Im Gespräch mit dem Energieberater Jens Spendel von der LSW sprachen wir über Tipps zum Energiesparen und über die Nutzung der kostenlosen Dienste der LSW. Auch beim Energiesparen fällt es dem Menschen schwer, seine Gewohnheiten und sein Verhalten zu ändern. Die LSW-Energieberatung unterscheidet sich dabei in drei Dienstleistungen: Bei der allgemeinen Energieberatung wird geschaut, welche Geräte Energiefresser sind und der Strom- und Heizungsverbrauch wird analysiert. Das Gespräch kann auch in den eigenen vier Wänden stattfinden. Bei der Gebäudeenergieberatung werden Heizungsanlagen, Warmwasserbereitung und die Solarnutzung unter die Lupe genommen. Aber auch bei Sanierungsmaßnahmen sollte man neben den Fachhandwerk einen Energieberater in die Planung mit einbinden, um bei Fragen zur Dachdämmung, Fassadensanierung und Art der Heizung richtig beraten zu sein.

Wie lüftet man eigentlich richtig?

LSW erklärt das richtige Lüften
Haustürseite rechts
Wärmebrücke im Mauerwerk und im Sockelbereich.
Sp2 Alufolie für Kameraeinstellung.
Materialbedingte Wärmebrücke im Bereich des Haustürsockels.

Am besten 3- bis 4-mal täglich. Im Winter 5 bis 10 Minuten, im Sommer ruhig 30 Minuten. Während des Lüftens sollten die Heizungsventile geschlossen werden, dann die Fenster komplett öffnen und nicht nur auf kipp. Öfters stellen wir bei Terminen vor Ort fest, das die Fenster auf kipp und die Heizungsventile geöffnet sind.

Was kann ich selbst tun, um energieeffizienter zu handeln?

Energieeffizienter denken. In den eigenen vier Wänden hat der Prozess ja schon begonnen: Es wird auf LED-Leuchtmittel umgestellt, durch abschaltbare Steckdosenleisten werden Standby-Verbräuche vermieden und der PC wird runtergefahren. Beim Kauf neuer Elektrogeräte wird auf das Energielabel geachtet. Allerdings ist in jedem Haushalt noch Einsparpotenzial vorhanden.

Wir denken jetzt mal größer. Was kann ich noch tun?

In einem Einfamilienhaus entfallen 60 % der Energiekosten auf das Heizen. Neben der Modernisierung der Heizungsanlage würde ich die Gebäudehülle unter die Lupe nehmen.

Manche Wärmebrücken kann man schon mit dem bloßen Auge erkennen. Wenn das nicht reicht empfehlen wir eine Thermografie.

Was genau ist eine Thermografie?

Es spielen viele Faktoren eine Rolle, um ein aussagekräftiges Thermografie-Bild zu erhalten.
Es spielen viele Faktoren eine Rolle, um
ein aussagekräftiges Thermografie-Bild zu erhalten.

Für eine Thermografie benötigt man eine Wärmebildkamera, die je nach Modell zwischen 5.000 und 50.000 € liegt. Nach oben sind aber keine Grenzen gesetzt. Die Handhabung einer Wärmebildkamera ist nicht ganz einfach. In verschiedenen Seminaren habe ich mir die Kenntnisse für eine aussagekräftige Thermografie angeeignet. Eine gute Thermografie ist von verschiedenen Faktoren abhängig.

Was sind das für Faktoren?

Erst einmal muss das Wetter mitspielen. Es sollten mindestens eine Woche Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen. Es darf nicht regnen, schneien oder nebelig sein. Vor jeder Aufnahme muss die Kamera mit Daten gefüttert werden. Dazu gehören die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur, die Reflektion und der Emissionsgrad des Objektes. Einen Tag vor der Thermografie wird das Objekt nach Möglichkeit gleichmäßig aufgeheizt. Die Rollos dürfen über Nacht nicht geschlossen werden und schon kann es losgehen.

Also macht man eine Thermografie immer von außen?

Nein. Hauptsächlich macht man diese Wärmebilder von innen. Wir machen einen Mini-Blower-Door-Test, indem wir alle Innentüren öffnen und die Dunstabzugshaube anmachen. Die zieht dann die warme Luft aus dem Haus raus und die kalte rein. Dadurch sehe ich ganz genau, wo Wärmebrücken sind, z.B. an den Außentüren, Fenstern oder Dachbodennischen. Auf den Bildern sieht man dann blaue Stellen, an denen die kalte Luft reinkommt.

Was ist mit der Infrarotpistole?

Wie der Name schon sagt – Pistole. Ich kann damit zwar auch Temperaturen messen, aber für eine aussagekräftige Thermografie muss ich schon größere Flächen darstellen können.

Wie wird man eigentlich Energieberater?

Energieberater kann sich jeder nennen. Auch Thermograf kann sich jeder nennen, weil es keine geschützten Berufe sind. Ich bin ausgebildeter Fernmelder und habe an unzähligen Seminaren teilgenommen. Mittlerweile bin ich seit 10 Jahren für die LSW als Energieberater im Einsatz. Trotzdem ist jeder Kundenbesuch interessant, weil man immer wieder neue Stromfresser entdeckt.

Machen Sie dann auch Energie-Audits?

Wir als LSW bieten das an. Mein Kollege Tobias Göring ist bei der BaFa als Auditor gelistet und hat die erforderlichen Zertifikate, um Energie-Audits für Gewerbekunden durchzuführen. Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, 50 Millionen Jahresumsatz und erwirtschafteten 43 Millionen Euro sind verpflichtet, ein Audit durchzuführen. Allerdings gibt es Ausnahmen, weswegen jedes Unternehmen vor dem Audit geprüft wird, ob es die Bedingungen erfüllt.

Ich möchte eine Energieberatung in Anspruch nehmen. Wie funktioniert das?

Entweder durch den direkten Kontakt zu uns oder einen Besuch auf der Messe BaWoGa, die am 11. und 12.03.2017 im CongressPark Wolfsburg stattfindet. Dort ist die LSW vertreten und steht mit Rat und Tat zur Verfügung.

Haben Sie zum Schluss noch ein Beispiel aus der Praxis als Energieberater?

Ich hatte einmal eine Beratung bei einer Familie mit zwei Jungs 12 und 14 Jahre alt. Der Vater hat sich über seinen hohen Stromverbrauch von über 6.000 kWh gewundert. Also hat er mit uns einen Termin vereinbart. Nach dem obligatorischen Vorgespräch gingen wir in eines der Kinderzimmer. Da tränten selbst mir die Augen. Der Sohn lag mit Kopfhörern auf dem Bett und schlief. PC lief, PS3 lief, TV lief, Stereoanlage lief und natürlich brannte das Licht. Beim zweiten Sohn sah es ähnlich aus. Mit meinem Strommessgerät habe ich die momentane Leistung gemessen. Hochgerechnet aufs Jahr bin ich auf einen Verbrauch von 2.500 kWh gekommen. Der Vater war Banker. Ich denke mal, dass die Kinder heute noch tilgen.

Haben Sie auch ein gewerbliches Beispiel?

Im Gastronomiegewerbe gibt es riesige Einsparpotentiale. Da hatte ich z. B. mal eine 18 m² große Kühlkammer, die in einer Scheune stand, deren Kühlung den kompletten Sommer durchgelaufen ist. Sie werden in jeder gewerblichen Küche einen Kühl- oder Gefrierschrank finden. Und wo gekocht wird gehören diese Schränke nicht hin. Das gilt natürlich nicht für den Kühlschrank in unserer Küche.

5 Tipps zum Sofortsparen

  1. Verwende abschaltbare Steckdosenleisten
  2. Ladegeräte nach dem Laden aus der Steckdose ziehen
  3. Immer mit Deckel kochen
  4. Keine Direktheizgeräte benutzen
  5. PC und Drucker immer runterfahren

 

Infobox

Kostenlose Beratungsangebote der LSW unter www.lsw.de, per E-Mail an energiedienstleistungen@lsw.de sowie telefonisch unter 05371/802-2110.

Hinterlassen Sie eine Antwort

4 × zwei =