Alles begann mit einem Tauschgeschäft zwischen Volkswagen und der ehemaligen DDR. Für 10.000 Golf erhielt der Autokonzern anstatt Geld verschiedene Waren im Austausch. Dabei war auch ein „Spacemaster“ von der bekannten Marke Zeiss.

40 Jahre Sternengucker in Wolfsburg

Geschäftsführender Direktor Dirk Schlesier
Geschäftsführender Direktor Dirk Schlesier hat das Planetarium mittlerweile verlassen. / Foto: Planetarium Wolfsburg

Man entschied sich, diesen hochwertigen Sternenprojektor der Stadt Wolfsburg zum 40. Geburtstag zu schenken. Dies war der Start für eine nun 40 Jahre andauernde Erfolgsgeschichte des Planetariums Wolfsburg. Denn die Stadtverwaltung wollte das Geburtstagsgeschenk entsprechend nutzen und begann 1981 den Bau der Kuppel und des Gebäudes. „Ursprünglich war die Idee, um die Kuppel einen Wassergraben zu legen, sodass es aussah, als würde sie schwimmen. Doch Wasser und Technik vertragen sich nicht so gut, deshalb entschied man sich dagegen“, erzählt Dirk Schlesier, seit 2017 geschäftsführender Direktor. Der studierte Geologe begann seine Karriere im Planetarium 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Seine Aufgaben bestanden zu dieser Zeit vor allem darin, die Live-Moderation für Schulveranstaltungen zu tätigen. „Schon während der Studienzeit arbeitete ich im Planetarium Halle. Zunächst als Kassierer, durfte ich bald Vorträge halten, dementsprechend hatte ich dort viel Erfahrung gesammelt.“ Den Menschen etwas beizubringen, mache ihm besonders viel Spaß. Inzwischen leitet er das Planetarium, welches er als „eine Bildungs- und Wissenschaftseinrichtung mit hohem kulturellem Wert“ und „Leuchtturm-Einrichtung in Niedersachsen“ bezeichnet.

Konkurrenzlose Attraktion in Wolfsburg

Planetarium Wolfsburg
Der Bau des Planetarium Wolfsburg interessierte viele Bürger. / Foto: Planetarium Wolfsburg

1983 eröffnete dieses Planetarium. Zunächst begleitete die hochwertige Sternenprojektion eine einfache Diashow. Doch zu Beginn „war das Planetarium eine beinahe konkurrenzlose Attraktion in Wolfsburg“, so Dirk Schlesier. Bald stellte Zeiss jedoch keine Ersatzteile mehr für den „Spacemaster“ her. Die Stadtverwaltung traf die richtige Entscheidung machte den Weg frei für das Folgemodel, den „Starmaster“, der 1996 einzog. Dieser liefert bis heute eine „brillante Darstellung mit Glasfasertechnik.“ Dennoch rüstete die Stadt das Planetarium 2010 mithilfe einer Spende von Volkswagen erneut auf und ermöglichte fortan die Befüllung der Kuppel mit Videomaterial. „Seither explodierte unsere Programmtabelle.“ Es gesellten sich u.a. virtuelle Achterbahnfahrten, Musikshows und Live-Konzerte zu dem Angebot. „Doch der Schwerpunkt liegt auf den Bildungsinhalten. Wir unterscheiden uns hier vom Kino, denn wir wollen auch kein Kino sein.“ So ist der Vormittag vor allem für Schulklassen reserviert, um den Lehrplan mit Astronomie zu ergänzen. Darüber hinaus ist das Haus für Kooperationen mit jeglichen regionalen Schulen offen, beispielsweise für AGs und andere außerschulische Projekte. „Wir zeigen Dinge, die in der Schule in Büchern nicht darstellbar sind“, betont Dirk Schlesier. 2012 folgte ein weiterer Umbau. Das Foyer erhielt ein neues Konzept, indem die Garderobe für ein Weltraumlabor wich. Dort gibt es nun einen Meteoriten zum Anfassen. Dieses Gestein ist 4 ½ Milliarden Jahre alt und wurde in Namibia gefunden. Es handelt sich um eine Dauerleihgabe aus privater Hand. Drei Jahre später folgte ein neues Soundsystem für die Kuppel. „Wir haben nun immersiven Sound, also 3D-Sound. Man kann bei uns z.B. das Hörspiel „die Drei Fragezeichen“ mit 3D-Sound und zusätzlich einigen visuellen Effekten genießen“, erzählt Schlesier und betont, „wir gehören zu den best ausgestatteten Planetarien weltweit und spielen mit unserem Programm in der ersten Liga. Unser Team leistet durchweg tolle Arbeit. Wir bieten vielfältige Veranstaltungsformate und starteten Ende des Jahres mit einer neuen Webseite.“

2017 war mit über 55.000 Besuchern ein Rekordjahr

Planetarium Wolfsburg
Zeiss Starmaster ist das Herzstück. / Foto: Jens L. Heinrich

Diese Qualität wird belohnt: Das Jahr 2017 war mit über 55.000 Besuchern ein Rekordjahr. Auf dem Sommerfest im Allerpark 2015 ging Kinderbuchautorin Nicole Schaa mit ihrer Tochter ins Zelt vom Planetarium, wo sie Ufos bastelten. „So kam ich mit Frau Stibbe ins Gespräch, die mir von den verschiedenen Programmen erzählte, die das Planetarium im Angebot hat. Sie sagte noch abschließend, dass sie immer auf der Suche nach neuen Ideen, vor allem für Kinder seien. Im selben Moment machte es bei mir Klick. Schimmerie Harztropf und das Sternenmeer – das passt eigentlich perfekt ins Planetarium!“ Und es passte. Obwohl das Manuskript gerade erst bei verschiedenen Verlagen eingegangen war, lag es also bereits dem Planetarium vor. Nachdem auch die Zusage von einem Verlag kam, setzten sich die Autorin und das Team zusammen und erarbeiten innerhalb von zwei Stunden das Konzept für die Kuppelshow „Schimmerie Harztropf“. „Ab diesem Zeitpunkt haben wir fast ununterbrochen zusammengearbeitet, nachgedacht, Drehbuch geschrieben, telefoniert und jede Menge Zeit investiert. Frau Schaffer vom Planetarium, die die komplette visuelle Umsetzung quasi allein auf die Beine gestellt hat, setzte jedes der freigestellten Illustrationen von Michaela Frech in Szene. Niemand kann sich vorstellen, wie viel Arbeit in diese Show gesteckt wurde, wenn man das nicht gesehen hat. Teilweise musste man stundenlang warten, bis die Änderungen gespeichert waren, da die Rechenleistung der Programme enorm ist. Wir sind alle wahnsinnig stolz auf das schöne Ergebnis“, sagt Nicole Schaa zurecht, denn wer in dieser Vorstellung war, weiß wie schön diese Geschichte umgesetzt wurde.

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