Wir haben mit den Verantwortlichen der VfL-Fußball.Akademie, Pablo Thiam (sportlicher Leiter) sowie Francisco Coppi (administrativer Leiter), gesprochen. Auch unser Interview fand nicht wie gewohnt vor Ort am Berliner Ring, sondern über eine Telefonkonferenz statt. „Gerade hier im Nachwuchsleistungszentrum sind wir dankbar für die Sonderregelung und die Möglichkeit, die dieser großartige Club einem bietet“, erklärt Pablo Thiam die Situation. „Wir haben Vorgaben vom Gesundheitsamt, an die wir uns selbstverständlich strengstens halten.“

Pablo Thiam
Verantwortlicher der VfL-Fußball.Akademie Pablo Thiam über Corona, Fußball, Schule und Lockdown. Foto: VfL Wolfsburg Fußball GmbH

37 Nachwuchstalente wohnen in der Regel im Fußballinternat und werden hier nicht nur auf die Fußballkarriere, sondern auch auf das Leben vorbereitet. In 13 Einzel- und 12 Doppelzimmern leben die Jugendlichen unter einem Dach. Außerhalb der Akademie werden 22 weitere Spieler in Wohngemeinschaften betreut. Doch die Pandemie hat einiges verändert. Trotzdem ist man dankbar und versucht das Bestmögliche, um die Jungs fit zu halten – auch neben dem Platz.

Ein verlorenes Jahr für die gesamte Jugend

„Es läuft nichts im Vollbetrieb. Auch bei uns sind Mitarbeiter in Kurzarbeit und es trainieren lediglich drei von neun Mannschaften, Spiele finden keine statt“, erklärt Francisco Coppi. Auf die pädagogische sowie psychologische Betreuung wird hier allerdings nicht verzichtet. „Fußballerisch ist es ein verlorenes Jahr für den gesamten Jugendbereich“, betont Pablo Thiam.

VfL-Fußball.Akademie
Zur Zeit ist auch die VfL-Fußball-Akademie ein menschenleeres Fleckchen. Foto: VfL Wolfsburg Fußball-GmbH

Derzeit befinden sich 24 Nachwuchsspieler im Internat. Für die betreuten Jungs gibt es eine Sondergenehmigung. 18 Spieler gehen zur Schule. Die zehnten Klassen sowie die Oberstufenschüler müssen sich auf ihre Prüfungen vorbereiten. Man versucht die U17, U19 und die U23 im Training zu halten, denn die Gemeinschaft darf nicht wegbrechen, das sei nicht nur für den Fußball wichtig. Man trage hier eine Verantwortung gegenüber den jungen Menschen.

Wir haben Vorgaben vom Gesundheitsamt

Zweimal die Woche werden die Nachwuchsspieler auf COVID 19 getestet. Es wurden Konzepte entwickelt – für die Spieler in der Akademie, in den WG´s, als auch für das Training selbst, um die Vorgaben des Gesundheitsamtes einzuhalten. Es sei eine besondere Zeit für die gesamte Jugend. Aber die Möglichkeit zu haben, dass einige Spieler trainieren können und man durch die Unterstützung der Mitarbeiter*innen, Pädagogen*innen und Sportpsycholog*innen Schule und die Herausforderungen des alltäglichen Lebens bestmöglich auffangen kann, das weiß das Leitungsteam der VFL-Fußball.Akademie zu schätzen.

„Das soziale Umfeld, aus welchem die jungen Talente kommen, ist total unterschiedlich“, so Thiam, „nicht jeder der zu Hause bei der Familie ist, hat einen Garten oder die Möglichkeit zu Hause gut und in Ruhe trainieren und lernen zu können.“ „Wir sind hier vor Ort in dem Moment das Zuhause der Jungs“, sagt Thiam, deshalb trainiere man auch gemeinsam auf dem Platz unter höheren Auflagen und mit Hilfe guter Konzepte. Disziplin wird hier großgeschrieben, das wird im Interview deutlich – auch ohne Corona.

Francisco Coppi VfL-Fußball.Akademie
In der VfL-Fußball.Akademie wird der Nachwuchs auf den Profi-Sport vorbereitet. Foto: VfL Wolfsburg Fußball-GmbH

Die Jungs werden auch aktuell bestmöglich auf eine sportliche Zukunft vorbereitet. Durch engmaschige Kontakte über Videokonferenzen, wie Zoom oder Microsoft Teams, halte man zu den jüngeren Spielern engen Kontakt, welche gerade nicht in der Akademie wohnen können. „Die Jüngeren wollen zurück ins Internat, ihnen fehlt die Gemeinschaft und das Mannschaftstraining“, berichtet der sportliche Leiter.

Der Vormittag gehört dem Homeschooling

Im Internat begleiten die Pädagog*innen das Homeschooling und unterstützen beim Lernen und den Aufgaben für zu Hause. Mit den jüngeren Schülern stehe man regelmäßig in Kontakt und die Aufgaben müssen zur Kontrolle online hochgeladen werden. Die digitale Bildung sei wichtiger denn je. Mehrmals die Woche gibt es Kontakte via Zoom und Microsoft Teams mit den Sportpsychologinnen und die pädagogische Begleitung läuft im engen Austausch mit den Eltern.

Um den Zusammenhalt und Wettbewerbssinn aufrecht zu erhalten, werden auch hier Challenges erarbeitet, wie zum Beispiel „Wer macht das schönste Frühstück?“. Diese werden dann online gezeigt und der Kontakt, auch untereinander, bleibe so erhalten. Spaß gehört eben auch dazu, man wolle die jungen Talente motivieren.

Am Nachmittag steht das große Ziel im Fokus

Francisco Coppi
Francisco Coppi ist stolz auf den Zusammenhalt beim VfL-Nachwuchs. Foto: VfL Wolfsburg Fußball-GmbH

Neben der Schule kommt die Arbeit für das große Ziel. Die Nachwuchstalente bekommen regelmäßig neue Trainingspläne, die auf sie abgestimmt sind und durch welche sie fünf bis sechs Mal die Woche am Nachmittag belastet werden. Auch hier findet eine Onlinekontrolle statt. Die Leistungsfähigkeit steht im Mittelpunkt.

Mit dem Kooperationspartner „StudyHelp“ findet weiterhin der wichtige Sprachunterricht statt. Spieler, die aus dem Ausland kommen, sollen die deutsche Sprache erlernen. Auch das ist wichtig für die Arbeit im Profibereich. All das geht ebenfalls über die Online Tools. Ein Gewinn, gerade in solch einer Zeit, in welcher man die Kontakte auf ein Minimum reduzieren sollte.

Das Sprachcoaching sei unglaublich wichtig, auch im Alltag, das dürfe in solch einer Zeit nicht pausieren, berichtet das Team an der Spitze. Auch die Nachhilfe findet momentan online statt. Die jungen Fußballspieler arbeiten viel eigenverantwortlich, bekommen jedoch die Unterstützung, die sie individuell benötigen.

Wenn der Lockdown das Spiel bestimmt

Leere Tribuene
Leere Tribünen sind an der Tagesordnung. Foto: VfL Wolfsburg Fußball-GmbH

„Selbstverständlich hatten wir auch zeitweise Spieler aus dem Ausland, die nicht einreisen durften. Bereits im ersten Lockdown traf es auch unsere Jungs.“ Anselmo García MacNulty als Spanier, war Anfang letzten Jahres drei Monate nur zu Hause. „Er kam im Sommer in einer guten Verfassung zurück zu uns in die Akademie.“ Das zeigt nochmals, wie wichtig und gut der Kontakt zu den Jungs sei, so Coppi. „Wir haben Nachwuchstalente überregional und international unter unseren Spielern, die mussten dann fünf Tage in Quarantäne, bevor es wieder losgehen konnte“, ergänzt der sportliche Leiter. „Alle waren zum Glück sehr diszipliniert.“

Der Zusammenhalt beim VfL-Nachwuchs ist groß, jetzt wohl größer denn je und man freut sich über so eine Truppe, in der allesamt ein und dasselbe Ziel verfolgen – sie wollen Fußballprofi werden.

Und wenn das nicht klappt, werden sie in der Fußball Akademie zusätzlich bestmöglich auf das (Berufs-) Leben vorbereitet. KH