Unter der Leitung von Tobias Tantius und Christoph Peter Ehrlich veranstaltet die Organisation „Lit-In Wob“ regelmäßig Lesungen für regionale Autoren und nicht zuletzt für Nachwuchskünstler. Der Autor Tobias Tantius und der Verleger Christoph Peter Ehrlich lernten sich bei einer Lesung von „Literatur im Café“ kennen, als Tantius vorlas und Ehrlich im Publikum saß. Anfang 2016 wurden sie gebeten, die Veranstaltungsreihe „Literatur im Café“ zu übernehmen. Sie änderten den Namen in „Lit-In Wob“ und bieten seitdem mehrmals jährlich Lesungen mit musikalischer Untermalung vor außergewöhnlicher Kulisse, wie der E-Tankstelle oder dem Aalvar Aalto Kulturhaus, an.
Eine Möglichkeit für Wolfsburger Autoren gehört zu werden
„Lit-In WOB schaut nicht nur auf die gegenwärtigen Autoren, sondern wirft bewusst einen Blick zurück in die Vergangenheit“, erklärt Tantius. „Wen gab es dann schon alles in unserer Stadt, der geschrieben und sogar ein Buch veröffentlicht hat? Wie haben sich die Autoren entwickelt?“ Tobias Tantius schreibt bereits seit seiner frühen Jugend Kurgeschichten, die in verschiedenen Anthologien veröffentlicht wurden. Auch zwei Romane sowie eine eigene Anthologie sind als eBook zu haben. Christoph Peter Ehrlich stammt ursprünglich aus Cottbus. Er studierte in Kiel und gründete dort als Dichter und Kurzgeschichtenautor den Künstlerverein „Lit-In Kiel e.V.“, „um mich für Künstler einsetzen und ihnen eine Plattform bieten zu können. Mit Lit-In Wob möchte ich auch Wolfsburger Autoren eine Möglichkeit bieten, gehört zu werden. Denn bisher scheint, abgesehen vom Hallenbad, im Kleinkunstbereich in Wolfsburg nicht viel los zu sein.“ Zum 500. Reformationstag im vergangenen Jahr veröffentlichte er außerdem als Verleger und in Co-Autorschaft mit Madita E. Heubach das Kinderbilderbuch „Martin“ im Auftrag der St. Petrus Kita Vorsfelde.
Lesung in der Stadtbibliothek packte das Publikum
Vergangenen Freitag leiteten Tantius und Ehrlich die Saison mit einer ganz besonderen Lesung ein. „Zurück in Wob“ lautete das Motto der Veranstaltung und gleichzeitig der Titel des ersten Wolfsburger Krimis, von 1988, geschrieben von Sabrina Polastri. Obwohl bei Lit-In Wob vorzugsweise die Autoren selbst aus ihren Büchern vorlesen, konnte Polastri an diesem Abend nicht erscheinen, da sie seit einem Autounfall leider ans Bett gebunden ist. Autorin Sibylle Schreiber wurde daher gebeten, den Veranstaltern ihre wunderbare Lesestimme zu leihen und das Publikum gekonnt in den Bann des ersten Wolfsburger Krimis zu ziehen. Tatsächlich ist das Buch selbst seit Jahren vergriffen und kann wenn nur noch gebraucht gekauft werden. Doch am vergangenen Freitagabend hatten die Zuhörer die Möglichkeit, eines von den letzten 50 Exemplaren der ersten Auflage zu ergattern. In der zweiten Hälfte der Lesung betrat Werner Julius Frank die Lesebühne. Er bezeichnet sich selbst als Ingenieur. Tantius und Ehrlich beschreiben ihn als einen Wort-Analysten: „Er greift Wörter auf und prüft sie auf Sinn und Aussage: Wenn Blumenmarkt und Pferdemarkt dem Verkauf von Blumen und Pferden dienen, was bietet dann der Kinderflohmarkt? Kinder? Flöhe? Oder was?“ Der Gifhorner Autor liest an diesem Abend aus seinem Buch „Der Heilige zweckt die Mittel“. Die musikalische Begleitung lieferte Wolfsburger Sänger und Songwriter Claudio Calandra. Er vereint in sich die deutsche und die italienische Kultur und schreibt demnach sowohl deutsche als auch italienische Songs. Musikalische Einflüsse kämen unter anderem von Vasco Rossi und Gianluca Grignani.
Es wurde innegehalten, schwer geschluckt und herzlich gelacht
Die Lesung wurde dieses Mal in Kooperation mit der Stadtbibliothek Wolfsburg organisiert. „Wir sind sehr froh über die Zusammenarbeit. Der Ansatz, Wolfsburger Autoren in den Fokus zu nehmen und Literatur mit Bezug zu Wolfsburg wieder ins Rampenlicht zu rücken, hat uns von Anfang an überzeugt“, so Uwe Nüstedt von der Stadtbibliothek. Am Ende des Abends waren die Veranstalter mehr als zufrieden mit dem diesjährigen Auftakt. So wurden die Zuhörer in der ersten Hälfte der Lesung tief gerührt von Sabrina Polastris Geschichte und gefesselt von ihrem Krimi, während sie in der zweiten Hälfte wieder lachen durften über Julius Franks Wortgewandtheit. „Heute Abend haben wir innegehalten, schwer geschluckt und auch herzlich gelacht. Die Autoren führten uns in andere Welten und ihre Worte wirkten viel tiefer als erwartet“, beschreibt Tantius seinen Eindruck zum Ende der Veranstaltung.
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