Musik ist facettenreich, vielseitig und kann vor allem faszinierend sein. Mit unterschiedlichen Instrumenten und den damit erzeugten Klängen können verschiedene Emotionen beim Publikum hervorgerufen werden. Als Zuhörer kommt man in den Genuss trauriger, melancholischer oder fröhlicher Musik. Man kann von den zarten Klängen verzaubert werden, in längst vergessenen Erinnerungen schwelgen oder einfach den Tonfolgen lauschen und sie genießen. Fremde Menschen können sich anhand einzelner Lieder miteinander verbunden fühlen und doch die unterschiedlichsten Gefühle damit verbinden. Ein Ort, an dem man immer wieder auf Musik trifft, ist die Fußgängerzone. Hier spielen die verschiedensten Staßenmusiker und lassen ihr vorbeiziehendes Publikum an ihrer Kunst teilhaben. Eigene Lieder sind dabei genauso vertreten wie Coversongs, die Geschichten aus den letzten Jahrzehnten wieder in die Gegenwart holen. Auch Wolfsburg und die Region haben ihr eigenes Repertoire an Musikern und Straßenmusikern, die neue Stücke und alte Klänge durch die Straßen wehen lassen. Zwei von ihnen haben uns mit auf eine musikalische Reise genommen, die neben einem Trip in die Vergangenheit auch internationale Klänge bereithält.

Vielsaitige Akustik

Robin Kapahnke in der Wolfsbugrer Innenstadt / Foto: FLOW WOLF
Robin Kapahnke in der Wolfsbugrer Innenstadt / Foto: FLOW WOLF

Robin Kapahnke hat seine Leidenschaft für die Musik in seiner frühen Jugend kennen und lieben gelernt. Seitdem hat er nicht nur die Akustikgitarre für sich entdeckt, sondern sich auch vieles selbst beigebracht. Nach seinem ersten eher spontanen Song wollte er noch mehr Lieder auf der Gitarre spielen können, um seinem Publikum das bieten zu können, was sie selbst gerne hören. Robin verbindet mit der Musik das Gefühl von Freiheit und der Möglichkeit, sich dabei komplett zu entfalten. Fremden Menschen, die ihm zufällig auf der Straße begegnen, kann er durch seine Musik einen Augenblick des Glücks bescheren. Dieser wird noch untermalt durch seine Songauswahl: Coversongs, die von heute bis in die 50er reichen, lassen das Publikum in einer ständig währenden Blase aus Erinnerungen schwelgen. Von Country, über Blues und Rock von Johnny Cash bis hin zu den Backstreet Boys – sein Repertoire ist genauso vielfältig wie das immer wechselnde Publikum. Doch geht es bei der Straßenmusik nicht nur um das Musizieren selbst, sondern auch darum, das Publikum zum Bleiben zu bringen. Die Animation gehört genauso zur Musik wie das Zupfen einer Saite. Ganz nach dem Motto „alles kann, nichts muss“ darf auch mitgesungen oder -getanzt werden. Besonders schön ist es dann, wenn die Zuhörer seine Arbeit wertschätzen und er selbst der Grund ist, wieso sich die Menschen einen Moment lang erfreuen können. Seit dem Sommer 2017 ist er als Straßenmusiker in der Porschestraße anzutreffen. Als Studenten sind die Semesterferien für ihn immer eine gute Möglichkeit, seinem Hobby intensiver nachzugehen, aber auch in der kalten Jahreszeit ist er ab und an in der Innenstadt anzutreffen. Im Winter sieht man ihn sogar in der Nähe des Weihnachtsmarkts. Nichtsdestotrotz erklärt er, dass die Musik und das Musizieren lediglich sein Hobby sind. Bei der Straßenmusik geht es ihm vor allem um eines: die eigene Freude an der Musik mit anderen teilen zu können.

Afrikanisch inspiriert

Doubassin Sanogo mit seinem Balafon und der N'goni / Foto: Doubassin Sanogo
Doubassin Sanogo mit dem Balafon und der N’goni / Foto: Doubassin Sanogo

Doubassin Sanogo stammt aus einer Griot-Familie aus Burkina Faso in Westafrika und lebt seit 2018 in Deutschland. Aufgewachsen ist er in einer Musikerfamilie, wo er schon früh seine Freude an der Musik ausleben konnte. Mit sieben Jahren hat er dann mit dem einfachen Prinzip „Learning By Doing“ die Kunst des Spielens westafrikanischer Instrumente gelernt. Noch heute begleiten ihn das Balafon – ein Xylophon mit untergehängten Kalebassen – und die N’goni – die sich als westafrikanische Stegharfe übersetzen lässt. Mit der Tradition ging allerdings nicht nur das Musizieren, sondern auch der Bau der einzelnen Instrumente einher. Daher lernte Doubassin nicht nur wie man beispielsweise das Balafon spielt, sondern auch wie man sie selbst bauen kann. In Deutschland ist er nicht nur als Musiker mit den außergewöhnlich aussehenden Instrumenten unterwegs, sondern fertigt sie auch an – manchmal sogar mit ein paar deutschen Optimierungen aus dem Baumarkt. Mit der Straßenmusik kam er erstmalig 2013 in Berührung, als er zum ersten Mal in Deutschland war. Seitdem versucht er, so oft er kann – neben seinen weiteren musikalischen Auftritten – die Fußgängerzonen mit den Klängen des Balafons oder der N’goni zu füllen. Man trifft ihn ungefähr einmal im Monat in Braunschweig und ab und an sogar in Hannover. Was für ihn genauso wichtig wie die afrikanischen Klänge selbst geworden ist, ist die traditionelle Kleidung. Um ein perfektes und authentisches Bild zu schaffen, gehören zu jedem Auftritt auch die afrikanischen Gewänder dazu. Seine Musik orientiert sich zwar stark an den traditionellen Rhythmen aus seiner Heimat, allerdings erweitert er diese durch seinen eigenen Musikgeschmack: manchmal mischt sich etwas Jazz, Blues oder Rap mit hinein. Wie vielfältig Doubassin mit seinen Instrumenten musizieren kann, zeigt sich auch bei seinen weiteren Auftritten: hier werden die westafrikanischen Instrumente auch mal mit einer Gruppe aus Dudelsackspielern kombiniert, was faszinierende neue Stücke zur Folge hat. Während er in der Innenstadt spielt, folgt er keinem klaren musikalischen Konzept und orientiert sich an seinem Publikum. Die Improvisation und Modernisierung der traditionellen Stücke sind Teil seiner Auftritte. Im Fokus steht bei ihm nicht nur der eigene Spaß an der Musik, sondern auch der des Publikums, für das er spielt. Denn wenn die Menschen sich genauso an seiner Musik erfreuen wie er, darf auch gerne mitgesungen oder getanzt werden, um der eigenen Freude einen gebührenden Ausdruck zu verleihen – vielleicht auch dir, wenn du bei deinem nächsten Ausflug in die Stadt, die Straßenmusiker genauer unter die Lupe nimmst.

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