Christian Bornstein kommt gebürtig aus Brandenburg und zog beruflich immer näher an Wolfsburg ran. Zuerst studierte er an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg Elektrotechnik und erlernte dort die grundlegenden ingenieurtechnischen Fachkenntnisse, die er später im Studium in der Automatisierungstechnik vertiefte.

Entertainment made in Wolfsburg

Foto: FLOW WOLF
Die Produktionshalle im Heinenkamp II ist 1.670 m² groß / Foto: FLOW WOLF

Nach seinem Abschluss als Diplom-Ingenieur arbeitete er in der Zulieferindustrie für Volkswagen und zog nach Braunschweig. Dort lebt der heute 47-Jährige immer noch und leitet das Unternehmen ASM Dimatec mit mittlerweile 50 Mitarbeitern. Seine Karriere startete er als Niederlassungsleiter des Wolfsburger Standortes eines spanischen Unternehmens mit Sitz in Tarragona (Spanien) und war als Key Account für die DACH-Region sowie Osteuropa zuständig. Im Jahr 2008 kam die Insolvenz der spanischen Mutterfirma. „Ich wollte nicht 25 Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit schicken und habe ein Management Buy Out gemacht“, erzählt er über die Rettung vor über zehn Jahren. Zur Hilfe kamen dazu neben Bankkrediten Fördermittel von der KfW- und N-Bank sowie eine stille Beteiligung der Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen (MBG) mbH. Dadurch hat er jetzt auch eine höhere Eigenkapitalquote, was ihm gegenüber der Bank behilflich ist, wenn es darum geht, neue Kredite zu erhalten. „Da ich keine reichen Eltern habe, musste ich nach Unterstützung suchen“, sagt er lachend und berichtet davon, wie er die Firma seitdem auf ein breiteres Fundament gestellt hat, um langfristig am Markt bestehen zu können. Als sein Standort im Heinenkamp I nicht mehr ausreichte, kamen die Wolfsburg Wirtschaft und Marketing (WMG) und die Stadt Wolfsburg auf ihn zu und boten ihm ein Grundstück im Heinenkamp II an, wo er im September 2011 nach nur sieben Monaten Bauzeit einzog. Neben dem zweigeschossigen Bürogebäude schließt direkt die Produktionshalle mit 1.670 m² an, wo die Geschäftsfelder Automotive, Sondermaschinenbau und Entertainment bearbeitet werden.

Mit Brainstorming zu neuen Visionen

Foto: Simtec Systems GmbH
Im Flying Theater sitzt niemand in der zweiten Reihe / Foto: Simtec Systems GmbH

Im Entertainment-Sektor bietet das Unternehmen, welches 2014 nominiert war für den „Großen Preis des Mittelstandes“, innovative Möglichkeiten an, den Spaßfaktor für Besucher von Freizeitparks zu erhöhen. Wie es der Zufall so wollte, lernte Christian Bornstein über seinen Bauträger den Geschäftsführer der Simtec Systems GmbH aus Braunschweig kennen. Bernd Kaufmann kümmert sich mit seinem Team darum, Entertainment Simulatoren für Freizeitparks und Ausstellungen, wie die Expo in Shanghai zu produzieren. Seitdem entwickeln beide in regelmäßigen Brainstorming-Meetings neue Produktideen. „Wir sind eine Ideenschmiede. Mir macht das unheimlich viel Spaß, weil ich Automatisierungstechnik studiert habe und weiß, wie man daraus Maschinen baut“, erklärt der Diplom-Ingenieur. So hat Simtec Systems eine Sitzbaugruppe für das Flying Theater entwickelt, wofür ASM Dimatec anschließend die kostenoptimierte Fertigung umgesetzt hat. Daraus entstand die Simtec HEXaFLITE Sitzbaugruppe mit Motion-Gelenkproduktion. Das Besondere daran ist, dass „jeder Besucher in der ersten Reihe sitzt, da sich die Plattform mit den Sitzereihen für die Vorführung aufrecht stellt“, erklärt Christian Bornstein begeistert. So sitzt niemand in der zweiten Reihe und kann den Film perfekt erleben. Aber was genau ist ein Flying Theater? Die Besucher sitzen in sogenannten Sensory Seats, die sich synchron zum Filmgeschehen nach rechts oder links bewegen, nach hinten kippen, hoch oder runter sacken und erleben einen 2-D Film, umgeben von einer riesigen kugelförmigen Leinwand. In den Baldachinen über den Sesseln verbergen sich zudem Spezialeffektdüsen, die Geruchsimpulse oder Wassertropfen versprühen können. „Die Zusammenarbeit mit Bernd Kaufmann läuft sehr gut, vor allem weil Simtec sehr gute Kontakte in die Entertainmentbranche hat“, sagt Christian Bornstein und berichtet vom nächsten erfolgreichen Projekt für den Shanghai Disneyland Park, der 2016 eröffnete. Dort stehen auf der Tomorrowland Bühne mehrere LED-Elemente, die einzeln verfahrbar sind und über die eine Tonspur gelegt wurde. So können sich die von ASM Dimatec produzierten LED-Wände im Einklang mit der Musik bewegen. „Ich war bei der Eröffnungsfeier in Shanghai und fand es beeindruckend, wie sich die Show dadurch viel emotionaler präsentieren lässt“, schwärmt der Geschäftsführer der von der Umsetzung. Aber auch in anderen Branchen zeigt sich das Unternehmen aktiv und innovativ. Für Thyssen Krupp Marine Systems werden U-Boot-Teile auf CNC-Maschinen bearbeitet und mit Kirpy hat man einen Spargel-Vollernter entwickelt, der die immer weiter steigenden Stückkosten bei der Spargelernte senkt.

Wolfsburg als Vorreiter

„Wir entwickeln Produkte für die Industrie 4.0, das ist unsere Kernkompetenz,“ bringt der Unternehmer die eigenen Stärken auf den Punkt. Auch wenn die Kunden weltweit verstreut sind, blickt er auf den Standort Wolfsburg und möchte mehr Präsenz zeigen. Zwar sei Volkswagen auch Kunde, aber der Anteil am Gesamtumsatz sei verhältnismäßig gering, da sie viel in den internationalen Markt beliefern. Neben VW zählt auch Butting aus Knesebeck im Landkreis Gifhorn zum Kundenkreis. Sein Team entwickelte zusammen mit der Fa. Siedentop eine innovative Rohrbeizanlage, wo das Rohr senkrecht in die Anlage gestellt wird und wie bei einer Dusche in nur einer Stunde fertig gebeizt wird. Der Prototyp beeindruckte damals Butting, die vorher immer in der Waagerechten gebeizt hatten. Dem ehemaligen Mitglied der IHK-Vollversammlung sind regionale Themen wichtig. So möchte er seine emissionsfreie Lohnbeizanlage auch in Wolfsburg präsentieren, weil er so den lokalen Interessenten viel besser zeigen kann, wie die Anlage funktioniert. Aber er denkt auch visionär, wenn es um die Erlebnisstadt Wolfsburg geht. „Ich wünsche mir ein Flying Theater mit unseren Sensory Seats“, sagt er und betont, dass das sehr gut in unsere Landschaft im Allerpark oder in der Autostadt passen würde. Es wäre die erste Anlage dieser Art in Deutschland.

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