Hoch oben auf dem Klieversberg, versteckt im Wald, befindet sich die Porschehütte. Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt und Bernhard Zimbelmann bieten hier mit ihrer Künstlergruppe, Galerie und Kunstschule den Wolfsburgern einen Platz, an dem sie sich künstlerisch entfalten können 

Ein Haufen Bretter wird zum Künstlertreffpunkt

Hier trifft sich groß und klein, um kreativ zu sein / Foto: Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt
Hier trifft sich groß und klein, um kreativ zu sein / Foto: Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt

5 Jahre stand das ehemalige Konstruktionsbüro von Käfer-Erfinder Ferdinand Porsche leer, bevor das Künstler-Ehepaar es in den 1980ern vor dem Abriss bewahrte. Liebevoll beschreibt Bernhard Zimbelmann den damaligen Zustand als einen „Haufen Bretter im Gebüsch“. Hier trotzdem so viel Herzblut zu investieren, dafür gab es viele Gründe. Als junge Künstler suchten die beiden einen geeigneten Arbeitsort. Obwohl sie sich in ganz Deutschland umgeschaut hatten, fiel die Wahl schlussendlich auf Wolfsburg. Beide waren der Meinung genug Energie, Ideen und Know-how zu besitzen, um das Ganze zu entwickeln. „Wenn man sich wirklich für etwas begeistert, dann erscheinen einem viele Hindernisse kleiner als sie in Wirklichkeit sind“, erklärt der 68-Jährige. Und es hat sich gelohnt. Man kann der Kreativität hier unabhängig von städtebaulichen Rahmenbedingungen freien Lauf lassen und sowohl drinnen als auch draußen ungestört arbeiten Tag und Nacht.

Der Wald als Materialquelle

Der angrenzende Wald lässt spannende Kunstwerke entstehen / Foto: Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt
Der angrenzende Wald lässt spannende Kunstwerke entstehen / Foto: Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt

Heute, und nun schon seit mehr als 35 Jahren, ist die Porschehütte ein Ort, an dem sich Kunstbegeisterte treffen und ausleben können. Kurse für Kinder sowie für Erwachsene sind beliebt und werden gut angenommen. Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt übernimmt dabei den Bereich der Malerei und Fotografie. Ihr Mann Bernhard ist für den dreidimensionalen Bereich zuständig. Zur Unterstützung holt sich das Paar für ihre Kurse mit sechs bis acht Teilnehmern jeweils noch eine/n Künstler/in an ihre Seite. Dieses pädagogische Konzept ermöglicht es, „sich auf die Kinder einzulassen, sie dort zu fördern, wo es Sinn macht und es dort zu lassen, wo sie es schon können.“ Das Alter der Teilnehmer liegt dabei zwischen 8 und 87 Jahren. Eine junge Frau, die heute 21 Jahre alt ist, kommt seit ihrem achten Lebensjahr in die Malschule. Die Porschehütte bietet mit ihrer Lage auch jede Menge Material für die Kunst – vor allem für den dreidimensionalen Bereich. Hier wird hauptsächlich Holz verarbeitet, dass im anliegenden Wald gefunden wird. „Wir wohnen mitten im Wald und da wären wir ja Narren, wenn wir die heimischen Ressourcen nicht nutzen würden.“ In den 35 Jahren hat sich natürlich auch die Arbeitsweise gewandelt, nicht zuletzt durch die technischen Entwicklungen dieser Zeit. Neben den gängigen Bildhauerwerkzeugen nutzt Bernhard Zimbelmann beispielsweise CNC-Maschinen oder selbstkonstruierte 3D-Drucker. Denn wenn sich Aufgaben mit vorhandenen Werkzeugen nicht umsetzen lassen, muss man eine andere Lösung suchen, bauen, konstruieren oder entwickeln.

Eigene Ausstellungen und eine „Wall of Fame“

Neben unterschiedlichen Kurse gibt es auch Platz für die eigenen Ausstellungen / Foto: FLOW WOLF
Neben unterschiedlichen Kurse gibt es auch Platz für die eigenen Ausstellungen / Foto: FLOW WOLF

Zudem bietet die Porschehütte eine schöne, lichtdurchflutete Galerie, in der das Ehepaar regelmäßig ihre eigenen Arbeiten ausstellt. Ab und an ermöglichen sie auch anderen Künstlern, ihre Werke hier zu präsentieren. Bis Juni 2019 konnte man so die Arbeiten der Hamburger Künstlerin Gabriele Henze bestaunen. Im Laufe der Jahre sind so mindestens 200 regionale, nationale und auch internationale Ausstellungen zusammengekommen. Ab August 2019 sind dann wieder die Arbeiten der Inhaber selbst zu sehen. Pünktlich zu den Tagen der offenen Ateliers, an denen viele Wolfsburger Künstler ihre Ateliers für ein Wochenende öffnen. Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt gibt zu verstehen, dass viele Leute in ihre Ausstellungen kommen, weil es hier etwas zum Anfassen gibt. Das darf man im Museum beispielsweise so nicht. Den beiden Künstlern ist es zudem wichtig, mehrere kreative Bereiche zu einem Gesamtkonzept zu vereinen. Die 64-jährige selbst ist Mitglied im Tanzenden Theater, mit dessen Kooperation schon so manche Ausstellungseröffnung gestaltet wurde. So gab es eigens choreografierte Tänze und von befreundeten Musikern komponierte Musik – immer abgestimmt auf die jeweilige Ausstellung. Zwischen dem Workshop-Raum und der Galerie befindet sich die „Wall of Fame“. Hier kann man bestaunen, was die Kinder, die in der Porschehütte ausgebildet werden, schon alles geleistet haben. Auszeichnungen wie Landessieger, Bundessieger und sogar der Preis der Bundeskanzlerin sind hier zu bestaunen. Dietlinde Zimbelmann-Kerbstadt erzählt stolz, dass sie jedes Jahr bei diesem europäischen Wettbewerb, an dem ca. 80.000 Teilnehmer antreten, dabei sind.

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