Es ist 10.00 Uhr an einem Donnerstag, als ich vor dem Abenteuerhaus stehe. Eine freundliche Dame mit sympathischer Stimme nimmt mich in Empfang und begrüßt mich mit meinem Namen. Wir gehen das Treppenhaus hinauf in die 2 Etage. Ich brauche Zeit, um mir all die bunten, schönen Dinge an den Wänden anzusehen. Die Dame erzählt mir, dass dies Mitbringsel von Joachims Expeditionen aus aller Welt sind. Alleine der Gang bis ins Obergeschoss ist ein Abenteuer, der mich in seinen Sog nimmt.
Abenteurer aus Leidenschaft
Joachim Franz ist Geschäftsführer, Expeditionsleiter, Abenteuersportler, Referent und Autor. Aber während meines Gespräches mit ihm, wird mir sofort klar: Er ist bei allem, was er macht, 100 % Leidenschaft und Authentizität! Als sein Werdegang mit 30 Jahren eine starke Wendung nahm, widmete er sich mit Passion dem Extremsport. Marathon, Triathlon, Ironman. Um nur eine Idee zu geben, was Joachim in der Freizeit machte. Er nennt die kommenden Jahre seine Testzeit. Sich selber testen. Was kann ich? Was bin ich? Als er 40 Jahre alt war, stellte er nicht mehr sich selber in den Mittelpunkt, sondern wollte eine Spur hinterlassen. Was Gutes tun. Somit nutzte er seine sportlichen Extremaktivitäten, um auf das Thema HIV aufmerksam zu machen. Mit Erfolg! Seine Aktivitäten diesbezüglich waren Freizeitaktivitäten, da er hauptberuflich bei Volkswagen beschäftigt war. Erst mit 48 Jahren stieg er bei seinem Arbeitgeber Volkswagen aus, kaufte gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin, Sandra Wukovich, in Wolfsburgs Zentrum ein Haus, um darin das Abenteuerhaus entstehen zu lassen. Fortan heißt es mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung neue Wege zu gehen. Er nimmt seine Erfahrungen als Expeditionsleiter und adaptiert sie, um Unternehmen und vor allem den Menschen in Sachen Persönlichkeitsentwicklung auf die Sprünge zu helfen.
Expidition mit Hintergedanken
Joachim Franz ist durch und durch Abenteurer. Um seine Expeditionen zu planen, zu organisieren, sich dafür körperlich vorzubereiten, das Team zusammen zu stellen und nebenbei auch noch einer hauptberuflichen Tätigkeit nachzugehen, trainiert er an der Reduktion seiner Schlafzeit. Zu Spitzenzeiten schläft er im Durchschnitt nur noch zwei Stunden pro Nacht. Joachims Lieblingssatz lautet „Erfolg ist eine Begleiterscheinung, von dem was Du denkst und tust.“ Demzufolge sind die Gedanken und Handlungen von Joachim Franz sein Erfolgsgeheimnis! Unter dem Motto „MOVE THE WORLD – AIDS AWARENESS EXPEDITION“ umrundete er 2011 die Welt. Dabei durchquerte er in 111 Tagen 55 Länder mit einem Amarok. Diese Expedition galt der internationalen Wahrnehmung von HIV/ AIDS in den entlegensten Winkeln der Erde. Länder wie Honduras, Island, Burkina Faso, Gabun und auch viele Länder Osteuropas und Asiens sind „klein“ auf der Aids-Weltkarte. Als Schirmherr konnte Joachim niemand geringeren als den damaligen Außenminister Guido Westerwelle gewinnen. Allein die Beschaffung der vielen Visa für die unterschiedlichen Länder, mit unterschiedlichen Voraussetzungen, setzte das Streckenplanungsteam vor große Herausforderungen. Nun kommt die Adaption in die Unternehmungen. Wie können persönliche und unternehmerische Ziele erfolgreich umgesetzt werden? Mit dem Abenteuerhaus-Team können Unternehmen ihre ganz eigene Expedition starten und neue Denkmuster und Betrachtungsweisen strategisch entwickeln. In der Strategie kann individuell aus den Modulen Seminar, Workshop und Event gewählt werden. Hier wird die Umsetzung von unternehmerischen Werten und Zielen wie „Teamarbeit“ dann Expedition genannt. Als erstes wird geklärt, wer der Expeditionsleiter ist. Je nach Problemstellung kann dies der Geschäftsführer des auftraggebenden Unternehmens sein. Im zweiten Schritt wird das Ziel erarbeitet. Kommunikation, Werte oder Unternehmenskultur, die Expeditionsstrategie führt zum Ziel. Gehen wir in unserem Bespiel davon aus, dass die Führungskräfte unter dem Geschäftsführer für die Umsetzung des vorgegebenen Zieles sind. Dennoch wird „geprüft“, ob sie für die Expedition geeignet sind. Die Frage, die sich jeder angehende Expeditionsteilnehmer stellen muss, lautet „Was ist mein Warum?“ Wie lautet mein klares Bekenntnis an der Expedition teilnehmen zu wollen? Wer nicht will, ist raus.
Ohne Bewerbung geht nichts
Wer grundsätzlich dabei sein will, muss sich bewerben. Richtig gelesen: Bewerben! Dabei geht es nicht um die fachliche Eignung. Bei der Expedition geht es um den Menschen, um das Mindset. Zur Vorbereitung haben die Bewerber bis zu einer Stunde Zeit, um dann vor der Gruppe über sich zu erzählen. Wer bin ich und was macht mich aus? Während dieser Auftaktveranstaltung müssen die Teilnehmer verstehen wofür, mit wem und warum sie gehen, ehe sie ihre Teilnahme unterzeichnen und zur Expedition zugelassen werden. Es ist absolut wichtig, Ehrlichkeit und Offenheit zu leben. Nur so kann Verständnis und Vertrauen entstehen. Nur so kann die Expedition erfolgreich werden. Sobald sich ein Teilnehmer nicht mehr sicher ist und seine Zustimmung nicht eindeutig kundtut, bleibt die ganze Gruppe stehen. Eine Aufgabe während dieses Prozedere ist, sich mit dem Thema Mut zu beschäftigen. Bin ich mutig? Woher kommt mein Mut? Was ist überhaupt Mut? Joachim sagt: „Ohne Angst gibt es keinen Mut!“ Somit stellt sich die Frage „Wovor habe ich Angst in Bezug auf die Expedition?“ „Benenne Deine Ängste, sonst findest Du keine Lösungen“, sagt der 59-Jährige. Aus dieser Sammlung wird das „Roadbook“ für den gesamten Prozess geschrieben. Nun kann sich das Team auf alle Eventualitäten vorbereiten und oftmals wandeln sich die Ängste in Mut. Joachim Franz geht in die Tiefe der Persönlichkeitsentwicklung. Mit Hilfe von Fragestellungen wird das eigentliche Problem der Unternehmungen zu Tage gebracht. Joachim Franz sieht sich als Mentor für den Expeditionsleiter und die angehenden Expeditionsteilnehmer. Unterstützt werden das Expeditionsteam und er zusätzlich von einem Netzwerk von Coaches und Moderatoren. Mutig war Joachim Franz schon immer. Auf dem Weg zu Prof. Dr. Carl Hahn, der sein Leben veränderte, bei seiner Entscheidung mit fast 50 Jahren den Volkswagen-Konzern zu verlassen oder bei seinem andauernden Kampf gegen HIV/AIDS sowie für Bildung. Es gäbe noch Stunden zu erzählen. „Es kommt alles so, wie es kommen soll.“ Mit diesem Satz beendet Joachim das Gespräch mit mir und ich kann ihm zu 100 % zustimmen.