„Milliardenschwere Satellitentechnik einsetzen, um Tupperdosen im Wald zu suchen”, mag ein bekanntes Klischee zum Thema Geocaching sein. Doch es steckt sehr viel mehr dahinter, als nur mit einem GPS-Gerät oder Handy in der Hand durch Wald und Wiese zu laufen, um ein Versteck zu finden. Peter (alias woodywob), Micha (alias Wolfsburgo) und Andreas (alias AndreasWob), drei leidenschaftliche Hobby Geocacher, nahmen mich „Muggel” mit, um mir die geheime Welt des Geocachings näher zu bringen.
Geocachen in Wolfsburg
Ohne Plan, dafür mit drei amüsierten Geocachern in Begleitung und einem Handy in der Hand, mache ich mich auf dem Weg. Auf der Suche nach meinem ersten Cache. Seit 19 Jahren ist Geocaching in der ganzen Welt vertreten. Die Idee, basierend auf Militärtechnik, stammt von Amerikanern, die mit Sitz in Seattle eine Website betreiben. Anhand einer Karte zeigen verschiedene Symbole Art und Ort der Caches. Diese gibt es auch als verschiedene Apps. Mittlerweile sind über zwei Millionen Dosen versteckt, welche in verschiedene Kategorien einzuordnen sind und von rund sechs Millionen Geocachern gesucht werden. Ich bin gerade auf der Suche nach einem traditionellen Cache, bei welchem man sich nach Finden des Caches in das Logbuch einträgt. „Das ist der Reiz daran. Wenn man nach langem Suchen endlich den Cache gefunden hat und sich eintragen kann, dann ist das manchmal wie Weihnachten”, erzählt Wolfsburgo, während ich mich suchend auf einer Wiese umschaue. „Danach muss man es auf dem Computer in seinen Account loggen”, fügt AndreasWob noch hinzu. Neben den Traditionellen gibt es auch einen mit mehreren Dosen, der sogenannte Multicache. Sehr beliebt sind auch die Eventcaches, wo sich die Community trifft und austauscht. Gerade wenn man im Ausland mit Einheimischen, Gleichgesinnten zusammen kommt. Aber auch in Wolfsburg finden solche Stammtisch-Treffen regelmäßig statt. Im April fand der 47. WOB-GC Stammtisch in Detmerode statt, an dem sich alte und neue Gefährten austauschten. Außerdem gibt es sogenannte Earthcaches, bei welchen man geologische Aufgaben absolvieren muss und gleichzeitig etwas über die Entstehungsgeschichte des Ortes lernt. Jeder, der es etwas anspruchsvoller haben möchte kann sich an einen Mysterycache wagen. Hierbei müssen zunächst Rätsel gelöst werden, welche einen auf drei Kilometer Entfernung zu einer Location lotsen. Schwierige können auch mal mehr als zehn Wochen dauern.
Entspannte Spaziergänge und spannende Abenteuer
Triumphierend halte ich die Dose mit dem darin beinhaltenden Logbuch hoch. Ich muss zugeben: Ich bin ein wenig stolz. Doch das war ein einfacher Cache. Je nachdem wie das Gelände und die Größe des Caches ist, gibt es jeweils eine Wertung von eins bis fünf. Eins ist dabei das einfachste und muss sogar für einen Rollstuhlfahrer erreichbar sein, wohingegen bei der Stufe fünf auch gerne mal ein Mikrocache auf dem Baum in z.B. 20 Meter Höhe versteckt ist. Deshalb ist Geocaching auch für alle Altersklassen geeignet und eine super Familienunternehmung. Je nachdem worauf man Lust hat, ob ein gemütlicher Waldspaziergang oder eine abenteuerliche Eroberung einer Insel, kann man sich einen passenden Cache suchen. Dabei entdeckt man sowohl im Urlaub, als auch in der Heimat Orte, an die man sonst wohl nie gekommen wäre. Oder an Stellen, wo man Geocaching nie vermutet hätte. So ist der höchste Cache Deutschlands beispielsweise auf der Zugspitze, aber sogar im Basislager vom Mount Everest ist einer zu finden. „Besser, als jeder Reiseführer”, lachen die Drei.
Ein anderer Blickwinkel
Die sehenswertesten oder beliebtesten kann man anhand der Favoritenpunkte eines Caches erkennen. Dieses ist ein Ranking, welches mit Hilfe der Wertungen von den Premium-Mitgliedern erstellt wurde. Denn Geocaching ist zwar kostenlos, aber für besonders Begeisterte ist es möglich für 30 Euro im Jahr eine Premium–Mitgliedschaft zu erwerben. Da meine Begleiter seit 2013 durch Freunde leidenschaftliche Geocacher geworden sind – Andreas sogar seit 2010 – investieren die Drei in die Website, um Kommentare zu verfassen, Favoritenpunkte zu verteilen und vor allem alle Geocaches sehen und suchen zu können. Natürlich kann man auch eigene Geocaches verstecken. Die allgemeinen Regeln lauten dafür: 163 Meter Abstand zu dem nächsten Cache halten und nicht auf Privatgelände gehen. Während man auf der Suche nach Caches ist, sollte man sich außerdem unauffällig verhalten. Was mir auf Peters Schultern stehend, um an den nächsten Cache zu kommen erstmal ironisch vorkommt. Doch damit die „Muggel”-Leute, die nicht geocachen, sich nicht an den versteckten Dosen vergreifen, ist diese Regel zum Schutz von Caches bekannt. Für alle, die tiefer in die Materie blicken wollen, gibt es die Möglichkeit auf einer Website Auswertungen des eigenen Fortschritts zu sehen. Darüber hinaus kann man auf einer Karte sehen in welchen Ländern, Bundesländern oder Landkreisen man bereits einen Cache gefunden hat. „Es gibt mittlerweile sogar Challenges, zum Beispiel innerhalb von 24 Stunden in allen Bundesländern zu cachen. Um das zu schaffen gibt es eine optimierte Route”, erklärt woodywob. Zusammenfassend ist Geocaching etwas für Jedermann. Egal, ob man es im Urlaub als Reiseführer nutzt, mit der Familie kleine Ausflüge macht, für fünf Wochen an einem Rätsel sitzt oder am Ende kopfüber im Baum hängt. Alles ist erlaubt. Egal, wo auf der Welt.