Jeder, der während seiner Ausbildung zur Carl-Hahn-Schule im Schachtweg gegangen ist, kennt und schätzt den Imbiss Piccolo Mondo.
Versteckt und beliebt
Als ich vor dem kleinen Imbiss im Schachtweg 5c stehe, werde ich direkt freundlich von der Besitzerin Carmela Puzzolo Curcuruto begrüßt. Seit über 52 Jahren lebt sie gemeinsam mit ihrem Mann Onofrio Curcuruto und ihrer Familie in Wolfsburg. In Italien arbeitete Onofrio im Bergbau und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Carmela arbeitete auf dem familieneigenen Bauernhof. 1969 kam der gebürtige Italiener nach Wolfsburg, um im Volkswagenwerk zu arbeiten. 1997 sah Onofrio durch Zufall, dass es in einer Seitenstraße des Schachtwegs eine freie Fläche gab. Sofort kam ihm die Idee, dort einen Imbiss zu eröffnen. Da Carmela und der gemeinsame Sohn sich augenblicklich bereiterklärten, dort zu arbeiten, wurde am 25.06.1997 das Piccolo Mondo eröffnet.
Die Favoriten Pasta und Pizza
Onofrio arbeitete weiterhin bei Volkswagen, bis er dann auch 2006 in den Imbiss einstieg. Zu Beginn standen 51 verschiedene Gerichte auf der Speisekarte, doch mit der Zeit zeichneten sich zwei absolute Favoriten der Kunden ab: Pasta und Pizza. Typisch italienisch eben. Seit 2009 werden nur noch diese zwei Gerichte angeboten und das Konzept geht auf. Die Schüler der BBS 1 und 2 (auch Carl-Hahn-Schule genannt) gehören seit Jahrzehnten zu den Stammgästen, da sie während der großen Pause nur über die Straße gehen mussten und müssen, um zum Imbiss zu gelangen. In dem kleinen Imbiss bestellen die Kunden daher am laufenden Band. „Es muss schnell gehen und gut schmecken“, erklärt Carmela Curcuruto auf die Frage, was das Erfolgsgeheimnis sein könnte. Und das tut es, wenn sich ein kleiner Imbiss ausschließlich durch Mundpropaganda über einen so langen Zeitraum in Wolfsburg halten kann. Man passt sich auch dem wechselnden Kundenklientel an. Seit fünf Jahren bietet man nur noch Rindfleisch von einem türkischen Metzger auf der Pizza und in den Soßen an. So konnte man auch für muslimische Berufsschüler eine leckere Mahlzeit kreieren. „Der Kunde ist König und hat immer Recht“, wird mir versichert. Diese Einstellung wissen viele zu schätzen, denn das Piccolo Mondo hat einige Stammkunden, die den Imbiss noch aus ihrer Schulzeit kennen und regelmäßig zum Essen, oder einfach zum entspannten Plausch mit den Besitzern, vorbeischauen.
Ein kleines Erfolgsgeheimnis
Oft wird auch nach der „Piccolo Mondo Sauce“ gefragt, welche eine skurrile Entstehungsgeschichte hat. Als einmal Zutatenknappheit herrschte, mischte der Sohn aus Langeweile einfach aus ein paar Zutaten (Petersilie, Peperoncini, Knoblauch, Pflanzenöl und Salz) eine Soße zusammen, die großen Anklang bei den Kunden fand. Sie ist mittlerweile so beliebt, dass sie seit Januar 2019 sogar vor Ort zu kaufen gibt. „Vielleicht ist das unser Erfolgsgeheimnis“, mutmaßt Carmela. Nach dem Abriss des Hauses, welches vor dem Imbiss stand, ist das Piccolo Mondo nicht mehr so versteckt, wie es früher einmal war. Ein leichter Geheimtippfaktor bleibt trotzdem erhalten, vor allem bei Nicht-Schülern. Carmela Curcuruto und ihr Mann fühlen sich nach über 52 Jahren als Wolfsburger und identifizieren sich mit der Stadt. Dennoch wollen sie im Hinblick auf ihren baldigen Ruhestand wieder in die Heimat nach Sizilien zurück. Die Fläche, auf dem der Imbiss steht, ist vom Abriss bedroht. Deshalb wollen sie und ihr Mann noch ein Jahr weitermachen. Den Imbiss sehen sie als Lebenswerk an, auf das sie sehr stolz sind. „Oft kommen ehemalige Schüler mit ihren Kindern hier her, weil sie sich an das Piccolo Mondo erinnern. Das Wiedersehen ist dann groß, wenn sie unsere Gesichter nach all den Jahren wiedersehen. Das macht mich glücklich und erfüllt mein Herz mit Freude“, sagt die Besitzerin gerührt. Der Imbiss und das tägliche frische Zubereiten der Gerichte von 6 Uhr morgens bis 19 Uhr abends ist ein großer Teil ihres Lebens geworden. „Der Kontakt mit den Schülern und mit Bekannten macht mir immer noch sehr viel Spaß. Das wird mir in Italien sehr fehlen“, gesteht Carmela Curcuruto.