Eine kleine umzäunte Rasenfläche. Links ein schmaler Beetstreifen mit kleinen Gemüsepflanzen – die nächste Zucchini wartet schon darauf geerntet zu werden. Rechts eine gebrauchte Europalette, die aufgestellt zu einem Mini-Kräutergarten umfunktioniert wurde, indem Minze, Rosmarin und Thymian zu finden sind. Grüne Gemüsekisten, in Reihen aufgestellt, beheimaten die verschiedensten Gemüsesorten: seien es die Tomatenstauden, an denen sich die momentan noch hauptsächlich grünen Tomaten aneinanderreihen oder der Kohlrabi, der es sich in den Kisten neben den Paprikapflanzen gemütlich gemacht hat.

Gemeinsames ernten

Die ersten Tomaten lassen sich bald ernten / Foto: FLOW WOLF
Die ersten Tomaten lassen sich bald ernten. / Foto: FLOW WOLF

Urbane Gärten sind schon in Städten wie Berlin, Dresden oder sogar Braunschweig vertreten und geben den umliegenden Bewohnern die Möglichkeit einen eigenen Bezug zur Erwirtschaftung von Lebensmitteln zu erlangen. Wie baue ich mein eigenes Gemüse an? Wann muss die passende Saat dafür ausgesät werden? Wie intensiv ist die Pflege des Saatguts? Generationsübergreifend und miteinander werden die Gärten gemeinsam gestaltet und nehmen so die Form von städtisch angelegten Gemüsebeeten an. Am Donnerstag, den 15.08.2019, war es auch bei uns in Wolfsburg soweit: der erste urbane Garten wurde nachmittags mitten in der Innenstadt – in den Gärten des Stormhofs – eröffnet. Der Bezug zur Landwirtschaft wird inmitten des Wohngebiets fortgesetzt und als kleiner gemeinschaftlicher Hofgarten nutzbar gemacht, wobei die Ansprüche, die das Wohngebiet mit sich bringt, miteinbezogen wurden. Hier zeigt sich die gärtnerische Nutzung von städtischen Flächen und der bewusste Konsum von Lebensmitteln – denn selbst angebaut schmeckt das Gemüse nicht nur besser, sondern so gestaltet sich auch der persönliche Konsum von Lebensmitteln viel bewusster. Urbane Gärten in Städten laden dazu ein sich untereinander auszutauschen und das generationsbasierte Wissen weiterzugeben, damit bewährte Methoden auch weiterhin genutzt werden können. Dabei dienen die Gärten mit den summenden Insekten und der Vielzahl an Anbaumöglichkeiten zur Entschleunigung des Alltags, wenn man sich umgeben von den Gemüsepflanzen mit den Techniken des Aussäens, Anpflanzens und Erntens befasst. Die natürliche Rückführung zur Natur findet währenddessen ganz automatisch statt und man besinnt sich zurück auf die eigenen menschlichen Wurzeln.

Initiative, die sich auszahlt

Der NEULAND überreicht den Scheck an Leonie Matt und das Projekt "Urbaner Garten"
Die NEULAND überreicht den Scheck an Leonie Matt und das Projekt „Urbaner Garten“. / Foto: FLOW WOLF

Leonie Matt vom institut für zukünfte erzählte während ihrer Rede zum Beginn der Eröffnung von den Beweggründen einen ersten urbanen Garten in Wolfsburg anlegen zu wollen. Vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurden insgesamt 17 Ziele für die nachhaltige Entwicklung gesetzt und das institut für zukünfte befasst sich besonders mit dem zweiten Ziel: kein Hunger. Dieses wird im Bezug zur Verwendung und Verschwendung von Lebensmitteln gesehen. Am Eröffnungstag stand der offene Austausch im Fokus: jeder, der Fragen zu dem Garten oder dem institut für zukünfte hatte, konnte zu Wort kommen und Anregungen äußern. Unterstützt wurde das urbane Projekt von der NEULAND Stiftung Wolfsburg, die ähnliche Ziele wie das institut für zukünfte selbst verfolgt. Während der Eröffnung gab es auch noch einen Scheck in Höhe von 200 Euro von der NEULAND, der unter anderem von Birgit Karmann überreicht wurde.

Gemeinsam denken und zusammen handeln

Gemüse satt – bald ist es für den eigenen Verzehr bereit / FLOW WOLF
Gemüse satt – bald ist es für den eigenen Verzehr bereit. / Foto: FLOW WOLF

Ins Leben gerufen wurde der erste urbane Garten in Wolfsburg vom institut für zukünfte – das selbst erst seit 2018 besteht – und die Wolfsburger an ihrer ersten innovativen Idee teilhaben lässt. Auch für die Zukunft sind weite Projekte geplant, denn Wolfsburg als grüne Stadt umzugestalten steht hier ganz klar im Fokus. Der Sinn des Instituts war es eine Plattform zu schaffen, bei der sich Gleichgesinnte über Nachhaltigkeit und die Zukunft austauschen können, aber gleichzeitig das Handeln von Bedeutung sein soll und das nachhaltige Denken jedes einzelnen weiter gefördert wird. Der Name „institut für zukünfte“ bezieht sich dabei bewusst auf die Mehrzahl der Zukunft und nicht bloß auf eine Einzelne, denn es liegt allein an den Entscheidungen der Menschen, wie sich die Zukunft gestalten lässt. Sie verstehen sich selbst als Denkfabrik, bei der man die Herausforderungen gemeinsam angehen kann und aktiv die Zukunft der Stadt mitgestaltet. Wie sehr sie dies können hat auch der Ortsbürgermeister Herr Conradt unter Beweis gestellt, als er dem institut für zukünfte während der Eröffnung mitteilte, dass sie bei einer der nächsten Ortsratssitzungen zu Wort kommen können, um dadurch noch weitere Politiker für das urban gardening und die Nachhaltigkeit begeistern können. Man kann den urbanen Garten also als wichtigen Schritt für die Entwicklung unserer Stadt sehen, um nachhaltiger zu werden und für Wolfsburg hat das institut für zukünfte noch einige Ideen, auf die wir gespannt warten dürfen. Wolfsburg soll eine grüne Stadt werden und an jeder Ecke darf es dann auch etwas Neues zu entdecken und zu ernten geben, damit die Stadt eine solide Basis für ein gutes und zufriedenes Leben der Wolfsburger bildet. Denn die Veränderung eines jeden Einzelnen hat Auswirkungen auf alle und kann ein Teil des Prozesses sein.

Und jetzt bloß das Gießen nicht vergessen / Foto: FLOW WOLF
Und jetzt bloß das Gießen nicht vergessen. / Foto: FLOW WOLF

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