Farbfusion auf der Kulturpalette

Bereits in den ersten Gesprächsminuten mit Geschäftsführer Frank Rauschenbach wird klar: Der für dieses Interview angesetzte Nachmittag reicht bei Weitem nicht aus, um all die spannenden Einblicke und Anekdoten rund um das Hallenbad sowie Kultur im Hallenbad Wolfsburg erschöpfend zu Papier zu bringen.

Eine feste Säule in Wolfsburg

Das leere Hallenbad
Corona war auch für das Hallenbad ein schwerer Schlag. / Foto: FLOWWOLF

Die Rolle, die das „Hallenbad – Kultur am Schachtweg“ für Wolfsburgs Kunst- und Kulturlandschaft spielt, kann kaum genug gewürdigt werden. Was das 30 Mitarbeiter starke Hallenbad-Team hier seit mehr als 13 Jahren für den „Standortfaktor Kultur“ unter einem Dach auf die Beine stellt, nötigt unweigerlich Respekt ab. Allein der Blick auf die Homepage macht deutlich: Das städtische Kulturzentrum kommt eindrucksvoll bunt daher. Wer hier nicht fündig wird, ist selbst schuld. Live-Konzerte jeder Größenordnung (von Klassik über Jazz bis Heavy Metal), Kleinkunst, Ausstellungen, Tattoo-Messen, Public Viewings und Lesungen bilden dabei nur die auffälligsten Farbtupfer der Palette. Das Hallenbad ist Homebase des Tanzenden Theaters, beherbergt den kultigen Sauna-Klub, ein Programmkino, Tonstudios, Proberäume, Ateliers, Graffiti-Flächen und bietet mit dem Restaurant LIDO obendrein Kulinarisches aus der hauseigenen Gastronomie. Als wäre das alles nicht genug, organisiert das Team Open-Air-Events wie „Rock im Allerpark“ und pflegt Kooperationen mit zahlreichen städtischen Einrichtungen und gemeinnützigen Initiativen.

Was als Nischenkultur-Angebot begann, wuchs nach und nach zu einem umfassenden Kunst-Kaleidoskop heran – nicht nur für Alteingesessene aller Altersgruppen, sondern auch für Neubürger und Pendler. Mit durchschnittlich 500 Events und 150.000 Besuchern pro Jahr präsentiert sich die Kultur im Hallenbad Wolfsburg heute als feste und aus der lokalen Kultur-Szene nicht mehr wegzudenkende Säule. Vier Mitarbeiter und ihre besonderen Aufgaben innerhalb dieses großen Ganzen stellen wir hier vor.

Optimistisch in die Zukunft

Jazz Veranstaltung im Hallenbad
Es finden auch Jazz Konzerte in der Location statt. / Foto: Hallenbad Kultur am Schachtweg

Zurück zu Frank Rauschenbach, bei dem alle Fäden dieses durchgehenden Gesamtkunstwerks zusammenlaufen. Der Musikkenner war vom ersten Tag an dabei, nimmt selbst an etwa 80 % aller Kultur im Hallenbad Wolfsburg-Veranstaltungen teil (wobei er rückblickend locker auf etwa 5.000 Events kommt) und hat dementsprechend viel Aufregendes zu berichten. Als Geschäftsführer, der sich naturgemäß Kunst und Kultur auf die Fahnen geschrieben hat, darf er darüber die wirtschaftlichen Aspekte seines Unternehmens nicht vernachlässigen. Das stellt besonders in Krisenzeiten, wie den Nachwehen des Abgas-Skandals oder der Corona-Pandemie, auch und gerade für Kulturbetriebe mitunter eine wahre Herkulesaufgabe dar.

Trotz gelegentlicher Rückschläge zieht er positive Bilanz. Voller Optimismus blickt er in die Zukunft und seine Augen beginnen zu leuchten, als er von den unzähligen Highlights seiner beruflichen Laufbahn und den Begegnungen mit verschiedensten Künstlern berichtet. Auf die Frage nach seinem Lieblingsmenschen antwortet er wie aus der Pistole geschossen: Roger Willemsen. Der 2016 an den Folgen einer Krebserkrankung verstorbene Publizist und Fernsehmoderator war mehrfach zu Gast im Hallenbad. Roger Willemsen hat hier einen spürbar tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen. Frank Rauschenbach, bei dem sich beim Erzählen offenbar nun das schlechte Gewissen meldet, schiebt noch schnell den weltbekannten Gitarristen Dominic Miller nach, zu dessen Mitternachtskonzert Weltstar Sting höchstpersönlich im Hallenbad vorbeischaute. Die Qual der Wahl, um die den Hallenbad-Leiter sicher viele Musik- und Literaturfreaks beneiden.

Kunstausstellungen in Zusammenarbeit mit der HBK

Hallenbad Wolfsburg
Im Hallenbad Wolfsburg finden jährlich bis zu 500 Veranstaltungen jeder Art statt. / Foto: FLOW WOLF

Karin Kamolz deckt mit Pressearbeit, Marketing und Ausstellungen weitere wichtige Aufgabenbereiche ab. Sie widmet sich mit Hingabe dem Kunstschaufenster, das den Besucher gleich neben dem Haupteingang willkommen heißt. In Zusammenarbeit mit der HBK Braunschweig stellen hier viermal pro Jahr junge Künstler ihre Werke aus – Gemälde, Medienkunst, Installationen (aktuell „Dreamland – Extended“ von Jakob Zimmermann). In der Kategorie „Lieblingsmenschen“ nominiert die Kuratorin nach kurzem Nachdenken bestimmt ihre beiden inzwischen erwachsenen Kinder, die sich im hektischen Alltag zunehmend als verlässliche Stütze und Kraftquelle erweisen.

Hallenbad-Prokurist Andreas Plate gehört ebenfalls zum harten Kern des Teams. Sein Arbeitsfeld umfasst neben geschäftlichen Belangen und Vertragsangelegenheiten die gesamte Planung der Konzertveranstaltungen. Wolfsburger Musikveteranen dürfte das Szene-Urgestein insbesondere als Leiter des Tonstudios, dessen Herz nach eigener Aussage „für und mit Musik schlägt“, bestens bekannt sein. Auch seine Lieblingsmenschen finden sich im Kreis der Familie: allen voran seine beiden kleinen Töchter, mit denen er – eine der erfreulicheren Nebenwirkungen des Lockdowns – endlich wieder mehr Zeit verbringen kann.

Kulturell unantastbar

Kulturmanagerin Anna Deilecke betreut seit 2016 neben der Online-Kommunikation und dem Social-Media-Bereich mit viel Engagement das Kleinkunst-Ressort. Dazu gehören unter anderem Kabarett, Comedy, Liedermacher-Abende und das Filmprogramm des Hallenbad-Kinos. Als die Sprache auf ihre Lieblingsmenschen kommt, fallen ihr speziell die Kollegen und guten Seelen der Hallenbad-Mannschaft ein (inklusive des Techniker-Teams und der Hausmeister). Ohne das reibungslose Zusammenspiel all dieser helfenden Hände wäre für sie ein ambitioniertes Konzept wie „Hallenbad – Kultur am Schachtweg“ nicht denkbar. Fazit: Das Wolfsburger Hallenbad ist und bleibt ein kultureller Fels in der Brandung – mit Graffitis!

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