Fridays for Future. Für Viele ist dies bereits ein Begriff, welcher entweder mit Schulschwänzen oder gutem Engagement der Schüler assoziiert wird. Entstanden ist diese Bewegung mit der schwedischen Klimaschutz Aktivistin Greta Thunberg (16), welche sich am 20. August 2018 dazu entschied, den ersten Tag nach den Ferien nicht in die Schule zu gehen. Stattdessen platzierte sie sich mitsamt Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik für das Klima) vor dem schwedischen Reichstag in Stockholm. Begleitet von großer Kritik seitens ihrer Eltern und Lehrer, streikte Greta bis zur Reichstagswahl Schwedens im September 2018 täglich. Daraufhin reduzierte sie den Streik auf einmal pro Woche am Freitag. Mit der Zeit fand die junge Aktivistin immer mehr Schüler, die sie in ganz Schweden unterstützten, indem sie freitags während der Schulzeit vor Rathäusern streikten. Mittlerweile ist die Fridays for Future Bewegung zum Schutz des Klimas weltweit vertreten, mit dem Ziel die Politiker*innen des Landes auf eine bessere Klimapolitik aufmerksam zu machen. Am 15. März 2019 wurde in vielen Städten Deutschlands für den Klimaschutz demonstriert, so auch in Wolfsburg, wo ich als Schülerin des Ratsgymnasiums hautnah und mittendrin dabei war.
Teilnehmen auf eigene Verantwortung
Während die Planungen von Demo-Sprüchen, über Klamottenfarbe bis zur Flyerverteilung für die Demo liefen und in einer WhatsApp Gruppe mit ungefähr 250 Teilnehmern geteilt worden, war für viele Schüler die große Frage, ob sie überhaupt gehen oder nicht. Immerhin hieße das Teilnehmen gleichzeitig ein unentschuldigter Fehltag in der Schule. Dies wurde auch nochmal deutlich von sämtlichen Lehrern in der Schule erwähnt, was auch viele Eltern dazu bewegt hat, die Teilnahme zu verbieten. Wir Schüler verwiesen sie daraufhin auf das Demonstrationsrecht, welches in Deutschland herrscht. Ironischerweise lautete die Antwort, dass die Schulpflicht über dem Demonstrationsrecht gilt. Typisch Deutschland. Außerdem wurde seitens der Schulleitung darauf verwiesen, dass die Demonstration ja auch nachmittags stattfinden könne und nicht zur Schulzeit sein müsse. Doch sind wir mal ehrlich. Wenn man wirklich die Aufmerksamkeit der Politik erhaschen will, dann muss man zu drastischeren Maßnahmen greifen. Wir Schüler sollten eine gute Bildung genießen, denn wir sind die Zukunft Deutschlands. Das ist hoffentlich auch den Politikern bewusst. Unterstützt durch die Aufmerksamkeit der Medien wird der Demonstration mehr Beachtung geschenkt, wenn sie während der Schulzeit stattfindet. Doch bringt es überhaupt was? Diese Frage kann man natürlich im voraus nicht beantworten. Doch sicher ist, dass wenn man nichts tut, sich auch nichts ändert. Anstatt sich also nur über den Klimawandel zu beschweren, kann man wenigstens mit der Teilnahme versuchen, etwas zu ändern. Denn wir haben nur eine Erde und für die lohnt es sich, sich einzusetzen. Genau dies taten rund 1.000 Schüler aus Wolfsburg, welche sich vor dem Hauptbahnhof trafen.
Unsere Erde gibt’s nur einmal
Man kann nicht ausschließen, dass nicht vielleicht doch einige Schüler den Streik zum Schule schwänzen ausgenutzt haben. Doch man kann mit Sicherheit sagen, dass ein Großteil sich tatsächlich für den Klimaschutz interessiert. Ich bin eine von ihnen. Mit der Teilnahme an dem Streik wollte ich mir auf keinen Fall anmaßen, es besser zu wissen als sämtliche Politiker in Deutschland. Ich will keinem erzählen wie sie ihren Job machen müssen, denn mir ist auch bewusst, dass wir am besten bei uns selbst anfangen. Heißt: Das eigene Verhalten zunächst selber kritisch zu hinterfragen. Denn jeder, der dreimal pro Jahr in den Urlaub fliegt oder selbst kurze Strecken bei gutem Wetter mit dem Auto fährt, der sollte zunächst an sich selbst arbeiten. Viele Menschen versuchen schon im Rahmen ihrer Möglichkeiten umweltbewusster zu leben. Auch ich versuche beispielsweise mein Plastikkonsum zu verringern und einmal mehr mit dem Fahrrad zu fahren. Doch mit Hilfe der Politik kann sich das umweltbewusste Leben einfacher gestalten und eine breitere Masse erreichen. Denn wenn Gesetze zur Verringerung des Plastikverbrauchs, gegen Kohleabbau und für den Naturschutz erlassen werden, leben wir Menschen automatisch umweltbewusster und können auch noch mit eigenem Engagement darüber hinaus mehr im Sinne des Klimaschutzes handeln. Um dies zu erzielen, habe ich mich dem Streik angeschlossen.
Zusammen was ändern?
Trotz mistigen Wetter war die Stimmung beim Treffen um 10:00 Uhr morgens bei den über 1.000 Schülern gut. Viele kreative Schilder sind gestaltet worden und überall konnte man in der großen Masse grüne Kleidung erspähen. Meine Freundinnen und ich hatten uns mit grüner „Kriegsbemalung” auf den Wangen angepasst. Nach packenden, leider sehr leisen Redebeiträgen von den Organisatoren der Demonstration und zum Thema passender Musik, liefen wir los in Richtung Rathaus in der Porschestraße. Anfangs etwas zögerlich, doch am Ende voll dabei, riefen wir die verschiedenen Demo-Sprüche. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!” Ich muss zugeben, dass das Gefühl einer so großen Masse anzugehören, in der alle für das Gleiche stehen, überwältigend war. Bei einem kurzen Abstecher in die Kleiststraße wurde auf Höhe der Berufsbildenden Schule pausiert. Es wurden erneut appellierende Reden zum Klimaschutz gehalten, wobei neugierige Blicke aus den Fenstern der Schule auf uns gerichtet waren. Als es weiter in Richtung Innenstadt ging, konnte ich nicht anders, als auf die Presseleute zu schielen. „Ziel erreicht”, dachte ich mir im Stillen. Aufmerksamkeit bekamen wir mehr als reichlich. Denn gerade in der (Klein-) Stadt Wolfsburg war so ein Auflauf an Menschen ein seltener Anblick. Bei der Ankunft am Rathaus hatte es zu regnen begonnen. Trotzdem blieben noch viele Schüler, um weitere Beiträge und Musik zu hören. Von außerhalb kamen zudem einige Zuschauer, darunter auch welche aus dem Rathaus. Sogar der Wolfsburger Oberbürgermeister Klaus Mohrs. Zum Abschluss wurde erneut Sprüche wie „What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!” oder „Tiere tot, Wälder platt, Wolfsburg wird ne Küstenstadt!” gerufen. Daraufhin wurde die Demonstration nach guten zwei Stunden beendet. Was für ein Erlebnis!
Erste Erfolge sichtbar
Einen großen Erfolg feiern wir jetzt schon: Der Bundesrat hat für ein Mikroplastik-Verbot in Kosmetika gestimmt. Hoffentlich war das nur der Anfang. Doch allein der Gedanke, dass wir zu dieser Entscheidung ein wenig beigetragen haben macht mich mächtig stolz. Wie einer der Redner bei der Demonstration passend formulierte: „Wir hoffen, dass in 20 Jahren in den Geschichtsbüchern, wenn sie denn überhaupt noch gedruckt werden können, steht, dass wir etwas geändert haben.”