Elisabeth Futterlieb ist gebürtige Braunschweigerin, lebt mittlerweile in Düsseldorf und ist gerade dabei mit ihrer Kunst internationale Bekanntheit zu erlangen. Ihre letzte Reise führte sie erst kürzlich nach Dubai, wohin sie ihre Fans auf Instagram oder Facebook ein Stück weit in die weiten Wüsten mitnahm. Umso schöner war es, dass die Künstlerin für eine Vernissage wieder in ihre Heimat gekommen ist und im Courtyard by Marriott Wolfsburg eine ganz besondere Ausstellung präsentierte: die Woman Art.
Vielfältige Frauen
Als man das Hotel betrat, konnte man einen ersten Eindruck der zu erwartenden Kunstausstellung bekommen. Eine Leinwand stand schon im Eingangsbereich des Courtyards – die darauf abgebildete Frau rief schon hier die unterschiedlichsten Interpretationen hervor und war gleichzeitig auch der Wegweiser zur Ausstellung. Auf dem Weg zur Vernissage begegneten einem immer wieder Werke der Künstlerin, die schon hier die vielfältigen Umsetzungsmöglichkeiten auf der Leinwand zeigten. Dabei waren es ausschließlich schwarz-weiße Bilder, die präsentiert wurden und erst im Ausstellungsraum konnte man den Facettenreichtum von Elisabeth Futterlieb sehen. Neben weiteren Schwarz-Weiß-Portraits fanden sich hier auch farbenfrohe Pop Art Werke wieder, die die abgebildeten Frauen von einer ganz anderen Seite zeigen. Manchmal mit Aussparungen und manchmal mit harten Linien sind Portraits von Frauen entstanden, die gerade durch ausgesparte Partien viel Spielraum für eine persönliche Interpretationen lassen. Eines haben jedoch alle Bilder gemeinsam: auf den Leinwänden kommt jede einzelne Frau wunderbar zur Geltung.
Unerwartet anders
Die farbenfrohen Pop Art Werke bestechen allein durch ihre Farbenpracht. Die teilweise ausgesparten Partien innerhalb der Bilder werden dabei wie durch Zauberei vom Auge des Betrachters ersetzt und zusammengefügt. Dadurch wirkt nicht nur jedes Bild in sich vollkommen, sondern gewinnt durch den individuellen Blickpunkt auch einen ganz eigenen Charakter – lediglich für die betrachtende Person sichtbar. Bei der Serie aus schwarz-weißen Bildern mag man im ersten Augenblick denken, dass sich hier die Vielfalt, die sich in den außergewöhnlichen Farbkombinationen der Pop Art zeigen, verliert. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn während man schon auf dem Weg zur Ausstellung einige Werke kennenlernen konnte, bekommt man hier die Einzigartigkeit eines jeden Bildes zu spüren. Wie keine Frau einer anderen gleicht, so gleicht auch keine Leinwand einer anderen und selbst innerhalb einer zusammenhängenden Serie gibt es keine Gleichheiten. Sei es auch nur eine minimale Veränderung im Bildhintergrund – auf jeder Leinwand lässt sich etwas Neues entdecken. Eine weitere Besonderheit an den Werken von Elisabeth Futterlieb ist mit Sicherheit die Leinwand und der Untergrund selbst, auf welchen sie die Frauen abgebildet hat. Es sind Buchseiten. Seiten aus Büchern, wie man sie heute im Zeitalter der Digitalisierung und des Online-Lesens kaum noch sieht. Die Bücher sollen an dieser Stelle Stabilität vermitteln und im Zusammenhang mit den Leinwänden verhelfen sie dem Motiv zu einem nostalgischen Charakter. Sie sind die Brücke zwischen dem Vergangenen und der Gegenwart. Angefangen mit Heinrich Böll nutzt Elisabeth Futterlieb heute besonders gerne Bücher von Kafka. Durch die Nutzung der Buchseiten hat sie eine Marktlücke innerhalb der Kunstszene gefunden und diese zu ihrem Markenzeichen gemacht. Dabei schafft sie bei neuen Werken erst den Seiten-Untergrund und lässt sich dadurch für die darauffolgenden Elemente inspirieren. Es zeigen sich ordentlich aneinandergereihte Buchseiten, manchmal mit einer ausgesparten Seite vorhandene Leinwände oder sogar Buchseiten-Hintergründe, die wilddurcheinander aufgebracht wurden. Dadurch lässt sich neben einem spannenden, fast schon dreidimensionalen Anblick jede Leinwand anders betrachten und hinterlässt einen neuen Eindruck. Denn so wie jede Buchseite einen anderen Teil der Geschichte preisgibt, so erzählt auch jede Frau der „Woman Art“ ihre eigene Geschichte.
Kunstvoll kombiniert
Wer schon einmal im Courtyard war, der kennt vermutlich die Schwarz-Weiß-Fotografien von Heinrich Heidersberger. Diese werden im Hotel nicht nur ausgestellt, sondern zieren hier dekorativ die Wände. Die abgebildeten Motive zeigen das Wolfsburg der 1960er Jahre, wobei der Fotograf die Wirklichkeit ganz nach seinen Vorstellungen darin wiederspiegelte. Diese Bilder blieben auch während der Vernissage von Elisabeth Futterliebs „Woman Art“ an den Wänden hängen und wurden vom Hotel ganz bewusst dort gelassen. Die beiden unterschiedlichen Künstler mitsamt ihren Kunstwerken standen sich dabei keineswegs im Weg, sondern haben vielmehr die unterschiedlichen künstlerischen Interpretationen von Kunst und deren Möglichkeiten hervorgehoben. Dadurch entsteht nicht nur ein spannender Kontrast zwischen den Wolfsburger Motiven von Heidersberger und den teilweise nur angedeuteten Linien in den Werken von Futterlieb. Das Courtyard beweist damit seine eigene Vielfältigkeit und dass unterschiedliche Kunstwerke nicht voneinander getrennt werden müssen – sie können sich sogar bestärken. Anhand dessen konnte auch die „Woman Art“ im Ausstellungsraum noch präsenter gemacht werden und ihre wahre Schönheit zeigen: die facettenreiche Art der Frau von heute.