Ein Literaturmuseum? Da denkt man zuerst an viele verstaubte Bücher und Schriften. Von wegen! Das Hoffmann von Fallersleben Museum zeigt, dass es auch anders geht. Die kostenlose Dauerausstellung rund um den Dichter, Wissenschaftler und Liedermacher August Heinrich Hoffmann, der 1798 in Fallersleben geboren wurde, teilt sich in zwei Bereiche. Im ersten Teil, der 6 Ausstellungsräume umfasst, geht es um die persönliche Begegnung mit Hoffmann – seine Biografie. In drei weiteren Räumen spürt die Ausstellung Hoffmanns Erfolgsrezept nach. Musik spielt dabei eine Hauptrolle. Sie half, dass seine Gedichte so populär und zum kulturellen Erbe für unsere Zeit wurden.
Das Lied der Deutschen
1841 dichtete Hoffmann „Das Lied der Deutschen“ – unsere Nationalhymne. Seit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist der Umgang mit nationalen Symbolen, auch der Nationalhymne, entspannter. Das Museum greift diesen Aspekt im Prolog der Ausstellung auf und schließt mit dem letzten Teil, der sich mit der Geschichte der Nationalhymne befasst, den thematischen Rahmen. Dr. Bettina Greffrath, Leiterin der Historischen Museen Wolfsburg, kam 1991 erstmals nach Fallersleben und wusste kaum etwas über August Heinrich Hoffmann. Wie auch viele Besucher des Museums war auch sie erstaunt, wie viele Kinderlieder, die sie fast alle selbst gesungen hatte, von Hoffmann stammen. Noch heute werden Lieder wie „Ein Männlein steht im Walde“ oder „Alle Vögel sind schon da“ Kindern vorgespielt oder von ihnen gesungen.
Atmosphäre, Abwechslung, Interaktivität
Ziel des Museums ist es, den Dichter besser bekannt zu machen und gleichzeitig die Bedeutung seiner Arbeit nahe zu bringen. Um die Biographie und das Werk eines Dichters des 19. Jahrhunderts für die heutige Zeit interessant, attraktiv und unterhaltsam zu präsentieren, ist heute eine ideenreiche Gestaltung wichtig, die viele Angebote für einen individuellen Museumsbesuch bereit hält und immer wieder auch Brücken zur Gegenwart schlägt. Das Hoffmann-Museum setzt deshalb viel auf Atmosphäre, Abwechslung, Interaktivität, auf spielerische Elemente und den Einsatz moderner Medien: Interaktive Karten vermitteln historische Veränderungsprozesse, Lese- und Hörstationen wechseln sich ab, an denen man neben Gedichten und Liedern auch Erinnerungstexte kennenlernen kann, eine Karaoke-Station lädt zum Mitsingen von politischen und Kinderliedern ein. Erwachsene und Kinder haben Spaß an Spieluhren, die Rap-Versionen von Hoffmann-Gedichten aus einem Schulprojekt präsentieren, am bunten Liederbaum, an dem man die bekanntesten Kinderlieder puzzeln kann, am Xylophon zum Selberspielen oder an einer Hörinsel, an der man sich Audios und Videos unterschiedlichster Einspielungen aus dem großen Liederschatz des Dichters auswählen kann.
Sonderausstellungen
Themenführungen, Lesungen, Vorträge und Konzerte, die immer eng an die Museumsthemen angelehnt sind, ergänzen die Ausstellungen. Um auch die jüngere Generation abzuholen, werden Workshops und Lyrikwettbewerbe angeboten. Weiterhin gibt es in diesem Jahr noch zwei Sonderausstellungen: seit April zum Thema „Demokratie und Diktatur im Zeitalter der Extreme“ zur Geschichte Europas im 20. Jahrhundert und ab November zum Thema „Kinderlieder“, die Stickereien von Gudrun Cohnen-Nussbaum präsentiert.