Der VFL Wolfsburg schaffte es dieses Jahr wieder an der sogenannten Champions League teilzunehmen. In diese Liga könne sich nur besten Fußballvereine der Welt qualifizieren. So muss man als deutscher Fußballverein am Ende der Saison unter die Top 4 der Bundesliga gelangen, um in der nächsten Saison dort teilnehmen zu können. Die Champions League ist neben der deutschen Meisterschaft und den Gewinn des DFB-Pokals, der höchste Titel, den eine Fußballmannschaft erspielen kann. Die Herrenmannschaft des VFL Wolfsburg holte aus den vorherigen 5 CL-Spielen 5 von 15 möglichen Punkten. Somit brachte sich der Verein im letzten Spiel in eine dramatische Ausgangssituation. Es hieß also: alles oder nichts. Ein Sieg gegen den Gruppenersten ist also Pflicht, um weiterhin in der Champions League spielen zu können. Denn nur die ersten zwei Mannschaften der Gruppe G kommen in die K.O.- Runde weiter. Aufgrund der spannenden Ausgangslage habe ich mich dazu entschieden, mir ein Ticket für das so entscheidende Champions League Spiel, am 8. Dezember 2021, gegen den OSC Lille, (aktueller 11. Platz der französischen Liga), zu organisieren.

Stadion VFL Wolfsburg
Joel Rustenbeck besuchte das Champions League Spiel VFL Wolfsburg gegen OSC Lille. Foto: FLOW WOLF

Die grün-weiße Vorbereitung

Drei meiner Freunde wollten das Topspiel in Wolfsburg ebenfalls nicht verpassen und kauften sich auch eine Karte für das Champions League Fußballspiel der Herren gegen den OSC Lille. Ich selbst, ein ziemlich großer Cristiano Ronaldo Fan, war das letzte Mal vor ca. vier bis fünf Jahren im Stadion und hatte somit das „Stadion-Feeling“ und die Atmosphäre, die so ein Spiel so mit sich bringt, komplett vergessen. Mir war aber im Vorhinein klar, dass der VFL heute alles geben musste, um das Ziel K.O-Runde zu erreichen.

Gegen 19 Uhr begab ich mich auf die Suche nach meinen grün-weißen Habseligkeiten und entschloss mich schließlich für einen Schal aus der Meisterschaftssaison 2009. Wir trafen uns letztendlich um 19:10 alle zusammen und machten uns als Gruppe auf den Weg zu der Volkswagen Arena. Spätestens wenn man die Innenstadt zu dieser Uhrzeit besuchte, wusste man auch als Nicht- Fußball-Fan, dass heute ein wichtiges Spiel des VFL Wolfsburg sein wird. Ich konnte auf dem Weg zum Stadion mehrere Menschengruppen beobachten, die sich ebenso auf den Weg ins Stadion machten – allesamt natürlich grün-weiß gekleidet.

Die Ankunft im Stadion

Die Zuschauerzahl wurde aufgrund der aktuellen Coronamaßnahmen stark reduziert. Es wurde also auch nur eine geringe Anzahl an Karten für das Spiel verkauft und dies ebenfalls nur unter der 2G Vorschrift. Als wir am Stadion ankamen registrierten wir uns direkt bei den Mitarbeitenden, zeigten unseren Impfpass vor und erhielten ein Einlassbändchen. Während des gesamten Aufenthaltes waren wir verpflichtet eine FFP2-Maske zu tragen. Nachdem wir unsere Bändchen abgeholt hatten, gingen wir auch direkt zum Einlasstor und scannten unsere digitalen Tickets. Bevor wir aber uns zu den Plätzen begaben, holte ich mir etwas zu essen und zu trinken, um mich für das Spiel zu stärken.

Ein unvergesslicher Moment

Wir erreichten letztendlich 45 Minuten vor Spielbeginn unsere Plätze in der Nordkurve. Die Vorfreude war groß und stieg noch mehr, als wir sahen, wie die Spieler des VFL Wolfsburg sich warmmachten. Nachdem die Profis fertig mit ihren Torschüssen (die letzte Übung des Warm-mach-Programms ) waren, verschwanden sie im Spielertunnel. Etwa fünf Minuten vor Beginn ertönte plötzlich über die Lautsprecher das typische Herzpochen, welches jedes Mal vor Beginn eines Heimspiels des VFL Wolfsburg gespielt wird. Als das Pochen aufhörte, traten die Spieler des VFL und des OSC auf den Platz und reihten sich nebeneinander auf. Nun setzte die Champions League Hymne ein: ein Gänsehautmoment. Ich fühlte, wie alles an mir kribbelte, denn dies war mein erstes CL Spiel, welches ich live sehen konnte. Die Aufregung in mir wuchs und ich wurde von Sekunde zu Sekunde immer nervöser.

Jubelschreie trotz Niederlage

Die erste Hälfte, welche 45 Minuten andauerte, war relativ durchwachsen und leider von einem niederschlagenden Ergebnis gekürt. 0:1 für den OSC Lille. Trotz unserer lautstarken Fangesänge half der Support letztendlich nicht, um in Halbzeit eins in Führung zu gehen. Während der Halbzeit besprachen wir untereinander, was hätte besser laufen und wie man das Ruder wieder an sich reißen können.

Nun war es so weit, die zweite Halbzeit brach an und wir unterstützen den VFL Wolfsburg wieder mit unseren Gesängen. Zu Beginn der zweiten Hälfte schaffte der VFL es immer wieder über die rechte Seite durchzudringen und Bälle in die Mitte zu bringen. Jedoch leider ohne Erfolg. Somit konnten die Spieler sich nicht selbst belohnen, trotz eines guten Starts. Und wie das im Fußball eben so ist, fiel das 0:2. „Typisch Fußball, man macht die Tore selber nicht und fängt sie sich dann hinten“, sagte ein Kumpel zu mir. Und es stimmte bedauerlicherweise, denn das 0:3 ließ nicht lange auf sich warten. Nun hatten wir auch die letzte Hoffnung auf einen Sieg verloren. Mit gesenktem Blick beobachteten wir das Spiel und konnten nur noch zusehen, wie der OSC Lille das Spiel machte und dem VFL keine Chance mehr gab.

Doch dann ein Moment der Hoffnung: plötzlich schaffte es der VFL es in der Nachspielzeit nach vorne zu dringen und schoss schließlich den Ehrentreffer. Wir sprangen auf, brüllten und jubelten. Natürlich war es auch etwas selbstironisch gemeint, aber es hat einen Riesen Spaß gemacht, die Torhymne des VFL zu hören und zu feiern, obwohl das Spiel verloren war.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen

Trotz der Niederlage, welche wir als verdient anerkannten, waren wir nicht deprimiert oder ähnliches. Denn es war immerhin die Champions League und diese zu erreichen, ist das Ziel von jeder Mannschaft auf der Welt- und es schaffen nur die wenigsten. Nun wird der volle Fokus wieder auf die Unterstützung des Vereins in der Bundesliga gesetzt. Mal gewinnt man, mal verliert man. Und wie in guten, als auch in schlechten Zeiten, sollte man zu seinem Verein stehen und ihn dennoch, obwohl es schwerfällt, unterstützen.

Mein Fazit des CL Spieltages fällt dennoch durchweg positiv aus. Trotz der Niederlage, war es ein unvergessliches Erlebnis, woran ich mich für immer erinnern werde. Alleine wenn ich heute zurückdenke, wie die Champions League Hymne begann zu ertönen, bekomme ich erneut Gänsehaut. Ich kann somit jeden Einzelnen von euch nur ans Herz legen, sich ein Champions League Spiel live anzusehen. Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert und etwas, was man als fußballbegeisterter Mensch erleben sollte. JR