Im Angesicht mit Andreas Kirchner
Im Beruf ist Andreas Kirchner in der IT-Branche tätig, in seiner Freizeit zeigt er als kaosfoto auf seinen Fotos eine andere Seite von Wolfsburg. Er besuchte uns in der Redaktion und erzählte uns vom Spagat mit Fotografie und Job.
“Mir ist wichtig, immer neue Dinge zu entdecken. Das bringt mir eine Art innere Befriedigung“. Andreas Kirchner
Was machst du hauptberuflich?
Ich arbeite seit 16 Jahren bei Volke Kommunikations-Design GmbH im Gewerbegebiet Ost. Sie suchten damals einen „Mac-Operator“, der die Apple Workstations verwalten sollte. Da ich die Macintosh-Welt bereits kannte und fasziniert davon war, habe ich mich mit nur moderaten Vorkenntnissen beworben und wurde tatsächlich eingestellt. Heute bin ich IT-Teamleiter mit sechs Mitarbeitern und zudem auch Informationssicherheitsbeauftragter eines nach ISO/IEC 27001:2013-zertifizierten Informationssicherheit-Managementsystems. Den Datenschutz- und Informationssicherheitsbereich finde ich sehr spannend und sehe dort meine berufliche Zukunft.
Warum hast du dich für einen Job in der IT-Branche entschieden?
Zu Beginn habe ich eine klassische Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei Sport-Thieme GmbH in Grasleben absolviert. Danach folgte der Zivildienst und dann kam ich schon zu Volke. Mich hat die IT schon immer begeistert. Schon als 11-Jähriger hatte ich einen C64-II und habe mir in Basic immer wieder Datenbanken für meine Rock- und Metal-CDs programmiert.
Was fällt dir spontan ein zum C64?
(Lacht) Oh, Moment. Den meisten ist wohl noch der Befehl Load „$“,8,1 in Erinnerung!
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Meine Abteilung ist für den Betrieb der internen IT-Systeme verantwortlich. Server, Netzwerk, Anwendungsbetreuung, das ganze Programm. Dabei haben meine Mitarbeiter einen großen Handlungsspielraum bei eigenen Projekten. Wir ermitteln, wie wir neue Anforderungen IT-technisch umsetzen können. Wenn das Projekt dann startet überwachen und steuern wir. Es herrscht ein großer Kommunikationsbedarf untereinander, deswegen sitzen wir auch alle in einem Großraumbüro zusammen, um uns schnell abzustimmen.
Die Informationssicherheit fordert mich täglich aufs Neue. Das Thema pflanzt sich in viele Unternehmensprozesse, deshalb sind Anpassungen an der Tagesordnung. Schulungen und Audits gehören natürlich auch dazu. Ich bin übrigens gerade dabei, mich auch für ISMS-Audits außerhalb von Volke zu qualifizieren.
Was für einen Ausgleich suchst du in deiner Freizeit?
Seit 20 Jahren spiele ich mit ehemaligen Kollegen von Sport-Thieme im TSV Grasleben Floorball (Anm. d. Red. auch als Unihockey bekannt), fahre Fahrrad und fotografiere leidenschaftlich gern. Letztes Jahr habe ich zudem eine Fallschirmsport-Lizenz gemacht. Meine Freizeit besteht also aus vier „F’s“. (lacht)
Wann hast du deine künstlerische Seite entdeckt?
Mir ist wichtig, immer neue Dinge zu entdecken. Das bringt mir eine Art „innere Befriedigung“. Ich habe mir 2006 meine erste vernünftige Kamera gekauft und tausendfach Fotos geknippst. Davon war meist nur ein Bild zu gebrauchen, dennoch habe ich alle archiviert, da kam der IT-ler wieder durch. (lacht)
Heute fotografiere ich anders. Ich verfahre nach dem Prinzip „Single-Shot“ oder gar nichts. Wenn der Versuch nichts wird dann ziehe ich weiter. Meine Bilder haben auch keinen handwerklich hohen Anspruch; ich bezeichne sie eher als Fotos mit Schnappschussqualität. Mit der Wahl von Motiv, Per-spektive und Bildbearbeitung habe ich inzwischen aber schon meinen eigenen Stil entwickelt.
Ist es für dich ein großer Kontrast von IT zu Fotografie?
Kommt drauf an. In der Fotografie orientiere ich mich oft an Formen und Muster. Und der Bildaufbau ist wichtig. In der IT sprechen wir von standardisierten Abläufen, Dokumentation und Strukturen. Das finde ich ähnlich.
Ganz gegensätzlich verhält es sich direkt bei der Tätigkeit. Mich begeistert auch das Chaotische: beim Fotowalk in einem Industriegebiet gibt es viel zu entdecken. Gespannt, was hinter der nächsten Ecke lauert. Verlassene Bahnhöfe, Türen im Hinterhof, die vergilbt sind und bei denen die Farbe abblättert. In der IT sieht manches nur chaotisch aus, beim genauen Analysieren steckt doch fast immer eine nachvollziehbare Logik dahinter.
Wann hast du dich entschieden, deine Fotografie öffentlich zu machen? Kürzlich hast du deine erste Ausstellung in Wolfsburg gefeiert.
Ich wollte für mich selbst eine Aktion machen. Bevor ich mal bereue, es nicht gemacht zu haben. In einer leerstehenden Wohnung in Detmerode konnte ich was von mir zeigen und habe dann Tag und Nacht an der Umsetzung gearbeitet. Neben der Fotografie kamen dann noch Video-Installationen dazu und einige Fotos haben noch einen Anstrich bekommen. Ich hatte viel Spaß!
Hast du größere Pläne diesbezüglich?
Nein. Das war einmalig. Dafür habe ich mir jetzt einen Namen gegeben als Fotograf.
Ja, das haben wir gemerkt, „kaosfoto“. Klingt gut, was genau bedeutet es?
Das „ka“ steht für Kirchner, Andreas. Also meine Initialen rückwärts. Das „os“ stammt aus dem Periodensystem und steht für Osmium. Es hat die Ordnungszahl 76, also mein Geburtsjahr. Zudem ist Osmium als chemisches Element leicht entzündlich und reizend… eine nicht ganz ernst gemeinte Anspielung. (lacht)
Was inspiriert dich?
Dieser Entdeckerantrieb in mir. Ich habe gar nicht das Bedürfnis, Fotos zu machen. Sie fallen eher als Abfallprodukt dabei ab, wenn ich losziehe. Bei verlassenen Orten, Industriegebieten und Stadtteilen mit viel Street Art vergesse ich die Zeit. Wie gefallen euch denn meine Fotos?
Sehr gut. Es zeigt das Wolfsburg wie es ist: unerwartet, schlicht, schön und anders. Das bringen deine Bilder auf den Punkt.
Ja, das stimmt. Ich habe noch viele Bilder im Archiv von Orten, die es so gar nicht mehr gibt. Wolfsburg in seinem ständigen Wandel bietet viele gute Motive.
Danke für das Interview.
Du findest Andreas Kirchner online auf:
Sicherheit: www.kirchnersecurity.de
Fotografie: www.kaosfoto.de
Instagram: @kaosfoto