Sebastian Fork eröffnete vor einem Jahr seine Kaffeerösterei im Amselweg. Hier kommen die Menschen zusammen, denn der Kaffeegenuss verbindet sie. Egal ob bei Espresso, Filterkaffee, Cold Brew oder doch lieber mit Tee – man kommt ins Gespräch und lässt die Welt vorüberziehen. Im Amsel Kaffee kann man hervorragend entschleunigen.
Die Kafferösterei ist ein Ort der Entschleunigung und des Beisammenseins
Obwohl das Amsel Kaffee im Amselweg liegt, ist sein Name tatsächlich von Sebastian Forks Tochter inspiriert. Sie heißt nämlich Merle und das ist französisch für „Amsel“. Damit steht der Name für das Programm. Denn Familienfreundlichkeit, Willkommenskultur und über allem der Austausch unter Menschen stehen hier im Mittelpunkt. Alles begann mit einem Job als Qualitätsmanager in der familiengeführten Kaffeerösterei Minges in Bayern. Nach seinem Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium wollte Sebastian, wie viele Wolfsburger, zunächst raus aus der Heimatstadt. Es verschlug ihn nach Usedom, wo er eine Ausbildung als Hotelkaufmann anfing. Doch es sollte noch nicht das Richtige sein und so zog er in die entgegengesetzte Himmelsrichtung nach Triesdorf in Bayern. Dort studierte er seinen Bachelor in Lebensmittelmanagement mit den Schwerpunkten pflanzliche Lebensmittelproduktion und Qualitätsmanagement. Mit dem Job bei Minges „habe ich mich in das Thema Kaffee verliebt“, erzählt er. „Ich habe mich dort so wohl gefühlt, dass ich schnell ein breites Aufgabenspektrum hatte.“ Von den Zertifizierungen über Lieferanten und Handel hin zur Rezepturentwicklung führte es ihn bei Minges.
Ein Ort der Kommunikation
Heimweh trieb ihn schließlich, wie viele Wolfsburger, wieder zurück nach Wolfsburg. Inzwischen wuchs die Vision der eigenen Kaffeerösterei für die Heimatstadt und er fand das alte Vereinsheim im Amselweg. Die Modellbauwerkstatt im Erdgeschoss wurde zum Amsel Kaffee umgebaut. Außerdem gibt es Seminarräume, die aktuell an Yogatrainer vermietet sind. Auch der Garten wird als großzügiger Außenbereich genutzt. Beispielsweise findet kommenden Winter ein interkultureller kulinarischer Weihnachtsmarkt statt. Denn „der Kaffee ist ein Getränk der Entschleunigung und Kommunikation“, sagt Sebastian Fork. Kaffee ist nicht gleich Kaffee: Stark bis mild, säurehaltig bis säurearm, nussig, schokoladig, warm und kalt. Das Rösten der Kaffeebohne ist zum Kunsthandwerk gereift. Kleinste Temperaturunterschiede und die Dauer des Röstens entscheiden über die verschiedensten Geschmacksnuancen. Natürlich spielt auch die Wahl der Bohne eine Rolle. Je nach Sorte und Aufbereitungsprozess kann der Landwirt bereits viel Einfluss auf den Geschmack nehmen. Sebastian Fork achtet daher genau darauf, wie jeder gute Kaffeeröster, woher er seine Kaffeebohnen bezieht. „So wenig Zwischeninstanzen wie möglich sollen zwischen mir und dem Landwirt liegen“, sagt er. „Meine Rösterei ist Bio-zertifiziert. Ich biete jedoch auch konventionellen Kaffee an, weil nicht jede Sorte mit Biozertifikat zu erhalten ist.“ Denn im Kaffeegeschäft hat der Trend zu ökologischer Landwirtschaft noch nicht allzu große Fahrt aufgenommen. Doch die Tatsache, dass die Zahl von kleinen Kaffeeröstereien in Deutschland stetig zunimmt, beweist den Wunsch der Kunden nach einer direkteren Beziehung zu ihren Lebensmittelproduzenten.
Die kleinen feinen Unterschiede
Im Amsel Kaffee kann man selbst die Kunst des Röstens kennenlernen, indem man ein Kaffeeseminar besucht. Dann darf man selbst an der kleineren Röstmaschine Hand anlegen und sein Glück versuchen. „Kaffee ist mehr als eine Koffeinspritze“, sagt der Jungunternehmer. „Die Kaffeezubereitung entschleunigt und die Menschen kommen ins Gespräch miteinander.“ Dementsprechend freundschaftlich ist das Verhältnis unter den Kaffeeröstereien. Man trifft sich, tauscht sich aus, gründet sogar Vereine. Dieses Gefühl der Verbundenheit bekommt der Kunde direkt zu spüren. Als Gast im Amsel Kaffee fühlt man sich sofort wohl und aufgehoben.
Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Mit der wachsenden Zahl an Röstereien, wächst auch die Vielfalt und der Mut zu Neuem in der Branche. Inzwischen trinkt man den Kaffee nicht mehr nur heiß und mit Milch und Zucker. Aeropress ist beispielsweise eine besondere Art der Kaffeezubereitung, bei der 80°C warmes Wasser mechanisch durch einen Papierfilter gepresst wird. Dadurch ist das Getränk mild und säurearm. Fruchtnoten kommen in diesem Verfahren besonders zur Geltung. Nitro Coffee ist ein Kaffee, den man kalt aufbrüht, in ein Bierfässchen gibt und mit Lachgas versetzt. Daraus entsteht ein kaltes Kaffeegetränk mit Schaumkrone aber ohne Kohlensäure. Der Cold Drip Kaffee wird mit kaltem Wasser tröpfchenweise aufgegossen. Dieser Prozess nimmt ein paar Stunden in Anspruch. Dafür braucht man einen Cold Dripper. Am Ende hat man ein magenschonendes kaltes Kaffeegetränk. „Die sogenannte Third Wave in der Kaffeebranche tendiert zu helleren Röstungen und milderen Kaffeesorten“, erzählt Sebastian Fork. Daher die Möglichkeit, mit diesen neuen Verfahren kalten, säurearmen aber trotzdem besonders aromatischen Kaffee zubereiten zu können. „Kaffee wird vielfältiger und individueller. Das wissen wir Kaffeeröster zu schätzen. Wir sehen uns untereinander nicht als Konkurrenz, sondern als gegenseitige Bereicherung.“ Zweifellos profitiert der Kaffeeliebhaber von dieser Entwicklung besonders.