Wir haben gerade den 80. Stadtgeburtstag hinter uns und schon wieder hat sich das Stadtbild verändert. Es verschwinden uns altbekannte Bauten, Gebäude, Einrichtungen und wieder kommen neue dazu. Auch in der Geschäfts- und Modewelt hat sich so einiges verändert.
Zugmaschine der Wirtschaft
Ich kann mich noch gut an die viel befahrene Porschestraße mit ihren belebten Warenhäusern erinnern. Die Stadt war und ist schon immer sehr modebewusst. 1954 wurde das erste Wolfsburger Kaufhaus Schwerdtfeger (WKS) eröffnet. Weitere Häuser wie Haerder, Peek & Cloppenburg sowie die Kepa und Hertie folgten. Als 1960 das Kaufhaus Hertie am Nordkopf eröffnete, war die Neugier der Bevölkerung so groß, dass die Wolfsburger Allgemeine Zeitung den Ansturm auf das Geschäft wie folgt beschrieb: „Vor den Schaufenstern drängten sich die Menschen, und im Kaufhaus konnte kaum ein Apfel zu Boden fallen.“ So etwas hatte es bisher noch nie in Wolfsburg gegeben. Der damalige Oberbürgermeister Jens Uwe Nissen zeigte sich stark beeindruckt von den Menschenmassen und beschrieb das Kaufhaus zur Eröffnung als „Zugmaschine der Wirtschaft, auch für die Menschen aus dem Hinterland.“
Modeschauen gab es schon immer
In meiner ersten Ausbildung lernte ich das Handwerk einer Schneiderin und setzte mich von daher schon immer mit Mode auseinander. In den Schulferien hatte ich sogar einen Ferienjob im Modehaus Kürpik, das in der Hauptgeschäftsstraße eine sehr gute Adresse war. In den Kaufhäusern Haerder, Hertie und WKS gab es Stoffabteilungen und jede Schneiderin oder Schneider hatte eine große Auswahl. Eine lustige Erinnerung habe ich noch an den Safeclub, eine Diskothek die in der Porschestraße war. Zur Neueröffnung nach dem Umbau und der Modernisierung habe ich mir einen Anzug genäht. Richtig schick aus dunkelrotem Satin. Beim Betreten des Clubs blieb mir allerdings die Luft weg: Das neue Mobiliar war mit dunkelrotem Satin bezogen! Ich fühlte mich zum Inventar dazugehörig. Jetzt war nicht nur mein Anzug rot, sondern auch mein Gesicht. Modeschauen gab es schon immer in unserer Stadt. Sogar die Cafés machten mit. Im damaligen Café Klewin und auch bei Cadera wurde die neueste Mode präsentiert. Für die jüngste Modenschau der Boutique Joélle gab es im The Ritz-Carlton viel Beifall, nicht nur wegen der neuen Kollektionen namhafter Designer, sondern auch für die Professionalität aller Mitwirkenden, das edle Ambiente und die gute Stimmung.
Auf der Hauptgeschäftsstraße
Die älteren Stadtbürger erinnern sich sicher noch an das Kaufhaus Kepa, das ursprünglich als Rollschuhhalle am Europahochhaus geplant war. Daher die große Halle im Erdgeschoss und die Galerie als „Tribüne“ eine Treppe höher. Allerdings entschied man sich nach der Fertigstellung dagegen und so zog das Kaufhaus Kepa dort ein. Gegründet wurde die nach amerikanischem Muster konzipierte Kette durch die damalige Rudolph Karstadt AG unter dem Namen Einheitspreis Aktiengesellschaft (EPA). Ferner wurde das Warensortiment ausschließlich für die EPA produziert und weitgehend von der EPA oder Karstadt selbst hergestellt, insbesondere Wurst- und Fleischwaren, Konserven sowie Schokolade, aber auch Bekleidung, Gardinen, Matratzen, Papier- und Lederwaren. Ab 1933 unternahmen die Nationalsozialisten Propaganda- und Boykottaktionen gegen Warenhausketten, da sie als „jüdische Erfindung“ galten, darunter litt auch die EPA. Durch gesetzliche Regelungen wurde die Errichtung, Erweiterung und Verlegung von Einheitspreisgeschäften untersagt. Nach dem endgültigen Verbot des Einheitspreissystems erfolgte 1937 die Umbenennung in Kepa, was einfach nur „keine EPA“ bedeutete. Später wurde die Abkürzung gelegentlich als „Karstadt-Einkauf-Paradies“ interpretiert. 1943 erfolgte die Umwandlung der AG in eine GmbH. Aber das ist Geschichte. WKS ist das einzige Warenhaus, das uns aus der Zeit der befahrenden Hauptgeschäftsstraße geblieben ist. Aus der Porschestraße wurde eine Fußgängerzone. Große Einkaufsdestinationen kamen hinzu: 2001 die City-Galerie und 2007 die designer outlets.
Infobox
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