Es ist ein kalter Wintertag und die Schneeflocken rieseln vom Himmel. Ich sitze vor einem warmen Kamin und beobachte die Pferde, die vor dem Fenster vorbeitraben. Nur fünf Kilometer außerhalb der Stadt befinde ich mich inmitten ländlicher Idylle auf dem alten Rittergut in Nordsteimke. Hier treffe ich Jörg Lehmann, Gründer und Geschäftsführer der Ideenherd GmbH, und seinen Küchenchef Sebastian Schmidt zum Interview. Wir sprechen über das historische Rittergut des Grafen von der Schulenburg, den Ideenherd und das neue Restaurant „Wildfrisch & Oberglücklich“, das am 29. Januar 2018 eröffnete.

Wildfrisch & Oberglücklich / Foto: Thomas Koschel
Wildfrisch & Oberglücklich befindet sich im Ideenherd. / Foto: Thomas Koschel

Nina: Seit 1930 wird das Gut von den Grafen von der Schulenburg bewirtschaftet. Im Sommer 2009 eröffnet dort der „IdeenHerd“. Aus einem alten Rittergut entsteht eine moderne Eventlocation. Wie passt das zusammen?

Jörg: Wir sind bereits seit 1997 mit unserer Agentur am Rittergut und sitzen in dem alten Fachwerkhaus nebenan. Unsere Idee war es, kreatives Arbeiten mit gutem Essen und Trinken zu verbinden. Das Torhaus des Gutes stand leer und so haben wir 2008 mit den Umbaumaßnahmen begonnen. Es gibt viele Kochschulen und viele Tagungsräume, aber das Paket aus Stadtnähe, Natur und den Möglichkeiten, die man hier hat, gibt es wahrscheinlich weniger als fünf Mal in Deutschland. Man muss zudem auch sagen, dass Nordsteimke einfach schön ist. Es ist hier ein magischer Ort. Das Rittergut und die Natur. Es ist ein sehr schöner Ort zum Arbeiten, Denken, Kommunizieren, Essen und Trinken und zum Wohlfühlen.

Nina: Für 2018 habt ihr euch noch etwas ganz Neues vorgenommen und zwar das neue Restaurant „Wildfrisch & Oberglücklich“. Wie kam es dazu?

Sebastian: Uns ist es wichtig ein Restaurant zu eröffnen, mit wenigen ausgewählten Weinen und Speisen, deren Herkunft wir kennen und wertschätzen. Der deutsche Wein hat es auch verdient, hervorgehoben zu werden.

Jörg: Für uns ist es auch eine logische Weiterentwicklung. Wir haben beispielsweise bei uns den Ideenherd Business Club, in dem über vierzig mittelständische Unternehmen Mitglied sind. Wir treffen uns jeden ersten Mittwoch im Monat und tauschen uns zu aktuellen Themen aus. Es fehlt vielen in Wolfsburg vor allem ein kulinarisches Angebot, Vielfalt und Qualität. In Bezug auf Essens- und Küchenkultur ist in der Stadt noch Luft nach oben. Und wie bereits Sebastian gesagt hat, steht das gute saisonale Produkt bei uns im Vordergrund. Wir wollen nicht Masse machen, sondern ausgewählte, besondere Produkte anbieten.

Nina: Und wie kam es zu dem Namen „Wildfrisch & Oberglücklich“? Gibt es eine Beziehung zu dem alten Rittergut?

Sebastian: Auch wenn wir das Wort „Wild“ im Namen haben, wird es bei uns nicht nur Wild zu essen geben. Aber es passt schon gut, weil das Restaurant in der ehemaligen Wildkammer des Rittergutes eröffnet wird.

Jörg: Haben wir Wein getrunken, als wir uns den Namen ausgedacht haben? (beide lachen)

Sebastian: Wir wollten einen Namen haben, der sich vom Rest unterscheidet und neugierig macht. Außerdem beziehen wir auch Produkte aus dem Schulenburg‘schen Forst, also Wild, welches hier aus der Region kommt. Der Wald ist sehr groß und dementsprechend hatte die Grafenfamilie auch eine große Wildkammer.

Nina: Und wo war nochmal früher der Kuhstall?

Jörg: Nach dem zweiten Weltkrieg hat Ehme de Riese als Kind oben in dem Gebäude gewohnt. Darunter war die Milchkammer für Vorzugsmilch der Kühe, die nebenan im Stall standen. Dort, wo wir nun die große Showküche und die Arbeitsräume haben. Als es dann irgendwann keine Kühe mehr gab, fanden Pferde in den Stall ihren Platz und es brauchte keinen Melker mehr. Später haben Bedienstete vom Hof in den Wohnungen oben gewohnt. Die ehemalige Milchkammer wurde dann zur Wildkammer umgebaut. Wir hatten dann die Idee, die coolste Küche daraus zu machen. Und nun verwandeln wir unsere Showküche, die der eine oder andere schon kennt, nochmal komplett. Das Look & Feel wird sich gänzlich verändern.

Nina: Also dann Richtung „Oberglücklich“?

Jörg: (lacht) Ja, das Ambiente spielt natürlich immer eine große Rolle. Das Gesamtpaket, bestehend aus einem schönen Abend mit Essen, gutem Service und einzigartigem Ambiente wird oberglücklich machen. Versprochen!

Flammkuchen Birne
Flammkuchen Birne / Foto: Wildfrisch & Oberglücklich

Nina: Sebastian, du hast bereits angedeutet, dass ihr nicht nur Wild serviert. Auf welche Speisen können sich die Gäste im neuen Restaurant noch freuen?

Sebastian: Wir bieten zum Beispiel Flammkuchen in verschiedenen Varianten, Weinspeisen, unter anderem ein Backhändl vomOdefey Hof aus Uelzen, oder Garnelen aus der Kieler Förde.

Jörg: Käse wird auch ein großer Bestandteil der Karte, weil Käse und Wein eine schöne Kombi sind. Und es wird wöchentlich ein wechselndes Gericht geben. Da wollen wir vor allem über unsere Social-Media-Kanäle Fans und Freunde einladen, uns ihre Lieblingsgerichte zu nennen, die wir dann nach unserer Interpretation auf der Wochenkarte anbieten werden. Die Personen, die es mit ihrem Vorschlag auf die Wochenkarte schaffen, bekommen von uns einen Restaurantgutschein für zwei Personen. Was ich auch noch hervorheben möchte ist, dass die Gäste bei uns direkt in der Küche sitzen, und die Köche bei der Zubereitung sehen. Dieses Konzept ist hier in der Region einzigartig.

Infobox:

Reservierung unter www.wildfrischundobergluecklich.de

Hinterlassen Sie eine Antwort

zwanzig − 3 =