Der Kunstverein creARTE e.V. als interkultureller Beitrag zur Stadt Wolfsburg
von Dora Balistreri
Es gibt vielfältige Arten, in der sich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Glaubensrichtung und Muttersprache begegnen können. Das Geheimnis für ein erfolgreiches Zusammenleben innerhalb einer Zivilgesellschaft, in der alle Akteure die Möglichkeit erhalten, sich zu integrieren, ist der Dialog. Jedoch reicht die sprachliche Ebene dafür oft nicht aus, denn nicht jeder spricht die gleiche Sprache. Die Künste – wie etwa die Bildende Kunst, die Literatur, das Theater, die Musik – gewähren dafür eine besondere Plattform. Ihre Einzigartigkeit beruht dabei auf dem Interpretationsfreiraum, welcher beispielsweise eine Fotografie, ein Gedicht oder ein Lied darbieten kann. Jeder Einzelne, der mit einem dieser künstlerischen Produkte konfrontiert wird, hat nämlich die Möglichkeit, diese so zu verstehen, wie er sie empfindet. Bei alldem spielt es keine Rolle, wie alt der Einzelne ist, aus welchem sozialen Milieu er kommt, welche Schulbildung er hat, welchen Gott er anbetet oder welche Sprache er spricht.
„Welchen Zweck erfüllen künstlerische Produkte sonst, wenn sie kein Ausstellungsort haben, welches vom Publikum besucht werden kann?“
Dora Balistreri
Die Kunst ist frei – dies ist im Artikel 5 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland verankert. Doch was bedeutet Freiheit? Etwa, dass jedem Künstler die Autonomie gewährleistet wird, seine Werke so zu gestalten, wie er es gerne möchte? Oder, dass er in seiner Kunst gesellschaftskritisch sein darf, ohne mit strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen?
Mit Sicherheit sind diese Aspekte im Grundgesetz impliziert. Doch in unserem multikulturellen Deutschland besteht die Freiheit der Kunst vor allem darin, den Zugang zu etwa Theaterstücken, Lesungen, Ausstellungen und Konzerten zu erleichtern. Es geht darum, dass möglichst viele Menschen aus den unterschiedlichen Bildungsschichten und Kulturkreisen von Kulturveranstaltungen angesprochen werden und partizipieren können, ohne von Schwellenängsten gehindert zu werden.
Als eine der jüngsten Städte Deutschlands weist Wolfsburg großes interkulturelles Potenzial auf. Durch die zahlreichen Arbeitsplätze, welche der Hauptstandort von Volkswagen vor allem ab den 1960er Jahren geschaffen hat, immigrierten viele Menschen nach Wolfsburg. Nicht wenige sind hier geblieben und haben ihre Familien nachgeholt. Flaniert man heute durch die Wolfsburger Innenstadt wird man nicht nur von den Gerüchen der verschiedenen traditionellen Restaurants-Küchen begrüßt, sondern man bekommt eine Vielzahl von Stimmen zu hören, welche sich in den unterschiedlichsten Sprachen ausdrücken.
Nicht zuletzt durch die Unterstützung der Stadtverwaltung haben sich in Wolfsburg bereits zahlreiche Vereine etabliert, welche Menschen aus den verschiedenen Ländern sowie ihre Interessen vertreten, für sie Freizeitangebote gestalten und ihre Integration in Wolfsburg fördern.
Der Kunstverein creARTE e. V. wurde im Jahr 2012 aus der Notwendigkeit heraus gegründet, internationale Kunst und Kultur in Wolfsburg eine verstärkte Bedeutung zuzumessen und ihr einen Raum zu bieten. Welchen Zweck erfüllen künstlerische Produkte sonst, wenn sie kein Ausstellungsort haben, welches vom Publikum besucht werden kann?
Die Gründungsmitglieder Silvestro Gurrieri, Quinto Provenziani, Paola Massei, Paolo Capogrosso, Ivano Polastri, und Salvatore Cinà haben diese Bewegung initiiert und die meisten von ihnen bilden bis heute den festen Bestandteil des Vorstands des KunstvereinsSie alle sind selbst Künstler und kennen die Kunstszene, weil sie in unterschiedlichen Kunst- und Kultursparten aktiv sind. Als Vorstandsmitglieder frisch hinzu gekommen sind Patrizio Stazzone in der Funktion des Schatzmeisters und seit einigen Wochen Dora Balistreri als Pressesprecherin.
Die Gründungsidee, welche auch heute noch als Hauptaufgabe vom creARTE e.V. betrachtet wird, besteht vor allem darin, der Stadt einen offenen Raum zu bieten, in dem einerseits verschiedene internationale Künstler die Chance haben, ihre Werke auszustellen und zu präsentieren. Andererseits soll die Galerie Zwischenraum am Schachtweg als Begegnungsort verstanden werden, in der sich das interkulturelle Publikum Wolfsburgs treffen und austauschen kann. Bei den verschiedenen Veranstaltungen sollen dabei keineswegs nur die Bildungselite, sondern vor allem kunstbegeisterte aus jeglichen Altersschichten und sozialen Milieus erreicht werden.
Um ein milieuübergreifendes Publikum zu erreichen, bemüht sich der junge Kunstverein um ein abwechslungsreiches Programm. Das Angebot für dieses Jahr hat mit der Ausstellung von Francesco Cannone begonnen, ein Wolfsburger Autodidakt, welches in seinen farben-frohen Bildern die Sehnsucht zu Süditalien, seine alte Heimat, verarbeitet. Bis Ende Mai lief in der Galerie Zwischenraum die Vernissage „Venus“ von den Schwestern Bonafede, zwei professionelle Künstlerinnen aus Rom, welche in ihren Bildern die vielfältige Gefühlslage der Frau darstellen. Danach folgte die Ausstellung „I colori della Sicilia“, die Bilder von Roberto Guccione zeigte. Aktuell befinden sich in unseren Räumen die Gemeinschaftsausstellung der Tischlerei Teichmann mit dem Titel „L’arte di vivere – Theater“. In Planung sind weitere Projekte mit internationalen Künstlern sowie Workshops und Seminare, in denen das Publikum selbst künstlerisch aktiv werden kann.
Als bisheriger Zwischenstand gilt: Kunst verbindet und eröffnet neue Wege der Kommunikation – und das jenseits sprachlicher und kultureller Barrieren.
Wir freuen uns auf neue Besucher online auf unserer Website oder persönlich im Schachtweg 5.
Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag und Samstag von 15:00 bis 18:00 Uhr