1) Sie sind Geschäftsführer eines Familienunternehmens. War es von Kindheit an Ihr Wunsch den elterlichen Betrieb zu übernehmen?
Gübau ist ein bereits 1948 gegründetes Familienunternehmen, das ich heute in dritter Generation leite. Insofern war es selbstverständlich, dass bereits in jungen Jahren die Frage im Raum stand, ob ich später ins Unternehmen eintreten würde. Ich hatte jedoch den Vorteil, dass mein Vater diese Entscheidung von Anfang an mir überlassen hat. Er kannte aus eigener Erfahrung den Druck der Erwartungshaltung, das Familienunternehmen weiterzuführen. Für meinen Großvater, als Unternehmensgründer der Nachkriegszeit und verbandspolitisch aktiven Menschen, war dies fast eine Selbstverständlichkeit. In meinem Fall fiel die endgültige Entscheidung erst, als ich bereits 30 Jahre war. Ein Vorteil sowohl für mich, da ich Gelegenheit hatte, mich mit Alternativen auseinanderzusetzen, als auch für meinen Vater, der mehr Möglichkeiten hatte, einzuschätzen, ob er tatsächlich in der Familie einen geeigneten Nachfolger finden würde.
2) Welche Veränderungen und Geschäftsideen haben Sie umgesetzt seit Ihrer Tätigkeit?
2015 wird das Unternehmen 67 Jahre alt. In dieser Zeit hat eine permanente Entwicklung stattgefunden. Ging es in der Anfangsphase hauptsächlich um Transporte, wie auch der Name Gübau (Güter- und Baustofftransporte) verrät, sind wir heute ein Unternehmen, das neben speditioneller Logistik auch umfassende logistische Dienstleistungen und Warehousing anbietet. Diesen Trend hat mein Vater bereits in den 90er Jahren eingeleitet und wir bauen unser Leistungsspektrum in dieser Hinsicht permanent aus. Eines meiner ersten Projekte war der Aufbau der Niederlassung Baden-Baden, die dieses Jahr 10-jähriges Bestehen feiert. Damit haben wir nicht nur unser logistisches Portfolio erweitert, sondern auch unser geographisches Profil. Wir erweitern jedoch unsere Möglichkeiten außerhalb dessen, was mittelständische Unternehmen üblicherweise leisten können. Zu meinen wesentlichen Entscheidungen gehörte es deshalb, uns durch strategische Partnerschaften zu stärken. So sind wir in mehreren Netzwerken der ELVIS-Gruppe (Anm. d. Red.: Europäischer Ladungsverbund Internationaler Spediteure, eine Gruppe mittelständischer, speditioneller Logistikunternehmen mit Partnern in Deutschland und Europa und mehr als 12.500 Lkw im Verbund) Mitglied. Beispielsweise im ersten deutschen Teilladungsnetzwerk oder der ELVIS Lead Logistics AG, die sich auf Logistiklösungen für internationale Konzerne konzentriert. Bei all diesen Entwicklungen legen wir jedoch auch Wert darauf, die Menschen in unserem Unternehmen im Fokus zu halten. Gesundheit und Zufriedenheit unserer MitarbeiterInnen stehen in den Leitlinien der Gübau gleichberechtigt neben wirtschaftlichen und umweltpolitischen Zielen. Ein Unternehmen, das keine Rücksicht nimmt auf die Belange der Menschen, die seinen Erfolg möglich machen, kann in den Augen der Gesellschafter langfristig nicht bestehen. Um den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit Rechnung zu tragen, werden wir in Kürze mit einer überarbeiteten Corporate Identity noch deutlicher machen, für welche Werte und Leistungen wir stehen.
3) Sie engagieren sich auch in Wolfsburg. Was unterstützen Sie derzeit?
Das soziale Engagement ist ebenfalls ein Punkt, der in unserem Leitbild verankert ist. Ich war im ersten Vorstand der Wirtschaftsjunioren Gifhorn-Wolfsburg, als diese als eigener Kreis aus dem Bezirk IHK Lüneburg-Wolfsburg ausgegliedert wurde. Die WJ haben als eines ihrer Ziele den Einsatz ihrer Mitglieder für wohltätige Zwecke festgeschrieben. In meiner Funktion als Fördermitglied habe ich z.B. mit der heutigen Vorstandsvorsitzenden Cindy Lutz den gemeinsamen Weihnachtsbaumverkauf der WJ und Gübau initiiert. Jedes Jahr im Dezember sammeln wir durch den Verkauf der Bäume, der im Rahmen eines kleinen Marktes mit Essen, Getränken und Kunsthandwerk sowie Tombola stattfindet, Geld für bedürftige Organisationen. Vergangenes Jahr waren dies mehr als 5.000 Euro für die Villa Bunterkund im Klinikum Wolfsburg.
Gübau selbst unterstützt auch verschiedenste Vereine und Organisationen in der Region, so z.B. in der Vergangenheit die Wolfsburger Tafel oder aktuell den Sprinter Sven Knipphals auf seinem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio. Fasziniert von dem Widerspruch zwischen den Möglichkeiten, die die Fußballer des VfL haben und den Problemen, mit denen einer der besten Sprinter des Landes in der Vorbereitung zu kämpfen hat, haben wir beschlossen, uns bei seinen ehrgeizigen Plänen mit einzubringen.
Anzahl Mitarbeiter
230
Standorte
Wolfsburg (Stammhaus), Ludwigsfelde, Baden-Baden, Velbert (Tochter: Vetra Spedition GmbH)
Anzahl LKW
90
Transporte
z.B. in den Branchen Automotive, Chemische Industrie, General Cargo
Gründungsgeschichte
1948 durch Friedrich Möhrmann in Gifhorn, heute in 3. Generation. Michael Möhrmann ist noch im Unternehmen als Hauptgesellschafter, Martin Möhrmann seit 2003 (Geschäftsführender Gesellschafter seit 2008)
Website
www.guebau.de