Seit vier Generationen Qualität
In den 90ern hatte jedes Kind in Wolfsburg seinen Geburtstagstisch bei Kaufhaus Hohls. Dort findet Mensch nicht nur Qualität, sondern auch Herzlichkeit. In diesem Geschäft herrscht Wohlfühlatmosphäre. Doch nach vier Generationen ist die Zukunft ungewiss geworden.
Früher galt ,,Hohl´s bei Hohls!“
Alles begann mit einer Kneipe auf der gegenüberliegenden Seite. Dort, wo heute Sopper ist, verkauften die Urgroßeltern von Karin Hohls-Kluge flüssiges Gold. Ihre Großeltern erweiterten dann das Geschäft um einen sogenannten Kolonialladen. Hier verkauften sie Ware aus Übersee, zum Beispiel Kaffee. Nach dem zweiten Weltkrieg, 1953, kaufte dann die dritte Generation, Karin Hohls-Kluges Vater, das Haus, in dem heute Hohls zu finden ist. Damals war es noch deutlich kleiner und der Bestand konzentrierte sich auf Hartwaren, zum Beispiel Geschirr und Waschmaschinen. Aber wie schon in den Generationen zuvor setzte die Familie auf Vielfalt: Nebenbei führten sie einen kleinen Fischladen. „Damals hat mein Vater die Menschen auf der Straße angesprochen und seine Ware angepriesen, so war es üblich“, erzählt Karin Hohls-Kluge. Auch Ratenkauf gab es schon für die Kund*innen. Kühlschränke und Waschmaschinen waren schließlich Luxusgüter. In dieser Zeit fand übrigens der bekannte Leitspruch „Hol‘s bei Hohls!“ seinen Ursprung. „So ganz genau weiß ich es nicht mehr. Aber ich glaube, mein Vater dachte über eine Anzeige in der Zeitung nach und im Gespräch darüber hat sich dieser Spruch entwickelt“, erzählt Karin Hohls-Kluge. Dieser Satz sei bestimmt über 40 Jahre alt und die Aussage noch eindeutig: „Am besten holt man, was man braucht, bei Hohls! Denn es gilt immer noch: immer erst zu Hohls.“
Bei Hohls bekommt man etwas besonderes
Ihr Vater hatte die klare Erwartung an seine Erbin, dass sie das Geschäft weiterführen sollte. Er wünschte sich eine solide Ausbildung mit Praktika beim Steuerberater und bei der Bank – sie wollte lieber Jura studieren. „Ich wollte die Nachfolge zunächst nicht übernehmen, denn alleine traute ich es mir nicht zu.“ Doch im Studium lernte sie ihren Mann, Christian Kluge, kennen. Er war bereit, die Aufgabe mit ihr gemeinsam zu übernehmen, „weil man das zu zweit einfach besser hinbekommt“, erzählt er. Nach dem ersten Staatsexamen beendete sie ihr Studium und gemeinsam übernahmen sie 1982 die Führung bei Hohls. Inzwischen hatte ihr Vater schon fleißig ausgebaut und die Ladenfläche erweitert. Mit dem Beginn der Überflussgesellschaft änderten sich auch die Bedürfnisse der Kund*innen. Das Bild von Hohls, wie wir es heute kennen, entwickelte sich unter Karin Hohls-Kluges und Christian Kluges Führung.
Neben einem großen Sortiment an Spielwaren, verkaufen sie Werkzeuge, Geschirr und andere Küchenaccessoires, Stoffwaren, Dekoratives und in der Halle neben dem hauseigenen Parkplatz Gartenmobiliar. „Die Menschen wollen ein schönes Zuhause haben“, sagt Karin Hohls-Kluge. „Allein ein besonderes Kissen kann die Wohnung völlig verändern.“ Und Christian Kluge ergänzt: „Preiskampf ist nicht unser Ding. Wenn ein Kunde bei uns einkauft, weiß er, dass er was Besonderes bekommt.“
Konkurrenzkampf mit Online-Händlern
Neben der Qualität ist die Kund*innenberatung von Seiten des erfahrenen Teams an Verkäufer*innen für Familie Hohls sehr wichtig. Manche Stammkunden kämen bereits seit 30 Jahren – teilweise zu ihrer/m, ebenfalls seit 30 Jahren, bei Hohls arbeitenden Verkäufer*in. So etwas können Amazon und Co. nicht bieten. Denn die Kombination aus Qualität und Beratung sorgt für eine ganz besondere Wohlfühlatmosphäre. Dazu trägt zweifellos der unerschütterliche Glaube der beiden an das eigene Geschäft bei: „Spaß an der Ware und an den Menschen, darum geht es im Grunde. Wenn man sich mit dem, was wir anbieten, identifizieren kann.“
Wegen Corona in eine ungewisse Zukunft
In der Corona-Krise spiegelte sich diese Leidenschaft in den Kund*innen wider. Zunächst hatte sie die Schließung hart getroffen. Eine Perspektivlosigkeit drohte das Team zu erfassen. Erst einmal kamen die Kolleg*innen in Kurzarbeit. „Wir kamen lediglich ins Büro, um die zuvor bestellten Waren entgegenzunehmen, denn so schnell, wie der Lockdown kam, konnten wir nichts mehr stornieren“, erzählt Karin Hohls-Kluge. „Und plötzlich saßen wir bis in den Abend am Schreibtisch, denn die Kunden riefen an und bestellten bei uns.“ Das Ostergeschäft war somit vorerst gerettet. Die treuen Kund*innen wünschten sich nach wie vor während – oder gerade wegen – des Lockdowns ein schönes Zuhause zur Osterzeit. Nach vier Wochen gab es die erste Erleichterung in der Krise. Die Familie durfte ihre Halle mit dem Gartenmobiliar wieder öffnen, als die Regierung den Baumärkten die Öffnung gestattete. Doch die Entscheidung kam sehr kurzfristig und die Familie wollte keinen Verkaufstag verschwenden. Nachdem am Freitagnachmittag die Meldung kam, stürzten sie sich in die Vorbereitungen zur Öffnung und am Samstagmorgen standen die Kolleg*innen bereit für den Verkauf. Und die treuen Kund*innen kamen.
Dennoch ist die Zukunft des Traditionsgeschäfts ungewiss. Wer soll Hohls weiterführen, wenn Karin Hohls-Kluge und Christian Kluge in den wohlverdienten Ruhestand gehen? Eigene Erben gibt es nicht. „Wer kann dieselbe Hingabe aufbringen?“, fragen sie sich. „Die junge Generation scheint sich vor der Verantwortung zu scheuen“, meint Karin Hohls-Kluge. „Dabei sollte man es probieren, denn letztendlich gibt es nichts Besseres, als sein eigener Herr zu sein.“ Deshalb denken die beiden auch noch lange nicht an den Ruhestand.