Christian Klier ist das Gesicht vom ersten Herren-Salon in Wolfsburg. Im Gespräch erklärt er die Philosophie, wie er zum Haareschneiden kam und warum er gar nicht der Chef ist.
Ein Frisör für echte Männer
Joes Barber Gentlemen’s Lounge steht in Fallersleben. / Foto: Thomas KoschelJoe´s Barber Gentlemen’s Lounge ist ausschließlich für erwachsene Männer und bietet neben dem Haarschnitt weitere Dienstleistungen und Produkte an, damit der Mann gepflegter aussieht. Sein Vater Joachim stellte sich in den USA immer als Joe vor. Es ist eine Hommage an ihn, der 2015 verstarb. Als er danach Miteigentümer der Frisör Klier GmbH wird, bleibt er nur noch ein Jahr Geschäftsführer und scheidet nach 20 Jahren aus, weil er bei der Ausführung beider Funktionen Konflikte sah. Der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann lernte bei Wella in Darmstadt und arbeitete dort viele Jahre im Vertrieb, ehe er in den Familienbetrieb einstieg, um das Auslandsgeschäft und die Expansion in Deutschland voranzutreiben. Er ist viel rumgekommen und lebte u.a. in Wien und Prag. Dort lernte er auch seine jetzige Frau Juliane kennen, die in der Bank arbeitete, wo er seine Bankgeschäfte erledigte. Christian ist ein markanter Typ. Glatze, langer Bart, Tattoos und bunte Klamotten. Genau für solche Typen fehlte ihm der richtige Ort. Als er 2013 erstmals ein Barber Shop Konzept sieht, ist er begeistert. „Ich habe mich bei Klier sehr viel mit Konzepten beschäftigt,“ sagt er rückblickend. Er besucht im September 2016 die Barber Convention in Frankfurt am Main und findet dort auch tolle Produkte. Seine Idee wird Realität, Juliane übernimmt die Umsetzung.
450 Produkte im Sortiment
Neben dem Haarschnitt, der Bartpflege und dem Waxing setzt der Kaufmann auf Produkte. „Wir haben aktuell 450 Produkte im Sortiment“, erklärt Christian Klier, „besonders gut laufen die Bart-Öle von Fettstube und die Produktlinien von Dapper Dan.“ Produkte für den Mann bedeutet aber nicht nur Pflegeprodukte, sondern auch Accessoires und Textilien. Eine Stunde dauert die Dienstleistung bei der auf das Klatschgespräch verzichtet wird und der Kunde auch mal einen Gin trinkt. Nicole Krämer gab ihre Tätigkeit als Trainerin für Frisöre auf und Frisörmeister Patrizio Stazzone wechselte von einem anderen Coiffeur. „Das macht uns sehr stolz, denn gutes Personal ist schwer zu finden.“ Der 47-jährige Wolfsburger schneidet auch. Was erstmal nicht verwundert bei dem Nachnamen. „In unserer Familie haben wir viele Frisörmeister“, sagt er und lacht bei der Frage, wann er seine Frisör-Ausbildung absolvierte. Auf der Convention lernte er Jesper Dyrby kennen. Er gehört zur Rouge Barber Brotherhood und zählt zu den absoluten Topleuten in der Szene. Dyrby hat das Haareschneiden der Männer auf ein neues Niveau gehoben und eine Schnitttechnik entwickelt, die das männliche Haar besser zur Entfaltung kommen lässt. „Ich habe in Kopenhagen an 70 echten Männermodellen gearbeitet“, sagt er zu seiner Spezialisierung auf den Herrenhaarschnitt, „ich wollte es unbedingt lernen und war fokussiert, Dyrbys Wissen aufzusaugen.“ Danach blieb er noch eine Woche im Barber Shop von Dyrby in Odense und schnitt den männlichen Kunden die Haare. „Ich habe gemerkt, dass ich es kann.“ Auch für seinen Haarschnitt zahlten die Kunden 100,00 €. In Fallersleben nimmt er dafür nur 35,00 €.