Für einen professionellen Sportverein wie den VfL Wolfsburg gehören zu jeder startenden Saison neue Trikots dazu. Wie kann jedoch die alte Sportkleidung nachhaltig und bewusst wiederverwendet werden? Studierende von der Fakultät „Mode, Information und Design“ der Hochschule Hannover haben eine stylische Lösung gefunden und die Upcycling-Kollektion „Wölfe RE//Designed“ kreiert.
von Dora Balistreri
Die Upcycling-Kollektion des VfL Wolfsburg
Es sind nicht nur die Förderung von Nachwuchssportlern und der zielstrebige Kampf um internationale Plätze, die den VfL Wolfsburg kennzeichnen. Der Sportclub begreift sich ebenso als Vorbild für ein faires gesellschaftliches Miteinander, bei welchem möglichst viele unterschiedliche Menschen angesprochen werden. Im Jahr 2010, ein Jahr nach dem Meistertitel, wurde innerhalb des Vereins ein kompetentes Team aufgestellt, das im Sinne der gesellschaftlichen Verantwortung, der sogenannten Corporate Social Responsibility, zahlreiche soziale Projekte gestaltet, koordiniert und umsetzt. Die Initiative, die als Dach des gesellschaftlichen Engagements des VfL Wolfsburg gilt, trägt den Namen „Gemeinsam bewegen“.
Aus alt mach neu
Im Rahmen dieser Initiative wurde als eines von vielen Projekten die Upcycling-Kollektion „Wölfe RE//Designed“ verwirklicht. Der Begriff „Upcycling“ meint die Wiederverwertung von Stoffen. Im Gegensatz zum Recycling werden diese jedoch durch einen geringeren Energieaufwand zu Neuem aufgewertet. Alte Flaschen werden zu Blumengefäßen, Schneebesen zu Hängelampen, Europaletten zu Sitzgelegenheiten – und alte Fußballtrikots? Diese können zu modischen Kleidungsstücken und Accessoires verwandelt werden. Der Gedanke, der hinter der Upcycling-Bewegung steckt, stammt aus der sogenannten „Wegwerfmentalität“, die unser Jahrhundert prägt und dessen Folgen auf unserem Planeten schon deutlich zu erkennen sind. Jedoch wie kam das nachhaltige Modeprojekt zustande und wer profitiert davon?
Die erste Upcycling-Kollektion wurde im Jahr 2014 durch die Berliner Designerin Frau Wagner umgesetzt. Ein Jahr später entwickelte sich die Zusammenarbeit zwischen der Fakultät „Mode, Information und Design“ der Hochschule Hannover und dem VfL Wolfsburg. Das Ziel dieser neuen Kooperation ist, dem Projekt neben dem nachhaltigen auch einen sozialen Aspekt zu verleihen: Die zweite Upcycling-Kollektion wurde von der Lebenshilfe Wolfsburg, die sich unter anderen im Bereich der Integration und Inklusion im Sport einsetzt, vor Ort produziert.
Zero Waste als Ziel
Im Rahmen dieser Zusammenarbeit ist an der Hochschule ein mit der Studienordnung konformes Seminar entstanden, für welches der Fußballverein Material aus der vorherigen Saison 2014/2015 zur Verfügung stellte. Mit dem Ziel „zero waste“ haben die Studierenden die Aufgabe gehabt, die Trikots so aufzuwerten, dass am Ende möglichst wenig Stoff zum Wegschmeißen übrigblieb. Der Besuch des Fanshops der FußballWelt des VfL Wolfsburg sowie die Auseinandersetzung mit dem Fan als Konsumenten waren ebenfalls Inhalte des Seminars. Am Ende des Semesters wurden die Studierenden von ihren Dozenten benotet. Die drei besten Designs wurden von einer fachkundigen Jury, darunter bundesweit wirkende Experten aus dem Bereich Fußball und Mode, für die praktische Umsetzung gewählt und die Gewinner nach der Modenschau in der Arena feierlich gekrönt. Die drei Gewinnerstücke der Upcycling-Kollektion sind im Fanshop neben den neuen Trikots und üblichen Fanartikeln erhältlich. Der Gewinn kommt der Lebenshilfe Wolfsburg zugute. Der Fan vollbringt somit bei jedem Kauf eine gute Tat.
Neben der Upcycling-Kollektion mit integrativem Charakter werden weitere Projekte durch den VfL Wolfsburg entwickelt und umgesetzt. Die Initiative „Gemeinsam bewegen“ wird neben dem Bereich Integration/Inklusion von weiteren drei Säulen getragen:
Der VfL Wolfsburg pflanzt Bäume
Es gibt kaum ein gesellschaftlich relevantes Thema, das für den VfL Wolfsburg nicht von Bedeutung ist. Der Fußballverein nutzt seine prominente Rolle immer wieder dafür, um Menschen für wichtige Dinge zu sensibilisieren, wie etwa auch für den Umweltschutz. Dabei gilt der VfL bereits selbst als Vorbild auf dem Bereich des Umweltmanagements. Denn der Verein hat auf Recyclingpapier umgestellt, im Herren-Toilettenbereich funktionieren die Urinale wasserlos und die Fläche rund um die Arena ist nun mit LED-Leuchten ausgebaut. Apropos Stadion: Die Volkswagen-Arena ist ein zertifiziertes Ökoprofit-Stadion, die Rasenflächen der Trainingsplätze werden wasserschonend gesprengt und der Verein zahlt bei jedem Versand von Fanartikel einen Emissionsausgleich. Außerdem setzt der VfL Wolfsburg gemeinsam mit der LSW Energie GmbH sowie den Niedersächsischen Landesforsten auch in diesem Jahr das Waldprojekt aus der Saison 2014/15 südlich der Herrenwiesenquellen nahe des Hattorfer Holzes fort: Für jedes Tor, das die U10-Mannschaften bis zu den Bundesliga-Profis schießen, wird ein Baum gepflanzt.
Jedoch lässt sich Fußball nicht nur gut mit Umwelt, sondern auch mit Bildung verbinden. Der VfL Wolfsburg pflegt durch seine 100 Partnerschulen ein weites Netzwerk an Bildungspartnern. Seit 2015 gilt der Verein durch die Einweihung des Grün-Weißen Klassenzimmers als außerschulischer Lernort, in dem Workshops und Seminare zu weitreichenden Themen stattfinden, wie etwa zu Rassismus oder der bewussten Ernährung. Zu guter Letzt steht der VfL Wolfsburg mit seinem Namen für eine gesunde und ausgewogene Lebensweise. Auch in diesem Bereich möchte der Verein als Vorbild dienen und durch unterschiedliche Projekte die Gesellschaft zu einem gesunden Lebensstil durch Bewegung aktivieren.
Fußball ist alles
„Fußball ist alles“, lautet der Slogan des VfL Wolfsburg. Und das zurecht: Denn Fußball ist gesellschaftlicher Dialog, es ist interkultureller Austausch, ein Ort des Miteinanders, welches unabhängig von Religion und Herkunft geprägt ist. In jeder seiner Handlungsmaßnahmen verfolgt der VfL Wolfsburg seine selbstbestimmten Prinzipien der Wirksamkeit, Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit: Wirksam bedeutet, dass das soziale Engagement gesellschaftlich, barrierefrei und möglichst für alle zugänglich gemacht wird. Die Projekte sollen dabei nachhaltig in ihrer Umsetzung sowie in ihrem Radius ausgerichtet werden und mit dem Konzept des VfL Wolfsburg auf ehrliche Weise übereinstimmen. Integrativ, teilhabefördernd, bildungsstärkend, umweltschützend und nun auch nachhaltig modebewusst. Fußball ist alles!