Der Gutshof mit der Sülfelder Kornbrennerei ist ein Kleinod mitten in Wolfsburgs Westen. Der 72-jährige Hermann Lübbecke-Grünhagen ist stolz auf seinen Besitz und arbeitet jeden Tag emsig: kreativ in der Brennerei, geschäftstüchtig in dem kleinen, über 100 Jahre alten Verkaufsraum mit der kupfernen Geistblase oder unterwegs für den Vertrieb seiner Produkte.

Handgefertigt und in limitierter Auflage

Sülfelder Kornbrennerei
In der Sülfelder Kornbrennerei gibt es auch den Maikater. / Foto: Stefanie M. Brakel

Die Brennerei blickt auf eine über dreihundertjährige Familientradition zurück. Seit 1706 werden hier hochwertige Spirituosen gebrannt bzw. destilliert. Der Hof selbst entstand Mitte des 17. Jahrhunderts. Hermann Lübbecke-Grünhagen hat ihn als junger Mann mit 21 Jahren geerbt und umgewandelt: vom landwirtschaftlichen Betrieb zur Brennerei. Sein Traum war es eigentlich, Architekt zu werden. Den lebt er jetzt parallel aus, indem er weitere Gebäudeteile auf dem Hof zu urgemütlichen Eventräumen umbauen lässt. Wenn man ihn trifft, hat man das Gefühl, dass er jeden Tag dankbar ist für dieses Geschenk, den Gutshof. Der große Kopfsteinpflasterhof bietet eine schöne Kulisse für Handwerkermärkte oder das traditionelle Treckertreffen. Im urigen Verkaufsraum findet das Schaubrennen statt, bei dem Gruppen (nach Voranmeldung) einen Einblick in die Geheimnisse des Handwerks bekommen und auch probieren dürfen. In gemütlicher Atmosphäre und zu leckeren Häppchen werden dann Manufakturprodukte wie Ingwerlikör, Traubenkirsche-Geist, Sambuca, Aronia-Likör oder der hauseigene Gin verkostet. Alle Sülfelder Produkte haben lustig klingende Namen, wie z. B. „Maikater“, „Hasenpfote“, „Glühbirne“ oder „Wolfsglut“, ein Mix aus Wodka und Orange mit leichter Bitternote und blutroter Farbe. Im Verkaufsraum steht neben der „Dröge Plum“, einem Pflaumengeist-Likör, eine Flasche „Emma Peal“, ein Orangen-Bitterlikör und „Echter Alter Sülfelder“, ein Korn, der nach jahrhundertealter, geheimer Rezeptur zubereitet wird. All diese Namen denkt sich der Chef persönlich aus und die Ideen dafür sind ihm noch nie ausgegangen. Überhaupt ist er sehr experimentierfreudig und so entstehen in seiner Brennerei immer wieder neue Kreationen, die er mittlerweile nicht nur auf Märkten und in großen Supermarktketten in seinem „Schnapshüsle“ anbietet, sondern auch über Deutschland hinaus vertreibt – dem Onlinehandel sei Dank.

Das Highlight: die Whisky-Lounge

Sülfelder Kornbrennerei
Die Flaschen eignen sich gut als Geschenk. / Foto: Stefanie M. Brakel

Das Highlight der Sülfelder Brennerei ist aber das Ambiente des alten Verkaufsraums. Hier werden alle Produkte ansprechend angeboten, umrahmt von vielen Erinnerungen an den Wänden, die von der Geschichte der Brennerei erzählen. Wer ein Geschenk sucht, wird hier garantiert fündig und kann sich sein ausgewähltes Produkt auch in besonders dekorative und dem Anlass entsprechend etikettierte Flaschen abfüllen lassen. Die Kosten liegen dabei zwischen ca. 7,00 und 25,00 €, je nach Gebindegröße und Produkt. Und wer mal einen besonders edlen Gin aus Sülfeld in exklusivem Ambiente probieren möchte, der sollte sich ins The Ritz-Carlton Hotel nach Wolfsburg begeben. Die Hotelkette hat bei der Sülfelder Brennerei den „Wolfsburg Dry Gin“ kreieren lassen, aus Orangen, Zitronengras, Kurkuma, Wacholderbeeren, Schlehe, Koriander, Traubenkirsche, Vogelbeere und einer speziellen Kräutermischung. So besonders und unverwechselbar, dass dieser in einem Wettbewerb sogar unter die Top Ten gewählt wurde. Solche Aufträge machen Hermann Lübbecke-Grünhagen besonders stolz und motivieren ihn, täglich weiter zu machen. An Rente denkt er noch lange nicht, viele Pläne wollen noch umgesetzt werden. Die Unsicherheit in der Region durch das Volkswagen „Dieselgate“ hatte ihn etwas ausgebremst. Er war vorsichtig geworden und hatte einige Ausbauten erst einmal gestoppt. Aber jetzt macht er weiter und lebt seinen Architektentraum in vollen Zügen aus: Gegenüber dem Verkaufsraum entstehen neben einem Verkostungsbereich auch Räumlichkeiten für Events und Tagungen. Und am meisten freut er sich auf das Highlight: die Whisky-Lounge. Diese entsteht zurzeit auf dem ehemaligen Getreideboden des alten Gebäudes und ihre architektonische Besonderheit wird die zum Whisky passende, urige Atmosphäre erzeugen. Die alten Dachsparren tragen das Dach so, dass darunter Platz für bis zu 15 Personen entsteht und durch die sogenannten Spatzengitter wird ein ganz besonderes Licht hereinströmen. Und wenn sich der Chef doch einmal zurückzieht? „Die Nachfolge ist bereits geregelt“, sagt Hermann Lübbecke-Grünhagen. Noch in diesem Jahr wird seine langjährige Mitarbeiterin Sabine Zilich in die Geschäftsführung mit einsteigen. Und Enkel Benjamin wird, so seine Hoffnung, den Hof einmal übernehmen, denn die jahrhundertealte Tradition soll für die Zukunft unbedingt erhalten bleiben.

Infobox

Dorfstraße 27-29
38442 Wolfsburg
www.suelfelder.de

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