Früher haben Unternehmen auf eine Auswahl von Bewerbern herabgeschaut, heute wird um jeden einzelnen Kandidaten gekämpft. Der #warfortalents ist allgegenwärtig. Was wir erleben, ist ein vollzogener Wandel vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt. Die Wahl treffen nicht mehr die Unternehmen, die Arbeitnehmer entscheiden sich, für wen sie arbeiten möchten.

Für den Arbeitnehmer attraktiv bleiben

Bei der HAKO 2020 werden einige Neuheiten vorgestellt. /Foto: Thomas Koschel Fotografiker

Die nächste Generation der zukünftigen Arbeitnehmer ist wählerischer und weiß um ihren gestiegenen Marktwert. Hier müssen die Unternehmen nun liefern. Die klassischen, monetären Anreize sind nicht mehr alleiniges Entscheidungskriterium bei der Wahl des Arbeitgebers. Die weichen Faktoren, die zur Work-Life-Balance beitragen, werden verstärkt nachgefragt, wie zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle oder Sabbaticals. Eine Gruppe der Arbeitnehmer, die dadurch angesprochen werden kann, ist die mit Kindern oder Kinderwunsch. Mit Kind ist die Karriere vorbei? Dieser Leitsatz kommt nicht von ungefähr, eine wichtige Position wurde lange kaum erreicht, wenn man einen Kinderwunsch offen kommuniziert hat. Durch den Fachkräftemangel können die Unternehmen auf keinen ihrer Leistungsträger und Führungskräfte verzichten. Eine Möglichkeit ist es, den Mitarbeiterinnen nach der Elternzeit den Wiedereinstieg zu vereinfachen. Eine Familiengründung ist ein Projekt für sich und erfordert viel strategisches und operatives Geschick bei der Tagesplanung. Wäre es da nicht sinnvoll, als Arbeitgeber entgegenzukommen, wenn man kann? Eine flexible Regelung für die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach der Elternzeit zu bieten. Wir brauchen Unternehmer, die sich an neue und flexiblere Arbeitszeitmodelle herantrauen, oder Betriebskindergärten gründen, um so die berufliche Wiedereingliederung so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Die Vorteile für die ArbeitnehmerInnen- und die Arbeitgeberseite liegen hier auf der Hand. Für das Unternehmen fallen Einstellungs- und/oder Ausbildungskosten weg, die ArbeitnehmerInnen kommen schneller zurück auf ihre ursprüngliche normale Lohn- oder Gehaltsstufe. Diese Überlegungen sind heutzutage notwendig, um als Arbeitgeber attraktiv für Bewerber zu bleiben und die Talente im Unternehmen zu halten. Erlesene Runden im Kaminzimmer sind passé! Netzwerke, wie Innungen, Gilden oder Clubs gibt es schon seit es Unternehmungen gibt. Für eine Aufnahme muss man sich zunächst beweisen oder qualifizieren. Nach einer gewissen Zeit wurde man, wenn alles gut ging, in den Kreis der Würdigen aufgenommen. Neue Kontakte und Geschäftspartner, Unterstützer und Möglichkeiten boten sich hierdurch. An dem Konzept hat sich bis heute nichts geändert. Die neuen Mitglieder profitieren von den Erfahrungen, den Kontakten und dem Wissen der Vorgänger. Für alle diejenigen, die keinen Zugang in die bestehenden Clubs und Gemeinschaften finden, bleiben diese Vorteile jedoch verschlossen. Es existieren heute weiterhin Gesellschaften, deren Hauptmerkmal deren elitärer Charakter ist. Allerdings haben andere, wie z.B. die Wirtschaftsjunioren, erkannt, dass eine starke, große Gemeinschaft handlungsfähiger ist und für neue und alteingesessene Mitglieder Vorteile gleichermaßen bietet. Auch nur so ist es möglich, eine Großveranstaltung wie die Hanseraumkonferenz (HAKO 2020) fast ausschließlich mit Ehrenamtlichen zu organisieren und schließlich für über 650 Gäste in Gifhorn und Wolfsburg umzusetzen. Auch ein wichtiges Thema wird dabei sein, alte Denkmuster zu verabschieden. Denn die Besucher erwartet in unserer Region mehr als ein Konzern, der Autos baut. Aber auch in der Berufswelt, sind diese Denkmuster veraltet. Der Bäcker. Die Kindergärtnerin. Der LKW-Fahrer. Wir haben alle die gängigen Stereotypen in unserem Unterbewusstsein verankert. Viele Menschen überraschen uns positiv, wenn man ihnen die Chance gibt, sich in einer Aufgabenstellung kreativ auszuleben. Dafür benötigt es jedoch Vertrauen in die Kompetenz der Person und das fängt bei dem Vorgesetzten selbst an. Möglicherweise genügt es, sich die Belegschaft genauer anzuschauen und man entdeckt ungenutztes Potenzial in seinen Teams, was die Neueinstellung für ein neues Projekt überflüssig macht.

Ob altbewährte Methode oder ein neues Konzept, regelmäßige, ehrliche Reflektion auf Zweck und Ziel ist der Schlüssel. Weil etwas seit Jahren funktioniert, bedeutet das nicht automatisch, dass es nicht besser laufen kann. Auch das möchten wir bei der HAKO 2020 beweisen, indem wir einige Änderungen planen, um für diese großartige Veranstaltung neue Impulse zu liefern.