Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur starke Auswirkungen auf die Wirtschaft, sondern auch auf die sozialen Kontakte. Besonders betroffen sind jedoch die Personen in Pflegeheimen und betreuten Wohnanlagen, welche diese Zeit ohne ihre Liebsten durchstehen müssen. Eine Idee zur Erstellung einer Senioren App der Capalogic IT Solutions in Zusammenarbeit mit den Städten Wolfsburg und Kaiserslautern soll dazu beitragen, dass dieses Problem in Zukunft Geschichte ist.

Von der Idee zum Wettbewerb

In unserem Gespräch berichtet Tim Demann, Geschäftsführer der Capalogic IT Solutions, dass sich die Stadt Wolfsburg bereits im Sommer letzten Jahres mit diesem Konflikt auseinandergesetzt hat. Gleichzeitig wurde erkannt, dass der Beginn einer zweiten Welle bevorsteht. Da die heutigen App-Standards für viele Senioren eine extreme Herausforderung darstellen, wollte man eine digitale Lösung schaffen, durch welche ein unkomplizierter Kontakt zwischen älteren Altersgruppen und ihren Angehörigen geschaffen werden kann. „Durch Gespräche mit der Stadt Wolfsburg haben wir erfahren, dass man plant mit einer App für Senioren, die soziale Kontakte in der Pandemie ermöglicht, am Wettbewerb Solutions for Cities teilzunehmen“.

Was ist „Solutions for Cities”?

Solutions für Cities ist ein internationaler Wettbewerb des Bundesinnenministeriums sowie der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit. Das Ziel für die Städte und Kommunen lautet digitale Lösungen zu generieren sowie Vorschläge zur Umsetzung einzureichen. Während der mehrtägigen Veranstaltung beschäftigen sich Arbeitsgruppen mit der Konzeption ihrer Idee. Die Vorgänge werden von Moderatoren geleitet und ein Plenum informiert in regelmäßigen Abständen über die Fortschritte aller Teilnehmer. Nach der Abgabe werden die Arbeitsergebnisse von einer Kommission bewertet und jeweils ein Sieger pro Kategorie gekürt.

Eine Arbeitsgruppe aus drei Partnern

Aufgrund der anhaltenden Covid-19-Krise fand dieses dreitägige Event per Zoom statt. Zu Beginn kamen alle Teilnehmer in einem Forum zur Erläuterung des Ablaufes zusammen. „Es waren zwischen 50 bis 100 Personen aus ganz Deutschland und teilweise entfernten Ländern wie Peru oder Mexiko vertreten“, berichtet Demann. Wegen der Ausrichtung der App wurde die Stadt Wolfsburg der Kategorie „sozialer Zusammenhalt“ zugeteilt. Da die Stadt Kaiserslautern dieselbe Fragestellung hatte, entstand eine Arbeitsgruppe der beiden Städte in Zusammenarbeit mit der Capalogic IT Solutions. Gemeinsam entwickelte und konkretisierte man Ideen mit Hilfe von Brainstorming Tools. Schlussendlich wurde beschlossen, dass die App für Senioren mit Geräten kompatibel sein soll, welche sich mehrere Personen untereinander teilen können. Des Weiteren sollen in der App die Kontaktpersonen mit Bildern in Kacheln dargestellt und lediglich eine Anruf- und Auflegfunktion integriert werden. Am Ende wurde dieses Konzept in seiner Kategorie zum Sieger erklärt.

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Foto: Tim Demann

Kritik an der Veranstaltung

Jedoch träumen die Wolfsburger Entwickler nach dem Sieg vergebens von Glanz und Gloria. „Der Wettbewerb ist zu Ende und man wurde dann eigentlich so ein bisschen alleine gelassen. Weder erfolgte eine versprochene Form der Förderung für die Siegerprojekte, noch wurde seitens der Veranstalter nochmals der Kontakt gesucht, kritisiert Tim Demann.

Herausforderungen der App-Erstellung

Die Entwicklung der App für Senioren steht mehreren Herausforderungen gegenüber. Zum einen ist Capalogic IT Solutions aufgrund seiner Tätigkeit für anderen Unternehmen, zeitlich gebunden. Zum anderen stellen die fehlende Manpower sowie finanzielle Mittel weitere Herausforderungen dar. Auch die Stadt Wolfsburg kann ohne langwierigen Aufwand keine finanzielle Unterstützung beisteuern. So ist der finanzielle Aspekt als größte Gefahr für eine Umsetzung anzusehen. Daher werden zurzeit Gespräche mit verschiedenen Institutionen über mögliche Förderungsgelder geführt. Auch die Stadt Wolfsburg möchte das Projekt nicht auf Eis legen. Deren Gespräche mit Seniorenheimen stießen auf positives Feedback. Einige boten bereits an, als Pilot zu dienen, sobald ein Prototyp vorhanden ist.

Die App als langfristige Lösung

Sofern ein Release der App erfolgt, hat ist Tim Demann ein positives Gefühl in Bezug auf die Nutzung. Auf die Frage, ob eine leichtbedienbare App die Hemmnisse der älteren Altersgruppen vor der neuartigen Technologie abbauen würde, antwortete er: „Die Idee, eine App für Senioren zu entwickeln, beruht darauf, die Funktionen auf das Wesentliche zu reduzieren, wie zum Beispiel einen Anruf zu starten und zu beenden“. Ebenfalls denkt er, dass sich die App für Senioren nach Ende der Covid-19-Krise bewähren kann: „Viele ältere Menschen möchten ja auch nach der Pandemie mit ihren Angehörigen einfacher kommunizieren können“.