Jörg Lehmann ist Gründer und Geschäftsführer der Ideenherd GmbH. Wir haben uns mit ihm getroffen auf dem Rittergut von der Schulenburg in Nordsteimke getroffen, um mit ihm über sein Unternehmen, die Selbständigkeit und unsere Stadt zu sprechen. Zudem durften wir den Business Club besuchen und waren positiv überrascht über den Zusammenhalt der Gäste, das Essen und das Ambiente.

Uns interessiert deine Verbindung zu Wolfsburg. Wie kommt man von Halle hier her?

Wie das Leben heute so seine Geschichten schreibt: Erst die Schule, dann Abitur und dann wollte ich Kunst studieren. Das durfte ich in der früheren DDR nicht, weil andere Fachgebiete „gebraucht“ wurden. Also sollte ich Chemie studieren. Nach meiner Armeezeit habe ich hier in der Gegend Freunde besucht und dann hat es mich hier in die Ecke verschlagen. Ich bin erst im Nordkreis gelandet, in Wittingen, und habe mich dann entschieden, hier zu bleiben. Dann habe ich mich bei Volkswagen und in einer Druckerei beworben, in der ich dann auch gelandet bin. Man hat mir dort eine Lehrstelle angeboten und dann war das mit dem Studieren erst mal vorbei. Ach, vorher habe ich noch eine Ausbildung zum Flugzeugmechaniker gemacht. Wenn ich mir das heute so überlege, was ich damals gemacht habe und was ich heute mache …(lacht). Nach der Berufsausbildung zum Drucker habe ich noch eine kaufmännische Ausbildung gemacht und dann durch Freunde in Hannover zufällig Matthias Biegay kennengelernt. Und schon war ich in Wolfsburg und habe bei CM Design angefangen. Dort blieb ich knapp 4 Jahre. Es war eine sehr spannende Zeit. Das war auch die Zeit, als ich Günther Graf von der Schulenburg kennenlernte, der damals Kunde von uns war. Aus dieser geschäftlichen Beziehung ist eine Freundschaft entstanden. Und dann war ja da mein Traum von der Selbstständigkeit!

Das heißt, jeder Schritt in deinem Leben war auch irgendwie sinnvoll; also all die Erfahrungen, die du gesammelt hast, oder?

Auf jeden Fall, ich möchte nichts davon missen. In dieser großartigen Zeit lernte ich 1998 meine Frau kennen, die seitdem nicht nur mein Korrektiv, sondern seit 2001 auch ein zentraler Bestandteil unserer Firma ist.

Glaubst du, dass es in Wolfsburg zu wenige Gründer gibt?

Ja, schon. Allgemein ist in Deutschland die Unternehmerkultur leider nicht sonderlich ausgeprägt. In Berlin ist das schon anders. Wobei die dortige Sprunghaftigkeit in puncto Selbstständigkeit mit „heute dies, morgen jenes“ auch nicht mein Verständnis ist. Wenn man etwas macht, wovon man vom Herzen überzeugt ist, dann braucht es Ausdauer und Beständigkeit. Gerade wenn es mal windig ist oder stürmt. In Wolfsburg gab es um das Jahr 2000 herum mit „promotion“ einen herausragenden Gründungswettbewerb. In der Zeit durften wir viele Preisverleihungen und Gründerveranstaltungen als Agentur gestalten und begleiten. Heute gibt es das leider nicht mehr in der Tiefe. Dabei ist Wolfsburg ein hochinteressanter Standort, nicht nur durch Volkswagen.

Was könnte man denn machen, um dem Gründergeist auf die Sprünge zu helfen?

Initiiert durch die Wolfsburg AG, gibt es noch das Projekt „Promotion School“, wo Schüler ihre Ideen für ein Unternehmen in einem Wettbewerb präsentieren. Das fördert Unternehmer- und Gründergeist. Was meiner Meinung nach fehlt, ist der Schritt danach. Also Rahmenbedingungen für ein kleines Silicon Valley, das nicht nur auf „Automobilisten“ fokussiert ist, sondern beispielsweise Kreative, Dienstleister und ITler anzieht. Wo sonst, wenn nicht hier in unserer dynamischen Region, sollte so etwas entstehen. Dafür sind aber Mut, Ausdauer und Investitionen notwendig.

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Gespräche verlaufen erfolgreicher wenn die Umgebung perfekt ist. / Foto: Thomas Koschel

Was gefällt dir nicht so gut an Wolfsburg?

Wenn man sich in Wolfsburg umsieht, dann ist in den letzten knapp 20 Jahren wahnsinnig viel entstanden. Für mich persönlich wurde es ein bisschen versäumt, die Menschen dabei ein Stück mitzunehmen. Viele fühlen sich hier eher mit ihrem Arbeitgeber Volkswagen verbunden, als mir der Region und der Stadt in der sie leben. Das ist schade und ein großes Dilemma.
Auch im Bereich Gastronomie gibt es definitiv Luft nach oben. Es gibt keine wirkliche Esskultur – im Sinne, dass man gerne, oft und qualitativ gut essen geht. Ich selbst würde mir einfach mehr Vielfalt und Qualität an Restaurants wünschen. An der Innenstadt sollte am stärksten gearbeitet werden. Wir sind eine wohlhabende Stadt und da sollte man stärker in die Zukunft und das Image investieren.

Wenn wir schon regional denken: Was findest du besonders schön an Wolfsburg?

Ich mag es besonders, dass Wolfsburg so grün ist, und dass man schnell von A nach B kommt, zumindest wenn man, wie ich, antizyklisch fährt (lacht).
Ich mag das Kunstmuseum, die Autostadt und die Küche von Hardi Leimeister (Anm. d. Red. La Fontaine in Fallersleben) – das sind schon echte Highlights. Auch das Superleggera ist eine absolute Bereicherung und übrigens ein gutes Beispiel dafür, dass es funktioniert, wenn etwas anders als alles andere ist.

Wenn du dir für Wolfsburg etwas wünschen könntest, was wäre das?

Definitiv eine Belebung der Innenstadt in Bezug auf die Qualität der Geschäfte. Da arbeiten zwar schon einige dran, aber vielleicht sind es zu viele, die zu wenig gemeinsam an einem Strang ziehen. Eine Kräftebündelung wäre hier zielführend.

Was macht dein Unternehmen so besonders?

Definitiv ist es die Vielfalt unserer drei Geschäftsbereiche Event, Software und Location, repräsentiert durch unsere großartigen Mitarbeiter.
Was wir hier gemeinsam auf dem Rittergut in Nordsteimke mit dem Ideenherd initiiert haben und jetzt mit dem Boardinghotel Yard eine logische Weiterentwicklung fand, ist schon sehr besonders und einzigartig! Wir machen seit fast 20 Jahren Veranstaltungen und so eine coole Kombination aus Arbeiten, Kochen und Hotel auf diesem historischen Pflaster ist in Deutschland sehr selten.

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Tischlein deck dich! Beim Business Club im Ideenherd liefern die Köche exzellentes Essen. / Foto: Thomas Koschel

Also wenn ich mich hier umsehe und mir vorstelle auf diesem Hof zu arbeiten, das sieht schon sehr angenehm aus. Nutzt ihr die Möglichkeiten, um auch mal draußen zu arbeiten, oder arbeitet man bei euch klassisch im Büro?

Wir arbeiten überwiegend klassisch im Büro. Wobei es schon die Möglichkeit gibt, auch mal rauszugehen, um in der Natur spazieren zu gehen. Das macht diesen Ort so besonders, fast magisch. Manche Tagungsgäste kommen morgens früher, nur um noch eine Runde spazieren zu gehen oder auch mal die Pferde zu streicheln. Ich glaube fest daran, dass unsere Arbeitsergebnisse besser werden, wenn wir uns wohlfühlen. Deswegen haben wir diesen Ort für den Ideenherd gewählt.

Zum Schluss: Wenn ich einer völlig fremden Person erklären müsste, was der Ideenherd ist, wie mache ich das?

Wir arbeiten in drei völlig unterschiedlichen, sich intelligent ergänzenden Geschäftsbereichen. Man könnte sogar sagen, es sind drei Unternehmen in einem.
Der Ursprung unseres Unternehmens ist der Geschäftsbereich Ideenherd Live, der sich mit der Inszenierung von Marken und der Konzeption samt Realisierung nachhaltiger Kundenerlebnisse beschäftigt.
Ideenherd Location steht für das beste Tagungsumfeld und erfolgreiches Arbeiten, die beste Küche mit dem herzlichsten und aufmerksamsten Service.
In unserem Softwarebereich Ideenherd Link, profitieren Unternehmen von 360 Grad-Lösungen für zertifiziertes Einladungs- und Teilnehmermanagement, mit denen man mehr als 30 Prozent der Arbeitszeit sparen kann.

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Ideenherd steht für das beste Tagungsumfeld und erfolgreiches Arbeiten. / Foto: Thomas Koschel

Vielen Dank für das Interview.

Infobox

www.Ideenherd.de
www.facebook.com/ideenherd

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