Wanderschaft und darf dabei dem Heimatort nicht näher als 50 Kilometer kommen. Während dieser Zeit sucht man sich für 8-12 Wochen in unterschiedlichen Städten und Betrieben eine Arbeit und lässt sich diese Stationen in einem Stempelbuch quittieren. Das alles ohne eigenen Besitz oder elektronische Hilfsmittel wie z.B. dem Smartphone. Doch im Moment ist Samira noch nicht soweit und möchte vorher noch ein paar andere Stationen durchlaufen.

 

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