Die Wolfsburger haben sehr gut mitgearbeitet in der Doppelstunde von „Lehrer Schröder“ alias Comedian Johannes Schröder, die am 1. November 2018 im Spiegelsaal des CongressPark stattfand. Die Klasse war voll besetzt und begeistert von seinem Unterricht – pardon, seinem ersten Live-­­­Solo-Programm.

Mal den Frust rauslassen

Herr Schröder World of Lehrkraft
Die Schüler machten gut mit und genossen den Unterricht.

Der Titel des Programms, eine Anlehnung an das Computerspiel „World of Warcraft“, entstand, als Johannes Schröder an einer Autobahnraststätte ein Heft dazu in­­­­ die Hände fiel. Nach 12 Berufsjahren hatte der verbeamtete Gymnasial-Lehrer die Tafelkreide gegen den Computer getauscht, um seine Erlebnisse aufzuschreiben und ein Comedy-Programm daraus zu machen. „Ich war gerne Lehrer, für Deutsch und Englisch. Außerdem habe ich die Theater AG geleitet und fand es immer toll, wie Schüler, die sonst eher schüchtern waren, auf der Bühne aus sich herausgegangen sind.“ Aber die G8-Umwandlung im Schulsystem, die vielen Konferenzen und der Druck, den diese Reform auf die Schüler ausgeübt hat, haben ihm mit der Zeit den Spaß am Schulwesen genommen. Und so hat er sein Herzensprojekt in die Tat umgesetzt.

Angefangen vor Publikum aufzutreten hat Johannes Schröder bereits vor eineinhalb Jahren. Seitdem nimmt er das „Lehrer-Cholericum“, die Schüler, das Schulwesen und auch sich selbst auf die Schippe. Er trägt dabei meist ein altbackenes Cord-Jackett in „fifty shades of brown“ und fragt: „Was macht einen guten Lehrer eigentlich aus? Empathie. Spüren, in welche Schublade das Kind passt. Mit Gefühl – wie bei der Kommasetzung…“. Das kommt gut an und hat ihm schon mehrere Preise, darunter den renommierten deutschen Kabarett-Preis „Prix Pantheon 2018“, eingebracht. Viele erkennen sich und ihre Schulzeit wieder in seinen Witzen. Und auch im Wolfsburger Publikum waren die anwesenden Lehrer und Schüler an diesem Abend schnell ausgemacht. Sie amüsierten sich prächtig über Anekdoten, wie die aus Schwaben, wo einer von Schröders Schülern genau Bescheid wusste über den Islam: „Moslems beten immer gen Neckar.“ Oder wenn er aus Schülerin Anastasias Tagebuch zitierte: „Gerade den Duden gelesen, völlig unzusammenhängender Roman. Was ist eigentlich mit dem Aal vom Anfang passiert? Und warum hat der am Ende eine Zyste?“ Hier macht Schröder Anastasias fragenden Blick nach, lässt eine Gedankenpause – und kein Auge bleibt mehr trocken vor Lachen. Schröder lebt seine „humoristische Form der Selbstverteidigung“ voll aus. Er beschreibt sein Leben am Korrekturrand der Gesellschaft und schwelgt in Erinnerungen an die Zeit vor Smartphones und Smileys, wo „noch umständlich selbst gelacht wurde“. Den weiteren Lehrstoff vermittelte Schröder an diesem Abend im Schnelldurchlauf: Metapher, Euphemismus, dreihebiger Jambus… Sein erklärtes Ziel: Einmal Lehrer des Jahres zu werden, denn er ist „der echte Herr Schrödi, die andern Herr Schrödis sind nur Pädagögis“, wie er als Highlight zum Schluss zur Musik von Eminems Song „Real Slim Shady“ rappte. Hier tobte das Publikum, das selten so unterhaltsame Schulstunden erlebt hatte und sich nun auf „ein schönes Futur 2 freuen darf“.

Traum statt Trauma

Herr Schröder World of Lehrkraft
Der ehemalige Deutsch- und Englischlehrer in seinem Element.

Würde er heute noch einmal als Lehrer vor eine Klasse treten wollen? Ja, durchaus, aber noch ist er nicht wieder bereit dazu, sagt Johannes Schröder. Raus zu kommen aus der Schule, hat sein Leben beschleunigt. Er hat seine innere Haltung geändert und ist glücklich. Jeder Auftrittsort, jeder Abend, ist etwas ganz Besonderes für ihn. Jedes Publikum ist anders. Die Wolfsburger waren so gut drauf, dass Lehrer Schröder denen, die am nächsten Tag arbeiten mussten, großzügig frei gab. Und die anwesenden Lehrer durften sich diesen Abend als Fortbildung anrechnen.

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